Ordo Templi Orientis
Ordo Novi Templi
Fraternitas Saturni
Karl Germer
Theodor Reuss
Aleister Crowley
Hanns Heinz Ewers
Arnoldo Krumm–Heller
Martha Kuentzel
Friedrich Lekve
Hermann Joseph Metzger
Lanz von Liebenfels
Mathilde Ludendorff
Herbert von Bomsdorff–Bergen
Gregor Schwarz–Bostunich
Jean Paar / S. Ipares
Ernst Issberner–Haldane
Christian Bouchet
Paolo Fogagnolo
James Wasserman

Das Milieu des Templer Reichs
Die Sklaven Sollen Dienen

Peter–Robert Koenig, 2006.


Die Sklaven Sollen Dienen, The Slaves Shall Serve - Aleister Crowley - Equinox - The Templar's Reich




Man könnte Crowley als politischen Wendehals auffassen, der sich überall anbiederte und seine Religion (Thelema) zuerst lediglich als Privatvergnügen betrieb. Je mehr Crowley jedoch mit seinen politischen, d.h. weltverbessernden Ambitionen scheiterte, umso mehr spielte er sich als Religionsstifter auf.

Crowley zog Fanatiker aller Couleurs an. Er war ein Besserwisser (nicht nur in politischer Hinsicht), der eine Religion für selbsternannte Aussenseiter zusammenstellte. Diese Religion kann man kaum als menschenfreundlich oder demokratisch betrachten.[1] Sein Thelema will Staatsreligion werden, egal welchen Staates, und der Religionsstifter biederte sich mit seiner Religion jedem Staatsgebilde an, egal wie totalitär oder radikal auch immer. Hauptsache: ein irgendwie anti–christliches Element war vorhanden. Erstaunlich am Ganzen ist, dass Thelema und der O.T.O. ja das Christentum nicht ersetzen, sondern in einen Ur–Zustand zurückversetzen sollen. So schrieb Crowley 1944, ganz im Stile von Theodor Reuss, dass es die Aufgabe des O.T.O. sei, "to restore Christianity to its real status as a solar–phallic religion."[2]

Es sollte jedoch nicht übersehen werden, welch vielfältige Art von Klientel sich von diesem Thema angezogen fühlt.

Crowleys Antisemitismus und andere unbequeme Züge dürfen nicht in den Hintergrund gedrängt werden, um Crowley für den mainstream und die academia schmackhaft zu köcherln.

Ich behaupte nicht, dass Crowley, Thelema oder der O.T.O. faschistisch oder nazistisch seien. Crowley unterhielt auch Beziehungen zu Kommunisten.[3] Totalitär wäre wohl das bessere Wort. Es ist jedoch augenfällig, dass einige menschenfeindliche Elemente in der Biographie Crowleys, im Konzept von Thelema und in den Anweisungen zum O.T.O. und in seiner Umgebung zu finden sind. Konzentrieren wir uns also auf das Auffällige. Und auf die Protagonisten. Und auf die Frage, wer sich sonst noch in diesem Milieu aufhielt: nämlich okkulte Rassisten. Und beschäftigen wir uns mit ein paar thelemitischen Mitstreitern.[4]


Die politische Ausrichtung der Orden und ihrer Mitglieder

Crowleys Diskussion mit Friedrich Lekve (dem späteren Bürgermeister von Hildesheim) 1937 über die kommerzielle Verwertung der Swastika auf Porzellantassen [mehr davon später] oder der Vorschlag, über Thelema "as base for Nazi New Order" [Tagebuch vom 5. Mai 1936] nachzudenken, legen die Vermutung eines Liebäugelns mit einer real existierenden totalitären Gesinnung nahe. So weltfremd kann der in London lebende Crowley nicht gewesen sein, ohne zu wissen, worauf er sich da einlassen wollte.

Rolf Steinberg, Nazi-Kitsch, Darmstadt 1975, Kaffeetasse, Hitlerkreuz, Hakenkreuz, Swastika

Rolf Steinberg: "Nazi-Kitsch", Darmstadt 1975.


Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden neben den Freimaurern 27 bestehende logenähnliche Organisationen, darunter auch die Okkultgruppen verboten. Den Schlussstrich unter die Nazi–Propaganda gegen Freimaurer und alle angeblich ähnlichen Organisationen setzte der Runderlass des Reichsführers SS aus dem Jahre 1937. Der Gestapo wurde der Auftrag erteilt, die verbotenen Gruppen aufzulösen, soweit sie dies nicht bereits selbst schon getan hatten.


Liste der verbotenen Organisationen 1936

Liste der verbotenen Organisationen 1936 Liste der verbotenen Organisationen 1936

[Aus: In Nomine Demiurgi Saturni, München 1998, 58.]


Nach dem Ministerialblatt für die innere Verwaltung vom 7.12.1936.[5]

Freimaurerlogen

  • Symbolische Grossloge von Deutschland, nebst Tochterlogen
  • Freimaurerbund zur Aufgehenden Sonne, Hamburg, nebst Tochterlogen
  • Grossloge zur Sonne, Bayreuth, nebst Tochterlogen
  • Grosse Freimaurerloge zur Eintracht, Darmstadt, nebst Tochterlogen
  • Grosse Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes, nebst Tochterlogen
  • Grossloge von Hamburg, nebst Tochterlogen
  • Deutsch Christlicher Orden Sachsen, Dresden, nebst Tochterlogen
  • Deutsch Christlicher Orden deutscher Dom, Leipzig, nebst Tochterlogen
  • Grosse Nationalmutterloge zu den 3 Weltkugeln, Berlin, nebst Tochterlogen
  • Grossloge von Preussen, genannt zur Freundschaft, Berlin, nebst Tochterlogen

Freimaurerähnliche Organisationen

  • Odd–Fellow–Orden
  • Druiden–Orden
  • Rechabiten–Orden [?]
  • Grossloge "Le Droit Humain" (Co–Freimaurerei)
  • Internationale Arbeiter–Freimaurerloge
  • Arbeiter–Freimaurerbund
  • Die Finniere am Offenen Tempel, Winkelloge in Leipzig
  • Loge der Schaffenden "Colonis" e.V.
  • Orden der Ritter vom Heiligen Gral, Berlin, Frankfurt am Main
  • Anthroposophische Gesellschaft
  • Mazdaznan–Bewegung
  • Ebdar (Ermächtigte Bruderschaft der alten Riten), Orden vom Heiligen Gral im Orient von Patmos — Organisation Bo Yin Ra
  • Orientalischer Templer–Orden (O.T.O.)
  • Fraternitas Saturni (einschliesslich Esoterische Studiengesellschaft)
  • Illuminaten–Orden (gegründet 1896)
  • Orion–Bund (Adonistische Sekte Dr. Musallam Sättler)
  • Rosenkreuzer–Gesellschaft in Deutschland
  • Grals–Orden (*norusnin–Sekte) [Unleserlich. Siehe Scan]
  • Grossloge "Wahrer Weg", Hannover, und "Weg zum Licht", Magdeburg, Spiritistische Logen
  • Summum Supremum Sanktuarium des Alten Schottischen Ritus der Freimaurerei in Deutschland
  • Swedenborg–Ritus der Freimaurerei
  • Orientalischer Templer Orden
  • Hermetischer Orden der Goldenen Dämmerung
  • Misraim–Ritus 90°
  • Orientalischer Memphis–Ritus 97°
  • Alter und angenommener Ritus von Heredom
  • Hermetische Bruderschaft des Lichtes
  • Fraternitas Rosae Crucis
  • Neue Gnostische Kirche
  • Neuer Illuminat
  • Allgemeine Pansophische Schule
  • Pansophische Societät

Korporative Zusammenschlüsse

  • Verein Deutscher Freimaurer, Leipzig
  • Freimaurerische Vereinigung "Rat und Tat" in Frankfurt a.M.
  • Freimaurerische Jugendvereinigung "Gefolgschaft der Georgsknappen" in Dresden

Ferner

  • Deutsche Friedensgesellschaft
  • Paneuropäische Union Deutschland e.V.

Am 28.6.1937 ferner verboten

  • Bund Deutsche Schlaraffia e.V.


Dem gesellten sich bald noch die Atlantischen Adepten (Meister Therion) dazu.

Der Runderlass war wohl der abschliessende Akt.[6] Zuvor hatte man die Logen bereits zur Selbstauflösung aufgefordert. Wer dem nicht nach kam, wurde 1937 endgültig verboten.

