Einleitung von Albrecht Götz von Olenhusen
Die Thule-Gesellschaft ist wohl als zunächst eher unverdächtige Tarnorganisation des Germanenordens gegründet worden.
Ob die Thule-Gesellschaft heute noch existiert, ist mir nicht bekannt. Mir ist bekannt, daß in rechtslastigen Kreisen der Name Thule heute noch eine
Rolle spielt, ob es die Gesellschaft als (alte oder neue) Gesellschaft noch gibt, halte ich eher für unwahrscheinlich. Vor einigen Jahren tauchte jedenfalls Thule als Gruppe, Kreis oder Institution bei der sog. Neuen Rechten auf und auch in Kreisen, die eine okkulte Verbindung zwischen irgendwelchen "geheimen Mächten" und den entstehenden und sich entwickelnden Nationalsozialismus und seinen Protagonisten unterstellten und unterstellen. Dieser in Kreisen, die Verschwörungstheoretiker hervorbringen, gerne gepflegte Mythos hat mit ernstlicher historischer Wissenschaft und mit den Quellen freilich nichts zu tun.
Es ist wohl gesichert, daß Adolf Hitler nicht Mitglied der Thule war, ob er je Veranstaltungen der Thule nach 1918/9 besucht hat, ist völlig ungesichert, es gibt dazu keinerlei Belege (die Behauptung taucht aber in der Literatur immer wieder auf). Einige frühe Gefolgsleute Hitlers waren Thule-Mitglieder, einige Thule Mitglieder auch Mitglieder der Guido von List-Gesellschaft; aber Rudolf von Sebottendorffs Buch, Bevor Hitler Kam, von 1933 ist natürlich eine z.T. unsichere Quelle.
Es ist auch nicht so, daß das Ordensorgan zum Völkischen Beobachter umfunktioniert worden ist, wie mancherorts behauptet wird. Ca. 1918 hat Sebottendorf den Münchener Beobachter (Eher Verlag) erworben und einige Zeit später in Völkischen Beobachter umbenannt. Das Ordensorgan des Germanenordens war zunächst "Runen", die internen Mitteilungen des GO erschienen dann wohl von München aus, hg. von Sebottendorff, der dort auch das Programm der DSP, das er von einer Jultagung Ende 1918 aus Berlin mitbrachte, veröffentlichte, später dann auch im Völk. Beobachter. Damit wurde das Programm der DSP - mit dem der DAP - auch Quelle des späteren Programms der NSDAP. Der Thule-Bote ist später ab 1933 erschienen. Der Völkische Beobachter war im Grunde zunächst politisches Sprachrohr der Münchener Ortsgruppe der DSP, ging dann Ende 1919/1920 allmählich in die Hände der NSDAP über.
Ob Sebottendorf während seiner Aufenthalte in der Schweiz und in der Nähe von Ascona oder in Ascona auch Kontakte zu O.T.O.-Mitgliedern hatte, ist völlig ungesichert. In der Zeit vor 1920 gibt es Kontakte zu dem Okkultisten Laarss (Hummel), Leipzig, den er wohl aus dem Berlin der Jahre zwischen 1903 bis 1908 gekannt haben könnte, vielleicht auch in Berlin im 1. WK.
In der Türkei (dort war er um die Jahrhundertwende und wohl von 1908 bis 1912) war Sebottendorff angeblich Mitglied eines (irregulären) Freimaurerordens (Familie Termudi, ursprünglich Juden aus Saloniki ?), ob er Mitglied des Memphis Misraim Ritus war, muss man derzeit offen lassen.
Das Fraternitas Saturni- und Pansophie-Mitglied Walter Studinski hat einige "Geheime Übungen der türkischen Freimaurer" schon in den 1950er Jahren wieder herausgegeben. Es enthält eine sehr fehlerhafte Kurzbiografie von Sebottendorff. Die Kurzbiografie bei Tiede (ca. 1919) dürfte von Sebottendorff selbst geschrieben worden sein, ist also z.T. Teil seiner eigenen Legende.
© A.G. v. Olenhusen, im Mai 2007
Zur Quellenlage:
Ellic Howes biographischer Text zu Sebottendorff von 1968 wurde 1989 als Privatdruck von Albrecht Goetz von Olenhusen ediert und mit einer Zeittafel zur Biografie Sebottendorfs und einer Bibliografie raisonnée der Schriften Sebottendorfs (Stand 1989), herausgegeben.