Eugen Grosche, Gründer der Fraternitas Saturni, von dem obige Abschrift des Runderlasses stammt, flüchtete vor den Nazis in die Schweiz.


Karl Germer

Karl Germer, Crowleys bester Freund, landete im Konzentrationslager. Dieser KZ–Aufenthalt wird bis heute gerne als Feigenblatt verwendet, um Vorwürfen faschistoider Tendenzen im O.T.O. zu begegnen.



[Faksimile in "Materialien zum O.T.O.", München 1994, 45.]


Der Haftbefehl vom 13. Februar 1935 lautete: "Sie haben durch die ständige Verbindung mit dem im Ausland lebenden Hochgradfreimaurer Crowley dessen staatsfeindlichen Umtriebe unterstützt und durch die Verbreitung seiner Lehre versucht, in Deutschland Anhänger für ihn zu werben."[7]

Germer glaubte, seine Verhaftung sei im Zusammenhang mit Artikeln im völkisch–antisemitischen "Judenkenner" zu sehen. [Dazu gleich mehr].

Die FBI–Akten über Germer zeigen jedoch, dass er gemäss diesen Unterlagen selbst von Herrenmenschen geschwärmt haben soll:

Karl Germer FBI Herrenmensch Karl Germer FBI Herrenmensch Karl Germer FBI Herrenmensch

"Informant advised that subject has stated he is of the opinion that HITLER is right in believing Germans are the 'Master Race'. Subject's conversation is alleged to be violent Nazi propaganda."

"*** that he has often heard of ALEISTER CROWLEY's being consulted by HITLER concerning his 'Black Magic' and he has often heard GERMER state that he, GERMER, is a believer of HITLER's ideology to the extent that he, too, believes that the Germans are a 'Master Race'.

I have felt worried because his conversation is violent Nazi propaganda."



Nur weil jemand im KZ gelandet ist, heisst das noch lange nicht, dass er keine faschistoide Weltanschauung vertreten hat. Viele Ariosophen und rabiate Antisemiten wurden von den Nazis verboten. Lanz von Liebenfels zum Beispiel, der mit seinen Schriften Adolf Hitler beeinflusst haben soll [mehr darüber später]. Den Nazis war das alles zu undeutsch, zu schwärmerisch, zu okkult.
Mathilde Ludendorff, Verfechterin der völkischen Weltanschauung, ortete ganz konkret 1933 im O.T.O. ein Brutnest für "Induziertes Irresein durch Occultlehren".[8] [Dazu gleich mehr].


Aleister Crowley

Crowleys pro–deutsches Interesse wurde schon in den 1910er Jahren offensichtlich. So gab er zusammen mit Theodor Reuss, dem Gründer des O.T.O., während des Ersten Weltkriegs pro–deutsche Propaganda heraus. Durch dieses Wühlen im Untergrund lernte er Hanns–Heinz Ewers kennen, der angeblich schon seit 1906 in Kontakt mit dem O.T.O. gewesen sein soll.[9]

Crowley war dermassen von Ewers begeistert, dass er auf eine Übersetzung seiner Gnostischen Messe ins Deutsche durch Ewers hoffte.[10] Beide, Ewers wie auch Crowley, publizierten pro–deutsche Propaganda in der damaligen Zeitschrift "The International". Es war aber Reuss, der einen Crowley–Text und 1917 die Gnostische Messe übersetzte und publizierte. Ebenfalls Crowleys "Honesty is the best Policy" wurde von Reuss übersetzt.

Beachtenswert ist der Verlag: im selben Verlag von F.E. Baumann wurden auch die pro–deutschen Hetzschriften des Jean Paar vertrieben. Davon gleich mehr.

Theodor Reuss, Aleister Crowley — Das Gesicht Englands

[Von: 'Der Grosse Theodor Reuss Reader', München 1997.]


The International, Aleister Crowley, Hanns Heinz Ewers



Hanns Heinz Ewers

Ewers war verantwortlich für einige Drehbücher der bekanntesten Filme des Expressionismus der 1920er Jahre, z.B. "Der Student von Prag". Er schrieb die Romane "Alraune", "Das Grauen", "Die Besessenen", "Horst Wessel" (im Auftrag von Hitler), "Nachtmahr", "Mein Begräbnis", "Vampir", "Zauberlehrling" und eine Reihe von Werken, die in der Tradition von Crowleys Romanen stehen und Eugen Grosches schlüpfrigen Okkultroman "Exorial" vorwegnehmen. Ewers Roman "Vampir" von 1920 handelt von Blutdurst, dem Aufschneiden von Brüsten und dem Trinken von Blut. Motive, die gern von Okkultisten verwendet werden.

Hanns Heinz Ewers Vampir Horst Wessel Mein Begräbnis Reiter in Deutscher Nacht Alraune Tannhäuser Geisterseher Nachtmahr Zauberlehrling Ameisen Grauen Kilian Menkels Veränderung

Hanns Heinz Ewers Horst Wessel Ein deutsches Schicksal Cotta'sche Buchhandlung Stuttgart und Berlin 1932

Hanns Heinz Ewers: "Horst Wessel. Ein deutsches Schicksal", Cotta'sche Buchhandlung Stuttgart und Berlin 1932.



Interessant ist die persönliche und politische Entwicklung Ewers'. Er trat 1931 der NSDAP bei, wurde 1934 selbst von den Nazis verboten und unterstützte fortan verfolgte jüdische Freunde. Kurz vor seinem Tod 1943 ermöglichte er seiner halbjüdischen Lebensgefährtin die Flucht in die Tschechoslowakei.


Adolf Hitler

Während des Zweiten Weltkrieges bot sich Aleister Crowley beim englischen Geheimdienst als Experte für Astrologie und Okkultismus an, um bei der Verhörung von Rudolf Hess teilzunehmen. Crowley kannte Ian Fleming (Autor der James Bond Romane) von der "Naval Intelligence" persönlich. Fleming war jedoch weder im MI5 noch im MI6, die zuständig gewesen wären. Kopf von MI5 war Sir David Petrie von 1940–1946, Kopf von MI6 Stewart Menzies. Crowley versuchte nun via Fleming anstatt durch Petrie, Hess zu treffen.

Aleister Crowley Rudolf Hess Ian Fleming

Rudolf Hess kam am 10. Mai 1941 in Schottland an, worüber die Presse am nächsten Tag berichtete.



Hess war in Ham Common inhaftiert. Nach drei Wochen Befragung durch die Behörden wurde Hess in den Tower von London überführt und verbrachte den Rest des Krieges in Wales und Gloucestershire. Ham Common liegt zwischen Richmond und Kingston, im Südwesten Londons und südwestlich von Richmond Park. Hier soll Crowley dann angeblich Rudolf Hess getroffen haben. Quelle dieser Behauptung ist ein Wächter von damals. Weitere Quellen gibt es bislang nicht.[11]



Hermann Rauschning, Hitler Speaks, Gespräche mit Hitler, Aleister Crowley


Crowley kritzelte Hermann Rauschnings "Hitler Speaks" von 1939 ["Gespräche mit Hitler", 1940] mit Kommentaren voll, die ihm bewiesen, dass Hitler für "Mein Kampf" vom Liber AL kopiert habe. So lautete zum Beispiel ein handschriftlicher Eintrag Crowleys: "He almost certainly got the [Swastika] from us. I personally had suggested it to Ludendorff in '25 or '26 [...]"[12]

Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff (1865–1937) unterstützte eine zeitlang Hitler und die NSDAP. Für Ludendorff lag das Übel der Welt bei Christen, Juden und Freimaurern. Bislang ist jedoch kein Nachweis für Crowleys Behauptung aufgetaucht, Ludendorff getroffen zu haben. Frau Mathilde Ludendorff hingegen wetterte vehement gegen den O.T.O. und sah 1933 in Crowleys Gnostischer Messe nur "Schwachsinn."


Mathilde Ludendorff, Induziertes Irresein durch Occultlehren, Nachdruck Pähl 1970 Mathilde Ludendorff, Induziertes Irresein durch Occultlehren, Nachdruck Pähl 1970 Mathilde Ludendorff, Induziertes Irresein durch Occultlehren, Nachdruck Pähl 1970

Mathilde Ludendorff: "Induziertes Irresein durch Occultlehren", Nachdruck Pähl 1970.