In der Festschrift für Ellic Howe (1993) "Wege und Abwege" verfasste von Olenhusen ein Beitrag, der zugleich eine Kurzbiografie von Sebottendorf ist und auch seine kurze Zeit in Freiburg 1919/1920 und seine Teilnahme an gegenrevolutionären Aktionen beschreibt.
Die beste Kurzdarstellung ist die von Nicholas Goodrick-Clarke: Die Okkulten Wurzeln des National-Sozialismus, Graz 1997, die aber weitgehend auf dem unveröffentlichten Ms. von Howe von 1968 fußt, aber auch eigene Forschungen dazu verarbeitet hat.
Rudolf von Sebottendorff
Der Talisman des Rosenkreuzers 1925
Während seit einigen Tagen die Zeit zwischen den beiden Morgengebeten immer benutzt wurde, um Arabisch zu treiben, den Koran vor allem zu lesen, fing nun Osman Baba an, Erwin in freiem Vortrage mit arabischer Astronomie bekannt zu machen, immer wieder wies er darauf hin, daß sich in Wahrheit gar nichts dadurch geändert habe, daß Kopernikus das heliozentrische Weltbild aufstellte, nicht in der rechnerischen Astronomie, nicht in der ausdeutenden Horoskopie. Die Alten hätten ebenso genau, wie die heutige Wissenschaft, die Entfernungen, Größenverhältnisse und sonstigen Maße der Wandelsterne und der Erde gewußt. Verbessert sei allein die Genauigkeit der Zahlen, im Grunde wüßten aber die heutigen Astronomen weniger, als die alten, die eben auch Astrologen gewesen seien.
Die heutige Wissenschaft frage nur nach dem Grunde der Dinge, sie sei rein kausal orientiert. Gewisse Kreise des Ostens sehen nur die Form und so streben Osten und Westen auseinander. Die Astrologie sei kausal also rein wissenschaftlich nach heutiger abendländischer Art zu betreiben, sie sei aber auch erschaubar. Der Seher kommt, wenn er sich nur an die Form hält, zu denselben Resultaten, wie der Wissenschaftler, der sich mit den Ur-Sachen beschäftigt. So sei seiner Ansicht nach die Astrologie dazu bestimmt, Gefühl und Verstand zu versöhnen und den Menschen der Zukunft für beide gleich geeignet zu machen.
Erwin blickte erstaunt auf, als der Derwisch dieses vortrug, er äußerte dieses Erstaunen und fügte hinzu, daß man heut in Europa den Astrologen mit dem Scharlatan gleichsetze.
"Die Zeiten ändern sich, Du wirst, wenn Du die Geschichte durchforscht, immer finden, daß die Menschen von heut das verachten, was die von gestern hochhielten, daß aber alles, was war, wieder-verwandelt, geläutert an die Oberfläche kommt. Die Menschen haben ein zu kurzes Gedächtnis, lieber Freund. Du wirst es erleben, daß man Horoskopie wieder wissenschaftlich betreibt und daß dann durch die Horoskopie die Astrologie wieder zu ihrem Rechte kommt. Ohne ein Oben kann es kein Unten geben. Aber sage mir, mein Freund, was ist oben und was ist unten? Ist alles nicht relativ? Begriffe, die nur durch den Gegensatz sind. Der Gegensatz im Materialismus und der Theologie besteht nur im Grade. Der Theologe sagt: Gott ist ein Geist. Der Materialist: Gott ist Stoff. Der Astrolog: Gott ist Geist und Stoff.
Als Gott sich manifestierte, polarisierte er sich in Geist und Stoff: Sonne und Saturn sind die Symbole. Über diese Vielheit werden wir nie hinauskommen, denn als Geist und Stoff da waren, waren auch die beiden Polarisationen des Gott innewohnenden Gesetzes da, das durch Jupiter symbolisiert ist:
Mars, die Zentrifugalkraft, Venus die Zentripetalkraft. Du siehst, mein Sohn, daß die Einheit, die für uns Gott ist, Urkraft, Urgeist, Urstoff, wie Du sie auch nennen magst, für uns wohl das Letzte sein kann, in Wahrheit aber nie sein wird, denn immer wird man fragen: was ist dahinter? - Genau so, wie man ja auch mit negativen Größen rechnet. Es ist eine grade Linie, die so entsteht und deren Enden ins Unendliche hinausgehen. Wer aber weiß, ob nicht diese Linie doch ein Kreis ist? Dann wäre jeder Punkt des Kreises Anfang oder Ende oder auch beides zusammen.
Und stelle Dir, mein Sohn das, was ich Dir sagte, einmal bildlich vor; Gott, oder Symbol des göttlichen Gesetzes, das ja Gott ist, als Zentrum, ausstrahlend; in der Horizontalen Geist, die Sonne und Stoff der Saturn, in der Vertikalen Mars, die Kraft, die alles in die kleinsten Teile zersphttert und Venus, die Kraft, die bindet. Zwei Mittler sind es, die zwischen Geist und Stoff stehen, der Mond und Merkur. Der Mond ist das Symbol der Seele, des Gefühls, Merkur der Verstandes, des Intellekts. Durch diese beiden wirkt der Geist auf den Stoff, die Materie auf den Geist. Wundert es Dich nun, daß anscheinend auf der einen Seite der stofflich orientierte Verstand, auf der andern Seite der erschaute Geist steht? In Wahrheit eins und untrennbar, eins das Andere bedingend und nur getrennt in dem kleinen Gehirn des Menschen, der entweder nur schauen kann, dann nennt er sich einen Okkultisten, oder nur denken, dann nennt er sich einen Wissenschaftler.
Und Erwin, heut noch etwas, dann wollen wir Schluß machen, es gibt noch zwei andere Planeten, die kosmische Kräfte symbolisieren, deren Strahlungen, deren Schwingungen die meisten noch nicht spüren. Das sind Uranus und Neptun. Ordne den Uranus dem Mars und den Neptun der Venus zu, so wirst Du auch deren Wirken klar verstehen. Neptun ist die Göttliche Liebe, wie sie Dscheelal el Rumi lehrte, wie sie Jesus verkündete. Uranus aber ist Zerstörer und Aufbauer zu gleicher Zeit. Nicht Zerstörer allein, wie Mars, der nicht durch die Venus gebunden."
oOo
"Gestern," begann der Derwisch am nächsten Morgen seinen Vortrag, "habe ich kurz über die Planeten gesprochen, heute wollen wir den Tierkreis unserer Betrachtung unterziehen. Du weißt, daß man die 360 Grade der Ekliptik in je dreißig Grade unterteilte und jedem dieser Teile einen bestimmten Namen gab. Im Juli steht die Sonne im Zeichen Löwe, es ist der Monat, in dem die Sonne die größte Kraft hat, also im Tierkreiszeichen Löwe wird sie herrschen. Ich möchte Dir gleich sagen, daß meine Erklärungen nicht sehr tief schürfen, Du mußt eben suchen und wirst dann schon finden.
Erinnere Dich, daß die Sonne den Geist symbolisiert, er steigt durch die Reihe der Tierkreiszeichen Jungfrau, Wage, Skorpion, Schütze zum Stoff herab.
Das Zeichen Steinbock ist das Haus des Saturn, der dichteste Stoff. Hier ist der Geist ganz im Stoff gefangen. Tritt die Sonne in das Zeichen Steinbock, so ist es Winter, die Natur ruht. Durch die Zeichen Wassermann, Fische, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs erhebt sich die Materie zum Geiste.
Dieser Kreislauf der Sonne ist Symbol des kosmischen und damit auch des menschlichen Lebens, denn mein Sohn, der alte Wahrspruch der Weisen lautet: Wie oben so unten, oder Mikro- und Makrokosmos folgen denselben ewigen Gesetzen. Wer diese Gesetze kennt, der kennt auch den Ablauf des Geschehens.
Nun ist jedem der Planeten in der Reihenfolge seiner Geschwindigkeit, also Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn ein Tierkreiszeichen auf der absteigenden Linie, das sind die Nachthäuser, und ein Zeichen auf der aufsteigenden Bahn, das sind die Taghäuser, eingeräumt.