Frau Ludendorff streift mit ihrer Kritik an der Liste der Heiligen in Crowleys Gnostischer Messe auch den Kontext des Fetischismus: "Erwähnen müssen wir hier nur, daß — wie allerwärts in Occultlehren so auch hier — der etwa noch über das Ekelhafte und Schamlose ebenso wie über den Schwachsinn Überraschte damit 'bescheiden' gemacht wird, daß ihm die Namen großer Männer der Vergangenheit aufgezählt werden, die auch dem Orden angehört hätten. Es wird ganz ebenso wie in der christlichen Kirche und der Freimaurerei hier entgegengehalten: 'Wollt ihr mehr sein als sie, klüger sein als diese Großen, die das glaubten'; so sagen die Priester, und das soll diese Aufzählung sagen. Bescheiden begibt sich das Opfer daran, lieber an seinem eigenen Werte zu zweifeln als an dem der Lehre, die von so vielen Großen, so vielen erlauchten Geistern geglaubt wurde! So wird denn auch in dem Ordo Templi Orientis ganz wie in den Freimaurerlogen eine ganze Reihe solcher Männer stolz aufgezählt, die vielleicht niemals dazu gehörten oder aber überrumpelt wurden und, durch Gelübde gebunden, nicht 'austreten konnten', wie diese Geheimorden es ja meist verfügen! Der Dekan nennt also, ehe die blasphemische Abendmahlfeier beginnt, der Gemeinde die 'großen Weisen aller Jahrhunderte, die dem Orden angehört' hätten. Von Deutschen führt er 'Wolfgang von Goethe, Ludwig, König von Bayern, Richard Wagner, Ludwig von Fischer, Friedrich Nietzsche' an. Die Gemeinde kann natürlich nicht prüfen, was geschwindelt ist, und bewundert sich selbst von wegen der erhabenen Gesellschaft, in der sie sich da befindet. Das aber ist wiederum von höchster Bedeutung für die Festigung der Verblödung in den künstlich krank gemachten Jüngern, denn nun stülpen sie in ihrer Seele die Begriffe von Weisheit und Blödsinn um. Was sie früher Blödsinn nannten, halten sie jetzt für weise, was ihnen früher klug und klar und weise erschien, halten sie nun für wertlose Irrlehren. Darauf aber kommt es den bewußten Menschenverblödern ja gerade an! Und dafür lohnt es sich schon wirklich, Weise der Vergangenheit unter Vorflunkern ganz anderer Lehren und Ziele in den Orden gelockt zu haben, wie sie es mit einem Friedrich den Großen, Fichte, Lessing und Mozart u. a. taten, als sie diese Männer in die Freimaurerlogen lockten, um dann sorglich über deren gründliche Enttäuschung zu schweigen!" Nachdruck 1970, Seite 90.



In seinen Tagebüchern notierte Crowley seine Träume von Hitler. Am 4.2.1938 träumte er "about Hitler & cigars & Magick & my horse Sultan. I was running Germany for him," denn "Fascism must always fail because it creates the discontent which it is designed to suppress." Am 2.6.1939 träumte Crowley wieder von Hitler. "I had several long talks with Hitler a very tall man. Forgot subject, but he was pleased & impressed: ordered all my books translated & made official in Germany." Tagebucheintrag vom 17.10.1939: "Hitler reported dead from a surfeit of raspberries." Am 24.1.1940 erneut ein Traum mit Hitler und "Phallic geometric pictures, Satanic parodies of diagrams" etc. Am 29. Juli 43 sah Crowley einen Zeichentrickfilm: "Saw show of cartoons lampooing Mein Kampf, with appropriate quotations. Taken in these selected doses, what a masterpiece! And how patent & profound a debt he owes to AL!"

Nach dem Krieg folgte die Kehrtwendung: "Himmler, the Schweinhund [sic] & worse who put Karl Germer on Concentration Camps – chiefly because he was my friend! – killed himself after capture."[13]


John Symonds The Medusa's Head Mandrake Press London 1991 Aleister Crowley Adolf Hitler Martha Kuentzel

"The Medusa's Head", John Symonds Roman über ein angebliches Treffen zwischen Hitler und Crowley. Thame, England, 1991. Auflage von 350 nummerierten Exemplaren.



Thelema

Bevor wir jedoch den Crowleyanern die Etiketten totalitär oder Faschist anheften, sollten wir die Grundzüge des thelemitischen Weltbildes unter die Lupe nehmen. Thelemiten sehen sich als Subjekt und die Nicht–Thelemiten als Objekt, als benutzbare "Sklaven, die dienen." Letzteres bezieht sich auf alle, die nach Ansicht der Thelemiten in Unfreiheit leben: Abhängige, Süchtige, Schwache: in anderen Worten: Versklavte. Thelemiten versuchen, gegenüber der Öffentlichkeit Rituale oder Ritualanleitungen, wie die Mass of the Phoenix, Liber Nu, Liber Had, Liber Astarte, Liber Thisharb, Liber VII, X, LVX, XC, CCXXXI und andere aus der Wahrnehmung verschwinden zu lassen, indem kaum darüber diskutiert wird, da diese im sozialen Kontext problematisch scheinen, auch wenn viele dieser Texte keine direkten O.T.O.–Texte sind, sondern eher Crowleys A...A... zuzuordnen wären.[14] Zum Beispiel: "The weak, the timid, the imperfect, the cowardly, the poor, the tearful – these are mine enemies, and I am come to destroy them," Liber Tzaddi (XC): 25.[15]

Thelemiten, wie eigentlich alle Okkultisten, leben in einem dichotomen, manichäischen Weltbild, worin sie die Auserwählten, die Überlegenen und die anderen Nichts sind. Diese Thelemiten (es gibt sicherlich auch Ausnahmen) leben in einem Universum beherrscht von Gut und Böse. Im thelemitischen Gedankengut herrscht nun auch das Bestreben nach dem Jenseits von Gut und Böse, was als das Durchqueren des Abyss bezeichnet wird. Vorerst jedoch gilt: Alles ist entweder Gut oder Böse, Meister oder Sklave, Täter oder Opfer, Gott oder Untermensch. Das spiegelt sich im Sprachgebrauch wider, sobald unliebsame Mitglieder, Ex–Mitglieder, Kritiker, die Kirche, der Staat, Behörden oder wer auch immer ins Visier genommen werden. Dem widerspricht die Selbstdarstellung gegenüber der Öffentlichkeit, aus der man Mitglieder fischt. Eugen Grosche sprach in diesem Zusammenhang von "Menschenmaterial."

Totalitär ist nicht nur die religiös–philosophische Ideologie Thelema, sondern auch die Gefühlshaltung, die Wertvorstellungen, die Ansichten über das Auserwähltsein, die Rollenidentifikationen, das projizierte ungerechte Schicksal der Thelemiten und die daraus abgeleitete gerechtfertigte Prädominanz über die Nicht–Thelemiten. Politisch gesehen äussert sich das im Antidemokratischen, egal welcher Couleur.


Demokratie

Crowley hoffte 1922, dass sich ganz Israel dem Gesetz von Thelema unterwerfe, denn er selber, der Anti–Christ, sei doch der Messias, auf den die Juden warteten. Wie passt denn das nun wieder zur angeblich faschistoiden Gesinnung Crowleys?

Crowley war ein politischer Opportunist. Es scheint, als ob er für die Realisierung seiner Ideen fast jeden Pakt geschlossen hätte. Seine politische Hauptaussage lässt sich aus seinem Tagebucheintrag vom 29. Mai 1923 herauslesen: "I'm certainly not an anarchist, for the family is the smallest and so vilest unit of government: nor a Socialist, for the State is the largest and so the least human unit. I suppose then, that – with Ethyl as without – I want a Patriarchal–Feudal system run by initiated Kings."

In einem Brief an Grady McMurtry vom 18.8.1943 zieht sich Crowley die adlige Perücke an: "The system of the Book of the Law is aristocratic; I am an aristocrat. A better word for democracy is ochlocracy – the rule of the mob. It all depends whether you want quantity or quality. Are you going to produce sonnets or Sunday newspapers?"

Crowley wollte seine Religion staatsbeherrschend einsetzen: "Es ist beabsichtigt, dass die weltliche Macht des Staates zum Gesetz [von Thelema] gebracht wird" (Liber CI, 1919, 40).[16]

In weiteren Publikationen liest sich das folgendermassen:

"This is the central doctrine of Thelema in this matter. What are we to understand by it? That this imbecile and nauseating cult of weakness – democracy some call it – is utterly false and vile."[17]

"The principle of popular election is a fatal folly; its results are visible in every so–called democracy. The elected man is always the mediocrity; he is the safe man, the sound man, the man who displeases the majority less than any other; and therefore never the genius, the man of progress and illumination."[18]

In seinen "Confessions of Aleister Crowley" schreibt Crowley in Kapitel 87: "But so far as I understand it at all, it seems as if my work were to construct a model of a new civilization to replace that which we see before our eyes reeling towards catastrophe.... I will only say that my main idea had been to found a community on the principles of The Book of the Law, to form an archetype of a new society. The main ethical principle is that each human being has his own definite object in life. He has every right to fulfil this purpose, and none to do anything else. It is the business of thecommunity to help each of its members to achieve this aim; in consequence all rules should be made, and all questions of policy decided, by the application of this principle to the circumstances... [...] I have attained to understanding, I have made my magical model of society, and I await the moment when those who have chosen me to carry out their colossal conception summon me to stand forth before the world and execute their purpose. At this point, then, I leave my memoirs. My individual life is ended forever. It was always a mere means of bringing The Book of the Law to mankind."[19]

Während England sich im Krieg befand, sinnierte Crowley über eine neue Abbey of Thelema nach, in der er über seine Herde herrschen wollte: "The ultimate aim is to have quite populous Abbeys, with every type of talent represented, so that there will be a body of capable and intelligent people to rule the herd, and save the useful elements in our past civilization from being swamped by it."[20]

Überspitzt könnte man also sagen, dass Crowleys Glaubenssystem darauf abzielt, Einfluss, wenn nicht sogar Macht über alle Lebensbereiche und alle verfügbaren Gebiete und nicht nur die Weltanschauung zu erlangen.


"I Am Thelema": Crowley und Rassismus

Folgende Auszüge sind aus der schon zitierten online–Version von "Confessions of Aleister Crowley" auf www.hermetic.com.[21] Die Schlüsselworte sind: race, Jew, Indian, Chinese, Egyptian, Irish, Mexican.[22]

"We should never have shown our weakness to the Indian student who fills Bengal with the tale of his sexual conquest of white women, our servant girls who took…"[23]

"The British official in Ceylon is a very different Person from his Indian colleague. He is not 'heaven–born' in the same consecrated and ineluctable way."[24]

"… certain to produce disaster. Similarly, hashish, which excites certain types of Arab, Indian, Malay or. Mexican to indiscriminate ..."[25]

"In Colombo this world problem solves itself; for the Indian toils, without ambition or object, from sheer habit; the European bosses things, with ..."[26]

"No one could have suspected that he had a Bengali grandmother. But in the first twenty–four hours I had discovered the truth of the aphorism 'Blood will tell'."[27]

"… brainless Scandinavians usually are. The doctor was a Bengali named Ram Lal Sircar, a burly nigger of the most loathsome type."[28]

"One cannot fraternize with the Chinese of the lower classes; one must treat them with absolute contempt and callousness."[29]

Dies sind lediglich Auszüge aus EINEM Buch Crowleys. Es würde den Rahmen dieser Studie sprengen, alle aufzuzählen. Lediglich diesen noch: "... we [British] always somehow instinctively think of the Italian as a nigger. We don't call them 'dagos' and 'wops' as they do in the United States, with the invariable epithet of 'dirty'; but we have the same feeling."[30]

Im Caliphat hingegen ist Rassismus einer der Gründe, um aus dem Orden verstossen zu werden. Ich beziehe mich auf einen konkreten Fall in einer der vielen amerikanischen Logen, bei der 2001 ein Mitglied verschiedener Vergehen verdächtigt wurde. Die Chefs warfen ihm Folgendes vor:

  • On more than one occasion, we are informed that you and other senior initiates at the Camp used the word 'nigger' and otherwise indulged in racial slurs in hearing of members and visitors. This is inappropriate during OTO events.

  • Use of drugs during OTO events is alleged. This is, as you know, a very grave charge.

  • During OTO events, sex in public space, without the foreknowledge of all those attending, is alleged. The College has no desire at all to legislate who does what to whom, but those who don't want to participate need to be able to exercise that option without leaving the scheduled event prematurely

  • During initiations, it is alleged that officers and candidates have been intoxicated to the point where the ritual was affected. As you know, the safety memo in the initiator's manual expressly forbids an initiation to proceed when either officers or candidates are impaired.[31]



  • Crowley und Antisemitismus

    "A similar case is presented by the Jew, who really does only too often possess the bad qualities for which he is disliked; but they are not proper to his race."[32]

    "In the previous spasm she had rushed to the registrar the most nauseating colopter that ever came under my microscope. It was a Whitechapel Jew."[33]

    In seiner soeben zitierten Autobiographie schrieb Crowley gegen interracial marriage in Ägypten und beschrieb the bad effect der Rassenmischungen zwischen Ägyptern, Griechen, Armeniern und Juden. "I had quite a number of other small adventures during my short stay in Morocco. The character of the people corresponds very closely with my own in its more salient aspects. I liked them very much better than the Egyptians, who seem to me to suffer from too much history, too much civilization, too much commerce, too much admixture of blood; and above all, too much cosmopolitanism. The Egyptian has little national character, he had been pauperized by the influx Europeans, and corrupted by the 'evil communications' of Greeks, of Armenians and the objectionable type of Jew. The Jew in Morocco is, on the whole, a very fine fellow. He has a religion and a point of honour, to say nothing of his pride of race. It has been said that every nation has the government which it deserves. I would add, the type of Jew which it deserves. His imagination and sensitiveness make him the touchstone of his surroundings."[34]

    Crowley definierte, was er unter "the objectionable type of Jew" verstand. Der Kontext der folgenden Passage handelt von den Zeichen im Horoskop: "One must further remark that each sign governs two main types ... the active and the passive. Thus Aries: the high brows, long face, aquiline nose, tall thin muscular figure, shows the fiery and martial qualities of the sign. But there is an evil and averse counterpart corresponding to the ovine nature. We have the gross, hooked, pendulous proboscis; the thick, flabby, moist lips; the patient stupid eyes, and timid, hunted gait of the bad type of Jew."[35]

    Crowleys Tagebücher sind voller antisemitischer Ausbrüche. Es ist wegen ihrer Menge sinnlos, hier alle aufzulisten. Ein paar Beispiele nur:

    "He now cheats me just a little on each payment, like a Jew clipping coin."

    "I told him he was like an old Jew clipping coin. Foul swine!" "The great psychological Mystery is how any one can believe in Xianity who has ever seen a Jew." "Bill & I bust up the whole cafe, over a Jew who would wear his hat. I disliked the shape." "Yorke rang up: must get #500 from Jews (Bar the Jews!)." "Simon – –a very lousy Jew." "Astrological note. People with Aries rising – –very aggressive – –get stolid & fat as Taurus comes up. Ex: Lady Owen. Also, generally, Jews." "Played very good chess v. Lommer & the spectacled Jew" "Saw delightful Jewess Ass enough to ask Aldo Philipson to lunch. An imbecile renegade Jew—'Catholic.' Really bestial. I stood him for 3 1/2 hours!!! and then he wanted to measure the carpets! Where was 'faith' then?" "trouble with Refujews." "All quiet, bar old Martha fining(?) the Refujewess." "Talk with wide –awake Jewesses & Karen." "Spasms after lunch: I called for help. Jews, hearing, rang up police to complain!!!" "Baddish night, with overhead Jews raising hell all the time" "a symbol to bring victory (Pentagram spoilt by Jew –Bolshie assn. in minds of idiots)" "my idea to seek it in Jews shops. Gamage, in particular. (Gamage a Jew?" "Note that the Refusal to count money is the complete upset of the base of old –Aeon ideas of Equity. It is the Nay saying to the spirit of the Jew, which has rotted the soul of mankind. No more let the heroic man, who has risked his life daily & lost a limb or two, starve on the doorsteps of the coward he had protected!" "Got off with Persian Jewess(?) whom I marked down some days ago. Message: 51. Kan. Found good room at Zetland House & took it. Later (of course) the hag sent round to cancel it! Jewess, very sly, came room–hunting" "Diana Parker (a Rumanian Jewess) in tub(?) with grandchild of hag" "here is a very stupid Jewish tart" "Alice to tea. Ham likes her, has never seen a more obvious jewess" "Ham brought Liversidge who appears a cheap frivolous Jew – very low class Nail up Jew hogs." "Miserable letter from Frieda. By arrogance, and domineering, and bullying her supposed inferiors, she does not compensate for her cringing fear of the foul Jew she married" "'Laides in Retirement' at regal, pretentious vulgar house, reminding one of those ghastly 'province' joints in Berlin. The German jew in heaven!" "Lady Waldie –Griffith. Me half dead. All talk anti –Jewish." "Christ Child rang up, got Pam & me to Hatchett's & ne Berens (Late Behrens – how deep a disguise!) Bloody row about jews –B felt the pressure. Pam here – Louis dropped in – so I got neither properly! Went to join the Christ Child at Hatchett's. he had a horrible Jew racketeer with him" "Royal Colonel (a German Jewish wench!) salutes Guards" "'To hell with Huns & Jews!' you sing?/ Come, come now, think it over!/ All honour to our noble King,/ And General Eisenhower!" "Long letter from JWP 5 FH in form. TB came for her; very Jewish & vampirish. Has been lying to me: I wonder if her stole Eq III 2." "The swine 'Michael Juste' won't pay oh God! Send us a Hitler! The foul Jew in the hotel has almost destroyed it in 3 days" "David Curwen[36] 136 Mary'B Rd low Jew pal of Mike." "Sat o Brains Trust with two quite intelligent jews, and a garrulous female who gibbered."