Nur der Mond hat, wie die Sonne, ein Zeichen, den Krebs. In dem Zeichen, in dem der Planet herrscht, ist er am mächtigsten, er wird seine Wirkung am vollkommensten zum Ausdruck bringen können.
Nimmst Du einen Stahlring, so hast Du an jedem Punkte gleiche Kräfte, aber wenn Du den Ring aufbiegst, so hast Du an jedem Punkte positiven, an dem anderen negativen Magnetismus.
So wirkt der Tierkreis als magnetisches Feld, das durch die Sonne erregt wird. Das Zeichen Widder ist positiv, Stier ist negativ, Zwillinge positiv, Krebs negativ und so fort.
Ich hatte gesagt, daß die Gottheit in vier Zuständen emanierte, wir nennen diese Zustände Elemente und so ist Mars das Symbol des feurigen, der Mond des wässrigen, Venus des erdigen und Merkur des luftigen Elements. Das fünfte Element ist der Äther und die Alten lehren, daß alles, was ist, aus Schwingungen des Äthers
besteht."
oOo
Es sind alle berufen, mein Freund, aber nur sehr wenige erreichen das Ziel. Du wirst zu den wenigen gehören, wenn Du die Tugenden des Weisen erwirbst...
Du willst wissen und nicht glauben... Du sollst denken, Erwin, aber das Denken ist nicht Alles. Lerne auch schauen. Nur dann kannst Du höher klimmen, wenn Du beide Seiten Deines Wesens entwickelst. Das Schauen
und das Denken. Dein Intellekt ist kritisch genug entwickelt, nun Schüler lerne das Schauen, vertiefe Dich in die Wissenschaft der Form.
Lerne das Symbol wieder verstehen, aber nicht verstehe es mit Deinem Verstände, sondern mit dem Gefühl, mit Deiner Seele. Der Verstand zeigt Dir nur die eine Seite. Mit andern Worten Erwin: Du mußt Deine beiden Ich zusammenschweißen.... Erinnere Dich daran, wie man zwei Stücke Eisen in eines zusammen schweißt, man macht beide weißglühend und hämmert sie dann zusammen. Damaszenerstahl wird durch den Stahl von Golkonda und Persien erzeugt, immer wieder werden die beiden Sorten zusammengehämmert, geglüht, wieder gehämmert, bis die Klinge entsteht, die so scharf ist, daß sie gleich gut Seide und Eisen zerschneidet. Auch Du mußt Deinen Körper weißglühend machen, damit Geist und Körper gleich werden. Das Mittel ist die Liebe zu den Menschen, die Liebe, wie sie Jesus hatte. Aber Freund, nur die wenigsten Menschen werden im Stande sein, diese Liebe zu praktizieren, sich auf einmal umstellen zu können. Franz von Assisi war ein solcher Mensch, der das gekonnt hat, Dschelal ein anderer.
Du mußt den natürlichen Weg einschlagen, der langsam zwar, aber eben darum sicher an das Ziel führt; das ist der Weg, den die Alchemisten und Rosenkreuzer gingen, den das Abendland verloren hat, den der Orient bewahrte.
Die Astrologie wird Dir gezeigt haben, oder wird Dir zeigen, daß das ganze Universum nichts anderes ist, als die Schwingung des Urstoffes, Äther. Wie um das Zentralgestirn Weltenkörper kreisen, genau so kreisen um das Atom, das Eure abendländische Weisheit als das letzte teilbare Ganze ansieht, um einen Zentralpunkt kleinste Partikelchen. Zahl und Geschwindigkeit dieser Partikelchen bestimmen die verschiedensten Stoffe, die Ihr als Elemente bezeichnet. Ist das aber so, und Du wirst die Beweise finden, daß es so ist, dann ist die Umwandlung eines Elementes in das andere möglich. Tatsächlich haben die wirklichen Meister diese Umwandlungen fertig gebracht, daß sie die Kunst Quecksilber in Gold zu verwandeln nicht öffentlich praktizierten, verbot ihnen die Weisheit. Lies
Schmiedel, die Geschichte der Alchemie, und Du wirst erkennen, wie töricht die wenigen gehandelt hatten, die das Geheimnis nicht wahrten.