    Im Kontext von Thelema sind vor allem diejenigen antisemitischen Stereotypen ausschlaggebend, die im Zusammenhang mit der Auslegung seines Liber AL existieren. Crowley hat explizit verboten, das Liber AL zu diskutieren: "Those who discuss the contents of this Book are to be shunned by all, as centres of pestilence. All questions of the Law are to be decided only by appeal to my writings, each for himself."[37] Die Bibel Crowleys selber spricht es deutlich aus: "Obey my prophet! follow out the ordeals of my knowledge! seek me only!", Liber AL 1;32.

    Deshalb sind die Thelemiten gezwungen, auf Crowleys eigene Auslegungen zurückzugreifen. Im "New Comment to Liber AL" nennt er die heathen (das heisst, die Nicht–Thelemiten): "Christians and other troglodytes –– but most especially the parasites of man, the Jews" [III;11]. An anderer Stelle derselben Auslegung zur Bibel der Thelemiten heisst es, "especially Jews and Protestant Christians" seien wie "vernim" auszulöschen [III;18].

    In der geheimen und nicht allen Ordensmitgliedern zugänglichen Instruktion zum VIII° des O.T.O. bemühte Crowley ein anderes antisemitisches Klischee: Er beschrieb Juden, die die Kinder von Nichtjuden für Blutmessen schlachteten, um deren Blut als Sakrament zu konsumieren oder für talismanische Zwecke zu verwenden. Dies meinte er keineswegs ironisch, sondern als Belehrung: "Consider this". Falls die Leser diese Anschuldigung (und andere, die in der Instruktion zum VIII° enthalten sind) als "monstrous and extravagant" empfände, sei dies lediglich auf einen "defect" "in their own intuition and apprehension" zurückzuführen.[38]

    "Human sacrifices are to–day still practised by the Jews of Eastern Europe, as is set forth at length by the late Sir Richard Burton in the MS. which the wealthy Jews of England have compassed heaven and earth to suppress, and evidenced by the ever–recurring Pogroms against which so senseless and outcry is made by those who live among those degenerate Jews who are at least not cannibals. Is it to such people, indeed, that we are to look for the highest and sublest spiritual knowledge?"[39]

    Dies sind nicht die Aussagen irgendeines Thelemiten, sondern des Erfinders, des Gründers von Thelema, des Propheten des Neuen Aeons. Crowley beschrieb sich selbst am 22. Oktober 1920: "I am the Beast [...] I am Thelema" und am 27. Mai 1917: "I myself AIWAZ have been considering all the time how to act as to Crowley's body and mind." Am 14. Juni 1917: "I am getting quite to the point of habitual recognition of myself as AIWAZ." Aiwaz ist der Autor des Buchs des Gesetzes, also von Thelema. Der weltweit verbreitetste O.T.O., das Caliphat, vertreibt Selbstporträts seines Religionsstifters "suitable for worship."[40] Früh wird eine Weisswäscherkampagne entwickelt, um die dunkelbraunen Flecken Thelemas und seines Gründers aus dem Bewusstsein weg zu delegieren. Die von Grady McMurtry entworfene "Clear Crowley's Name Campaign" führt auf, dass "Crowley was one of the first victims of Fascism – are we to condemn a man for that? Were not Einstein, Toscanini, Thomas Mann, etc. driven before the Fascist storm for being individualists? Here is one of England's foremost literary men etc."[41]

    Einige moderne Thelemiten teilen Crowleys krasse Aussagen nicht in allen Belangen. Sie behaupten, Crowley habe ja auch das Christentum, den Islam und den Buddhismus denunziert. Ausserdem seien viele O.T.O.–Mitglieder jüdischer Herkunft.

    Dem ist entgegen zu halten, dass die meisten Thelemiten christlicher Herkunft sind, und dass Antisemitismus sein hässliches Gesicht auch dann nicht verliert, wenn er sich in die Familie von antichristlicher, anti–islamischer und anti–buddhistischer Hetzrede einreiht.

    Es gibt etliche Länder, in denen antisemitische Aussagen gesetzlich nicht erlaubt sind und die Anwendung der Anti–Rassismus–Strafnorm nach sich ziehen. Das Caliphat zensiert deshalb besonders problematische Passagen in den Texten Crowleys, zum Beispiel im "New Comment to Liber AL."[42]


    Lässt sich im O.T.O. eine totalitäre Richtung wahrnehmen?

    Der O.T.O. per se gibt sich unpolitisch, sieht man sich jedoch seine Statuten an, sieht es anders aus. "Die Mitglieder des Ordens haben jeden ausserhalb so anzusehen, als besässen sie [diese Höhlenbewohner] keinerlei Rechte. Freundlichkeit sollte gezeigt werden, wie jedem anderen Tier" (Liber CI, 28).

    Offiziell hält das Caliphat seit 1999 fest, dass Nicht–Mitglieder nicht als minderwertig betrachtet werden dürfen.[43]

    Marcelo Ramos Motta, dessen antisemitische Ausbrüche ebenfalls Legion sind, verfasste 1957 ein Manuskript, in dem er sich die Weiterentwicklung des O.T.O. vorstellte. "People who have not as yet accepted the Law of Thelema are in it regarded as pagans and phillistines, little more than animals and, in certain things, below the beasts. [...] The O.T.O. is an anarchy, and, as a result, its government is absolutely autarctic. [...] it is to be foreseen that breaches of discipline shall arise, that scandal and immorality may develop in the Lodges, not only financial but sexual scandal may breed at any moment, and more easily so in the Lover triad than in the man–of–earth–triad. Breaches of discipline of this kind are breaches of Order discipline, not of personal discipline, and must be dealt with the utmost severity! Brothers who, in the interest of their egos or wishes harm the Organism of the Order must be not only demoted but, in case it is estimated they represent too much danger of disease, must be discarded by the Organism. When definitively discarded, if it is estimated that they possess too much knowledge, they must be ruthlessly exterminated. An appropriate magical link must be formed and a hostile current of will directed for their prompt destruction."[44]


    Martha Küntzel und Friedrich Lekve

    Martha Küntzel aus Leipzig, die in den 20er Jahren drei ins Deutsche übersetzte Bände von Crowleys Schriften und eine Ausgabe von Crowleys Liber AL anfertigte, sah in Adolf Hitler ihren magischen Sohn. Zuvor rief sie Crowley zum Weltheiland aus. Küntzels Hitler–Fanatismus ging aber sogar Crowley zu weit. Sie fand jedoch einen Jünger in Friedrich Lekve, dem späteren Bürgermeister von Hildesheim, der das Hakenkreuz als "Sign of the German Thelema" verwenden wollte.

    Friedrich Frederic Lekve, Aleister Crowley

    [Aus: "Materialien Zum O.T.O.", München 1994, 102ff.]



    Friedrich (Frederic) Lekve an Crowley, 28. April 1935. Reproduktion der Korrespondenz in "Materialien zum O.T.O.", München 1994, 102ff.: "You suggest to use your coloured design of the Hakenkreuz as decoration for flags, porcelain, toys etc. and to make an arrangement with some firm which manufactures such articles to buy the rights. I am very sorry that I must inform you, that this way cannot be executed for the reason of the German law, which does not allow to use the Hakenkreuz being a sign of national highness in any form for decoration purposes.
    But perhaps this design can become one day the sign of the German Thelema."