Alles, was in der Welt ist, ist aus demselben Urstoffe und dieser Ur-stoff ist nur die andere Seite des Geistes. Als sich Gott manifestierte, war nicht eine Zweiheit da, sondern eine Vielheit, denn in demselben Augenblick, wo sich Gott in Geist und Stoff polarisierte, waren auch die Kräfte in Tätigkeit gesetzt, die das Weltall regieren und die in der Astrologie an die Gestirne geknüpft sind.
Vier Zustände des Stoffes kennt die Astrologie und sie bezeichnet den Urstoff als den fünften. Elemente nannten die Alten diese Zustände, kosmische Begriffe würden wir heute sagen müssen, da wir den Namen Elemente für gewisse Stoffe wählten, die Eure Kunst nicht weiter zerlegen kann.
Ohne den Stoff kann der Geist nicht schaffen, der Geist ist das Bleibende, der Stoff, die Materie das Veränderliche. Immer muß der Stoff zerstört werden, damit ein neues, besseres Gebilde entsteht. Der Tod ist weiter nichts, als der Übergang des Stoffes in eine andere Form, die sich der Geist bildet. Entspräche, Erwin, Dein Körper völlig Deinem Geiste, so würdest Du ewig leben.
Du selbst bist die Ursache Deines Todes, weil Du falsch lebst. Als der Stoff in der Welt immer mehr und mehr an Macht wuchs, als die Materie immer dichter und dichter wurde, da opferte sich die Gottheit und es entstand das Leben, das Leben muß die Gottheit aus den Banden der Materie lösen. Dies Geheimnis wird Dir erst nach und nach klar werden, aber auf ihm beruht der Weg, den Du gehen mußt. In jedem Menschen wie in jedem Lebewesen steckt ein Funke des göttlichen Lebens, das ewig ist, weil es Gott ist, diesen Funken zur Flamme zu bringen, daß die Flamme Dich ganz durchglüht, das ist das Ziel.
Du sprichst jeden Abend und Morgen die Formel der Bektaschiderwische. Weißt Du, was Du tust? Du stärkst Dein Unterbewußtsein, das dem Gott in Dir am nächsten steht, Du hast schon angefangen, es herauszuarbeiten. Du kannst schon lauschen der Stimme, die in Dir tönt und die immer lauter und lauter werden wird.
Nun, mein Freund, die Entwicklung kannst Du beschleunigen. Die Wissenschaft vom Schlüssel gibt Dir die Mittel. Drei Dinge hast Du, um die Arbeit zu vollenden. Den festen Willen, die Sprache und Deine Hand. Der Wille gibt Dir den Grund, die Ausdauer, die Geduld, die durchaus notwendig ist. Überstürze nichts, schiebe auch nichts auf, was Du zu tun Dir einmal vorgenommen hast. Halte aber Maß in allen Dingen. Diese Worte des Cleobolos seien Dir besonders ans Herz gelegt.
Was den Menschen vom Tiere unterscheidet, ist sein aufrechter Gang und die Sprache; der aufrechte Gang weist darauf hin, daß er nicht mit der
Erde verhaftet bleiben, daß er nach oben streben soll. Das Sprachvermögen beruht darauf, daß der Mensch mittels des Mundes eine begrenzte Anzahl von Lauten bilden kann, die er zu kombinieren vermag. Studierst Du nach diesem Gesichtspunkte die Sprachen, so wirst Du finden, daß einigen Völkern Laute fehlen, die andere haben, Du wirst auf einer höheren Warte schauen, welche Eigenschaften an das Vorhandensein geknüpft sind. Im Allgemeinen ist der Unterschied gering. Die höchst entwickeltste Sprache müßte sieben Vokale und vierundzwanzig Konsonanten haben. Hier, mein Freund, hast Du eine Entsprechung zur Astrologie, sieben
Kräfte wirken in den zwölf Zeichen, diese aber sind doppelt, negativ und positiv. Ist es nicht bezeichnend, Erwin, daß auf einer Runde der Menschheit, die noch gar nicht so weit zurück liegt, die Zeit der Griechen, meine ich, bereits in ähnlicher Weise kombiniert wurde?
Mittels der Sprache steht der sterbliche Mensch mit dem unsterblichen Geiste in Verbindung. Die Laute sind den Tasten eines Klaviers zu vergleichen, schlägst Du die Taste an, erklingt die Saite, aber das Klavier ist verstimmt, die Wissenschaft des Spieles ist Euch verloren gegangen.
Das geistige Prinzip, das in Dir ruht, Gott, ist in den kosmischen Kräften differenziert, in Dir, dem Mikrokosmos, in den Lauten. Die Laute entsprechen den kosmischen Kräften.
Die Hand ist durch die Gliederung vor allem befähigt, die feineren Kräfte des Universums aufzunehmen. Die Hand ist der Teil des Körpers, der am schnellsten und leichtesten alle Veränderungen registriert, aus der Hand ist Deine Vergangenheit und Deine nahe Zukunft zu erkennen, die alten Freimaurer nahmen daher nur solche Männer in ihre Reihen auf, deren Hände unverletzt und - schön waren. Ja, Erwin, schön. Das Gesicht ist wohl der Spiegel der Seele, aber es kann gefälscht werden, eine Maske kann täuschen, was nie täuschen kann, ist die Hand.
Mit der Hand bildest Du die drei Vokale i - a - o, mit dem Munde sprichst Du sie aus, mit den Griffen verleibst Du sie Deinem Körper ein.
Du hast das Geheimnis der Alechmisten und der Rosenkreuzer, wisse, mein Sohn und Freund, daß es auch das Geheimnis der Sufi ist und das Geheimnis der Weisen Hindostans. Und wie weit Du in der Geschichte der Menschheit zurückgehst, bis zu den weisen Ariern Chaldäas, immer wirst Du finden, daß es im Alphabet zum Ausdruck gebracht wurde. Schau die Runen der nordischen Völker Dir an, sie sind älter als Ihr denkt. Du willst ja wissen, Erwin, Du kannst nur wissen durch forschen. Dein kritischer Verstand würde immer zweifeln, ob Dein Schauen Wahrheit wäre. Aber es mußte so sein, die Menschheit muß die. Entwicklung durchmachen und so mußte das Abendland
den Intellekt bis zur höchsten Potenz entwickeln, damit es nun wieder zur andern Seite zurückkehre, zur Wissenschaft der Form.
Welches sind nun die Kräfte, die Du aufnimmst? Bildest Du i, so nimmst Du Kraft im Zustande des Feuers auf, bildest Du a, so nimmst Du Wasser, bildest Du o, so nimmst Du Luft auf. Die Erde aber bist Du selber, die Erde ist der Zustand des Stoffes, der seiner dichtesten Art entspricht. Das sind die vier Elemente der Alten.
Balle die Hand und recke den Zeigefinder aus, da hast Du das i, die Linie, die durch die grade Bewegung des Punktes entsteht.
Halte die Hand flach und spreize den Daumen, Du bildest das A, den rechten Winkel.
Krümme Daumen und Zeigefinger, daß sich die Spitzen berühren und Du bildest das O, den vollkommenen Kreis.
Du kennst ja die drei Griffe der Freimaurer, Du Meister, der Du noch Lehrling bist. Mittels dieser drei Griffe legst Du die Hand an, nachdem sie mit dem himmlischen Wasser gesättigt ist, Du erregst damit Zentren, die Euch verkümmerten, weil Ihr sie nicht gebrauchtet.
Zu beachten ist, daß die Fraternitas Rosicruciana Antiqua dasselbe Rosenkreuz verwendet, wie das auf dem Umschlag dieses Buches. Derselbe Verlag, der Johannes Baum Verlag, verlegt zur selben Zeit, 1925, Werke von Franz Hartmann, K.Brandler-Pracht (ein Freund von Arnoldo Krumm-Heller), Max Heindel, P. Ch. Martens (Mitbegründer des Illuminaten-Ordens unter Leopold Engel und Theodor Reuss) u.v.a
Das Milieu des Templer Reichs — Die Sklaven Sollen Dienen. Hanns Heinz Ewers — Lanz von Liebenfels — Karl Germer — Arnoldo Krumm–Heller — Martha Kuentzel — Friedrich Lekve — Hermann Joseph Metzger — Christian Bouchet — Paolo Fogagnolo — James Wasserman. Unbequeme Aspekte in der Geschichte des O.T.O. und Thelema.
Also: Proto-Fascist Elements in the O.T.O.
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