    Nach dem Zweiten Weltkrieg war Friedrich Lekve mit seinen "Thelemischen Lektionen" für das Überleben von Thelema im deutschsprachigen Raum Europas verantwortlich. Er sah sich selber als Crowleys persönlicher Stellvertreter.

    Crowley schien Martha Küntzel rehabilitiert zu haben. Das von ihm selbst geschriebene Vorwort zu seinem Tarot–Buch von 1944 schob er Martha Küntzel zu.[45]

    Francis King, Satan and Swastika, The Occult and the Nazi Party, 1976 Francis King — Satan and Swastika The Occult and the Nazi Party — Martha Kuentzel

    Hier ein Auszug aus Francis King: "Satan and Swastika. The Occult and the Nazi Party", Herts 1976, 142.

    "It would be exciting indeed if Martha Kuntzel had been the originator of this excellent advice! Alas, however, the whole idea of Hitler being her 'magical child' would seem to have been exploded by the lady herself:

    You are perfectly right [she wrote to Crowley shortly before the outbreak of the war of 1939–45] when you say I can't think politically. I never cared for politics except during the War [of 1914–18] and then since the time of Hitler's rising, though late enough, as it was when I began to see that Hindenburg was too old to give the help of the Reich the necessary turn. And then it began to dawn upon me how much of Hitler's thoughts were as if they had been taken from the Law of Thelema. I became his fervent admirer, and am so now, and will be to my end. I have ever so often owned to his firm conviction that the close identity of Hitler's ideas with what the Book teaches endowed me with the strength necessary for years ago ... But Germer's letter amused me greatly. Isn't it a lark to hear him bring forth his 'theory' about Hitler's 'magic birth'!

    Thus Crowley's supposed influence on Adolf Hitler, belief in which is still surprisingly widespread in certain occult circles, shrinks, it would seem, to nothing more than the fact that Martha Kuntzel was a Nazi!"

    In Deutschland wird 2003 die von Martha Küntzel angefertigte Übersetzung des Crowleyschen "Liber Aleph" publiziert. Herausgegeben vom Caliphat. Vorher war seit 1986 die Übersetzung von Marcus Jungkurth aus dem Hause Michael D. Eschner im Verkauf. Seit Jungkurth jedoch die Seiten gewechselt hat und sein Haus in Berlin als internationales Hauptquartier des Caliphats fungiert, drängte sich eine neue Herausgabe ja auf. Wer der im Impressum angegebene "Estate of Martha Küntzel" des "Liber Aleph" sein soll, bleibt im Dunkeln.


    Arnoldo Krumm–Heller

    Ein anderer Freund von Reuss und Crowley war der Abenteurer Arnoldo Krumm–Heller, dem ich ein ganzes Buch gewidmet habe: "Ein Leben für die Rose". Er war ein überzeugter Hitler–Fanatiker[46] und Anti–Amerikaner. Auszüge aus seinen Artikeln zu diesen Themen sind online publiziert.[47] Details: Dance the Adolf Hitler.

    Krumm–Heller veröffentlichte seine faschistoiden Ideen in seinen Ordensschriften, wo er Politik und Religion miteinander vermischte.

    Arnoldo-Krumm Heller, Huiracocha, Fraternitas Rosicruciana Antiqua, F.R.A., Sumo Supremo Santuario, Fraternidad Rosa-Cruz, Santa Iglesia Gnostica, Berlin Heiligensee 1932

    Hier eine Aufnahme seines Hauses inmitten von Berlin, publiziert von Krumm-Heller selber in seinem Ordensmagazin "Rosa-Cruz", 27. November 1932, Berlin-Heiligensee 1932, 56. [Koloriert mit KI]
    El Sumo Supremo Santuario de la Fraternitad Rosa-Cruz y de la Santa Iglesia Gnóstica de Berlin-Heiligensee



    Einen seiner Söhne schickte er 1937 in die NAPOLA. Er bewunderte Mussolini und Kemal Atatürk und arbeitete zusammen mit Ernst Issberner–Haldane (über ihn gleich mehr) an esoterischen Ideen über Plasmogenie und den Ursprung des Lebens. Issberner–Haldane publizierte im selben Verlag wie Eugen Grosche, dem Verlag der Freude in Wolfenbüttel.

    Nichtsdestotrotz wurde Krumm–Hellers Bibliothek 1942 von den Nazis konfisziert.[48] Hier war er in guter Gesellschaft anderer Okkultisten: Heinrich Tränker, der sich als Oberhaupt vieler Organisationen, darunter auch des O.T.O. sah, und Julius Meyer vom Illuminaten–Orden Reuss'scher und Leopold Engelscher Herkunft erlitten das gleiche Schicksal.


    Issberner–Haldane, Mitglied von Lanz von Liebenfels' Ordo Novi Templi (O.N.T.), publizierte nach dem Zweiten Weltkrieg im selben esoterischen Heftchen wie Hermann Joseph Metzger, Chef des Schweizer O.T.O.: der Zürcher Zeitschrift "Die Arve".

    Die Arve - Peter Mano - Hermann Joseph Metzger - Manfred Kyber, Hans Sterneder, G.W. Surya, Herbert Fritsche, Theodor Czepl

    Andere Autoren der "Arve" waren: Manfred Kyber, Hans Sterneder, G.W. Surya, Herbert Fritsche (der sich als Nachfolger von Arnoldo Krumm–Hellers Gnostischer Kirche sah), Theodor Czepl (Nachfolger von Liebenfels und aktiv im Frankfurter Illuminaten–Orden der 1960er Jahre unter Walter Englert). Peter Mano ist Hermann Joseph Metzger.





    In den 1910er Jahren arbeitet Issberner-Haldane auf verschiedenen Farmen in Australien, und ähnlich wie Arnoldo Krumm-Heller, verschlug es ihn bald nach Südamerika. In Rio de Janeiro enteckte er in Bordellen Mädchen mit arischen Merkmalen, was ihm als klarer Beweis für eine jüdische Weltverschwörung galt, die die weibliche Jugend der höherwertigen Rasse verderben wollte.
    Obwohl er noch immer davon träumte, ein rassisches Utopia in Queensland oder Kalifornien zu gründen, ging er nach Berlin und veröffentlichte 1921 dort sein erstes Werk über Handlesekunst mit dem Titel "Die Chiromantie", welches als "Offizielles Organ der Vereinigung der Chiromanten Deutschlands" vertrieben wurde.

    Ernst Issberner-Haldane, Arnoldo Krumm-Heller

    Buchbesprechung in der ersten Nummer von Arnoldo Krumm–Heller's Magazin "Der Rosenkreuzer", ab 1921 Zeitschrift der Fraternitas Rosicruciana Antiqua. In derselben Ausgabe befinden sich ebenfalls Auszüge aus "Lingam–Yoni" von Theodor Reuss und ein Beitrag von Heinrich Tränker.


    1927 trat Issberner-Haldane dem Liebenfelschen O.N.T. bei. Anschliessend gründete er eine völkische Kommune, das "Svastika-Heim" auf der Insel Rügen, welches später den Status eines Ordenshauses des O.N.T. erlangte.

    Ernst Issberner-Haldane, Ostara

    Werbung 1931 in der "Ostara", der Ordenszeitschrift des O.N.T., in der Lanz von Liebenfels die meisten seiner extrem rassistischen Schriften publizierte.


    Nach dem Zweiten Weltkrieg blendete Issberner-Haldane seine faschistoide Vergangenheit völlig aus und publizierte munter weiter, nun überall Neider und "hinterhältige Feinde" witternd.


    Hermann Joseph Metzger

    Interessanterweise war Metzger in seiner Jugend Kommunist. Das hatte er wohl von seinem spirituellen Vater, Felix Lazerus Pinkus, dem X° für die Schweiz in den 40er Jahren. Pinkus promovierte mit "Die moderne Judenfrage". Er gehörte dem Allgemeinen Zionistenverband an. 1907 stellte ihn das Stadttheater Lindau als Dramaturg ein. 1908 nahm er zusammen mit seiner Frau Elsbeth Flatau ein gemeinsames Engagement am Volkstheater in Zürich an und wurde alsbald Lehrer am Privatgymnasium Minerva. 1910 wurde Pinkus Redaktor der Schweizer "Zeitschrift für Jugenderziehung", 1914-18 Redaktor der Wirtschaftszeitung "Economist" und Präsident des Zionistenbundes Zürich. 1918 verfasst er die Broschüre "Von der Gründung des Judenstaates" und erlitt mit seinem Finanzgeschäft Konkurs. Daraufhin wurde Pinkus in Wien verhaftet und musste sich vor den Behörden Zürichs verantworten. Er setzte sich nach Albanien ab. 1931 fand sich die Familie wieder in Berlin zusammen. Pinkus wurde Wirtschaftsexperte in der Handelsvertretung der Sowjetunion. Dem eigenwilligen jüdischen Bürgertum Preussens entsprungen, bemüht einen bankiersgemässen Lebensstil mit einer ›liberalsozialidealistischen‹ Weltanschauung zu verbinden, führten er und seine Frau einen aufwendigen Haushalt in seiner Zürcher Villa "Krystall", in dem keine kulturellen Verlockungen ausgelassen wurden. Ausserdem war er aktiv in der Loge Bnai Brith, zeitweise Journalist beim Völkerbund und Übersetzer aus dem Englischen.


    Das hinderte H.J. Metzger jedoch nicht daran, als Chef des Schweizer O.T.O., Lanz von Liebenfels zu bejubeln.
    Hier seine Todesanzeige in der damaligen Zeitschrift des Schweizer O.T.O., 'Ex Oriente Lux', No. 1, Juni 1954, Zürich 1954, Seite 6:

    Hermann Joseph Metzger Outer Head of the Swiss O.T.O. Lanz von Liebenfels


    "Ein Fest für das Feuer, ein Fest für das Wasser, ein Fest für das Leben, ein grösseres Fest für den Tod."    Liber AL II.41.

    "Ein leuchtendes Beispiel ungebeugten Bekennertums und höchster Tugend

    Dr. Georg Lanz von Liebenfels

    hat am 22. April 1954, um 3 Uhr morgens, in vollem Frieden die Gewänder gewechselt.

    Alle die ihn kannten werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

    Seine sterbliche Hülle wurde im Familiengrab des Penzinger Friedhofes, Wien XIV., am 28. d.M. beigesetzt.

    V.I.T.R.I.O.L.U.M."[49]




    Schon am 22. Dezember 1950 hat H.J. Metzger (alias Peter Mano) gegenüber dem Gründer der Fraternitas Satureni, Eugen Grosche, den Naiven spielend, sein Interesse kund getan, Liebenfels in sein geplantes Ordenssammelsurium einzuverleiben: "... hingegen sollte man versuchen den letzten Gr. M. der Templer Hans [sic] von Liebenfels [...] zu gewinnen suchen ..."

    Hermann Joseph Metzger, Eugen Grosche, Lanz von Liebenfels Hermann Joseph Metzger, Eugen Grosche, Lanz von Liebenfels


    Grosche reagierte am 29. Dezember 1950 jedoch zurückhaltend: "Mit Lanz von Liebenfels werden Sie kein Glück haben, er ist viel zu einseitig arisch eingespannt. – Ich kenne alle seine Schriften."

    Eugen Grosche, Hermann Joseph Metzger, Lanz von Liebenfels Eugen Grosche, Hermann Joseph Metzger, Lanz von Liebenfels


    Wer ist Lanz von Liebenfels, in dessem Sog sich auch Metzgers Haushälterin und Verfechterin rassischer "Erbhygiene", das O.T.O.–Mitglied Anna Werder–Binder / Rhodanuba gerne gesuhlt hat?


    Lanz von Liebenfels schrieb u.a. die "Theozoologie" (1906) oder das "Anthropozoon Biblicum" (1903–1904). Darin entwarf er das Bild einer neuen Menschenrasse und ariosophisch–mystisch geschulter Patrizier und Führer von Geheimorden, die an der Spitze der Völker stehen. In einem Kampf zwischen Gut und Böse sollen die arischen Asen in den heiligen Kampf gegen die Untermenschen, die Äfflinge und sonstigen rassisch Minderen ziehen, um diese zu vernichten. Der Retter der Asen ist dabei Frauja, angeblich gotisch für Christus.

    Einige Ideen von Lanz von Liebenfels "Theozoologie" erinnern vage an Reuss' O.T.O.-Utopien.

    Untenstehender Auszug weist auf die Bedeutung der Frau hin.

    Lanz von Liebenfels, Theozoologie

    [Lanz von Liebenfels: "Theozoologie", Wien 1906.]



    Krumm–Heller und das Caliphat

    Arnoldo Krumm-Hellers Romane "Hertha" und "Alfredo" sind eine Schimpftirade auf Prostitution, Mode, Masturbation und allerlei andere Vergiftungen der modernen Welt. Die natürliche Frau wird allein durch die Ehe gerettet.
    Auszüge aus Krumm-Hellers Romanen sind zu finden in "Ein Leben für die Rose"

    Der australische Zweig des Caliphats publizierte im Jahre 2005 unter dem O.T.O.–Logo ein Büchlein Krumm–Hellers in englischer Übersetzung; versehen mit einem blütenreinen Vorwort, das Krumm–Hellers politische Aktivitäten komplett auslässt. Das Hakenkreuz kommt nicht vor. Antisemitische Äusserungen ebenfalls nicht. Pro–Hitler–Aussagen auch nicht. Sein Rassismus wird vollständig ausgeblendet. Details: Dance the Adolf Hitler.

    Als ich William Heidrick, ein Hochgradmitglied des Caliphats aus dem inneren Kreis, ohne Krumm–Heller namentlich zu nennen, nach seiner Meinung zur Publikation des Buchs eines Rassisten durch den O.T.O. fragte, wollte er als erstes wissen, ob es um Reuss oder Crowley ginge. An die beiden schien man sich gewöhnt zu haben. Sie waren auch nicht so rabiat, wenn man davon absieht, dass Reuss die Eheschliessung und Fortpflanzung durch den O.T.O. reglementieren wollte: "Personen (männlich oder weiblich), welche vom Ärztlichen Obersten Gesundheitsrat als zur Erzeugung von gesunden Kindern für nicht befähigt befunden wurden, dürfen keine Ehen eingehen. Personen, welche trotz dieses Verbots Kinder zeugen, werden mit öffentlicher Zwangsarbeit bestraft."[50]

    Nachdem ich diesem Hochgradmitglied und treibender Kraft im Caliphat den Namen Arnoldo Krumm–Heller offengelegt hatte, weigerte er sich, darauf einzugehen.


    Nazis und Okkultismus

    Lange Zeit wurde einiger Wirbel in der Fachliteratur um die Verwicklungen zwischen Okkultismus und Nationalsozialismus entfacht. Es gibt dazu hervorragende Literatur. Ellic Howe, der mit dem Gerücht um Hitlers angebliche Astrologiegläubigkeit aufgeräumt hat. Manfred Ach/Clemens Pentrop, "Hitlers 'Religion'". Dann natürlich: Nicholas Goodrick–Clarkes "Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus". Wer sich in irgendeiner Weise mit diesem Thema befasst, kommt um Goodrick–Clarke nicht herum, das ist die definitive Studie zur Ariosophie. Kurz zusammengefasst wird man sagen können, dass viel Legendenbildung mit im Spiel war, was die Frage der Beeinflussung des Nationalsozialismus durch den Okkultismus betrifft. Heinrich Himmlers esoterische Neigungen waren wohl weit geringer als angenommen. Auch beim zweiten grossen Esoteriker unter den Nazis, Rudolf Hess, dürfte es sich bei der Beschäftigung mit Esoterik mehr um ein Privatinteresse ohne direkten Einfluss auf die Politik gehandelt haben. Beweisnot besteht auch für Verschwörungstheorien, wonach die Alliierten in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen angeblich Dokumente über den okkulten Einfluss auf die Naziführung bewusst verschwiegen.

    Was ganz eindeutig ist: die völkische Ideologin Mathilde Ludendorff hat sich 1933 gegen Okkultisten à la O.T.O. ausgesprochen.[51]


    
Nicholas Goodrick–Clarke, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Graz 1997

    Nicholas Goodrick–Clarke: "Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus", Graz 1997


    Stuart Russell / Jost W. Schneider, Heinrich Himmlers Burg, Das Weltanschauliche Zentrum der SS, Bildchronik der SS-Schule Haus Wewelsburg 1934-1945, Essen 1989. Karl Hüser, Wewelsburg 1933 bis 1945 SS Kult- und Terrorstätte, Eine Dokumentation, Paderborn 1982.

    Stuart Russell / Jost W. Schneider: "Heinrich Himmlers Burg, Das Weltanschauliche Zentrum der SS, Bildchronik der SS-Schule Haus Wewelsburg 1934-1945", Essen 1989. Karl Hüser: "Wewelsburg 1933 bis 1945 SS Kult- und Terrorstätte, Eine Dokumentation", Paderborn 1982.


    Kirsten John-Stucke, Daniela Siepe (Hg.), Mythos Wewelsburg, Fakten und Legenden, Paderborn 2015.

    Kirsten John-Stucke, Daniela Siepe (Hg.): "Mythos Wewelsburg, Fakten und Legenden", Paderborn 2015.



    Ariosophie

    Bei einigen Okkultisten ist auch in der Neuzeit ein deutliches Interesse an der alten ariosophischen Literatur vorhanden. Ein Beispiel nur:

    Dieter Heikaus, Set-Horus, Ordo Saturni, Ariosophie, Gnostisch-Katholische Kirche

    [Aus: "Spirituelles Adressbuch 86/87", Ahlerstedt 1985.]



    Grossmeister Dieter Heikaus bewarb Mitte der 80er Jahre seinen Ordo Saturni [O.S.] im "Spirituellen Adressbuch" auch damit, dass man eine "Spezialabteilung für Ariosophie" unterhalte. Mir gegenüber offenbarte er in einem persönlichen Gespräch in Bersenbrück, dass er im Hause von Rudolf Mund verkehrt habe, dem Autor von "Jörg Lanz v. Liebenfels und der Neue Templer Orden". Mund war der Nachfolger von Liebenfels' Orden und Besucher des Schweizer O.T.O.


    Die Gnosis von Lanz von Liebenfels

    Lanz Liebenfels Theozoologie Anthropozoon Biblicum Ordo Novi Templi ONT

    Offensichtlich nichts mit Thelema und dem O.T.O. gemeinsam habend, drängt sich nun doch ein kleiner Ausflug in die Liebenfels'sche Gnosis auf.

    Kurz: Die Götter lebten früher auf der Erde. Bei Liebenfels nun mit einem Dritten Auge ausgestattet, mit dem Materie umgewandelt werden konnte. Diese Götter teilten sich in weisse und schwarze Magier. Die weissmagischen Götter betrieben eine Menschenzucht, woraus sich die arische Rasse entwickelte, die schwarzmagischen Götter kopulierten mit Tieren, woraus die Untermenschen entstanden sein sollen.

    Die Leseliste für Liebenfels–Anhänger umfasste 1934 neben sehr vielen Anderen folgende im Okkultismus–Kontext bekannte Persönlichkeiten: Leopold Engel (Mitbegründer des Illuminaten–Ordens von Reuss), Franz Hartmann (angeblicher Mitbegründer des O.T.O., obwohl die Fakten eine andere Sprache sprechen), Papus (= Gerard Encausse), zumindest letzterer im direkten Zusammenhang mit dem O.T.O., ausserdem E.T. Kurtzahn (ein ein Gnostiker im Umkreis von Theodor Reuss), H.P. Blavatsky und Arnoldo Krumm–Hellers Lieblingsbuch: die Pistis Sophia. [Aus "Praktische Einführung in die arisch–christliche Mystik. VI. Teil: Praxis, Geschichte und Literatur der Mystik"]. Interessanterweise fehlen all diese Namen, ausser Kurtzahn und Papus in der zwei Jahre zuvor publizierten Liste des "Ariosophischen Literaturverzeichnisses". Dafür sind Eliphas Lévi und E.,C.H. Peithmann (aus dem O.T.O.–Umfeld und der Gnostischen Kirche) aufgeführt. ["Bibliomystikon, 4. Band, 1. Teil, Untertullnerbach 1932]. Im "Ostara"–Heftchen ("Lesebücherei der Blonden") Nr. 12 (Wien 1929, 20) bespricht Liebenfels Dion Fortunes Roman "Liebe aus dem Jenseits". In anderen Ostara–Heftchen wird Franz Hartmann empfohlen (Nummer 13, 1918; 79, 1915; 86, 1916), E.,C.H. Peithmann (Nummer 13/14, 1930), Karl Prandler–Pracht (ein Freund von Krumm–Heller) (Nummer 26, 1917; 45, 1911; 79, 1915; dessen "Kalender für Okkultisten" in 82, 1915) und Peryt Shou (ein gemeinsamer Bekannter von Crowley und Krumm–Heller) (77, 1914).

    Die Tatsache, dass Liebenfels ein paar O.T.O./Thelema–Protagonisten empfahl, ist kein Hinweis darauf, dass die Sympathie auf Gegenliebe gestossen sein könnte.


    Aus 'Neue Metaphysische Rundschau', XVII, Heft 1, Berlin 1909, "Das Kabirengeheimnis":

    Neue Metaphysische Rundschau, XVII, Heft 1, Berlin 1909, Das Kabirengeheimnis



    Angesichts der riesigen Literaturlisten und Fussnoten und Zitate in Liebenfels' sehr umfangreichem Gesamtwerk, scheint es, dass er die okkulte Literatur seiner Zeit kannte. Und er setzte sich gegen eine libertinistische Auslegung der klassischen Gnosis ein.[52]

    Kein Wunder, dass diese okkulten Ideen sogar den Nazis zuviel waren. Liebenfels soll Schreibverbot erhalten haben, der dem O.N.T. angeschlossene Lumen–Klub wurde sogar 1938 verboten.

    Auch Issberner–Haldane wurde verboten. Die Abneigung war gegenseitig: Es scheint, dass sich auch Liebenfels gegen den Nationalsozialismus ausgesprochen hat.[53]

    Alles in allem bleiben Liebenfels, seine Schriften und sein Orden aber ohne Einfluss auf die Nazi–Zeit. Dasselbe gilt selbstvertständlich auch für Crowley und sein Thelema.


    Temple of Set

    1990 war eine amerikanische Version von Lanz von Liebenfels' (dem "Mann, der Hitler die Ideen gab") "Theozoologie" im Gespräch. Hinter diesem Vorhaben steckte Stephen Flowers vom Temple of Set, der auch unter dem Namen Edred Thorsson deut­sche Bücher von Guido List u.a. über Runen oder auch eine Kompilation aus Hembergers und Haacks Schriften über die Fraternitas Saturni unter seinem ei­genem Namen in Amerika bei Llewellyn herausgab. Als Weschcke von Flowers Zugehörigkeit zum Temple of Set erfuhr, begann das Ende der Zusammenarbeit.

    Der am 10.6.1975 gegründete Temple of Set ist eine Weiterführung der Church of Satan des Anton LaVey[54] und schöpft aus einem von Satan persönlich Michael Aquino 1975 diktierten "Book of Coming Forth by Night." Aquino propa­giert den Aeon des Set, der auf denjenigen des Horus folgt. Ähnlich hat schon C.S. Jones/Achad den Aeon der Ma'at propagiert, der heute von Maggie Ingalls gnostisch erforscht wird. Da Aquino die O.T.O.–Rituale als "pseudo–Masonry" und "masonic bastard" bezeichnet und den Crowley–orientierten Fundamentalismus bemängelt,[55] bestehen immer Spannungen zwischen dem Caliphat und dem in den USA relativ erfolgreichen Temple of Set.[56]


    Paranoia

    "Der Judenkenner" nannte 1936 die Protagonisten beim Namen: Theodor Reuss, Aleister Crowley, Arnoldo Krumm–Heller, Rudolf Steiner, Ordo Templi Orientis, und stürmte in judenhetzerischer Manier dagegen an.[57]

    Ein Zitat dazu aus Der O.T.O. Phänomen RELOAD, München 2011, 1. Band, Seite 52: "If the editor of Judenkenner was Ulrich Fleischauer (and this is by no means certain), he was in regular contact with Mgr Jouin of Révue Internationale des Sociétés Secrètes, and Hamilton Beamish of The Patriot in England. All these journals were preoccupied to some extent with this topic. Judenkenner published every week for almost two years during 1935-1936. Heydrich ordered the Security Service (SD), and the Secret Police (Gestapo) to seize documents from, and suppress, occult organisations on 20th July 1937, and the freemasonic lodges on 23rd April 1938. Whilst I am sure the SD and Gestapo did acquire juicy documents before these dates, I question whether they really acquired the most interesting information until after the suppression dates. For this reason, Ulrich Fleischauer's vast sources for Judenkenner remain a mystery, as does the nature of Heydrich's and Dr Francis Six's relationship with Fleischauer. Fleischauer later worked for Alfred Rosenberg, after Heydrich closed down Judenkenner in late 1936 (reason unknown)." [Paul Sturges]


    Der Judenkenner: Der Grossvater der Antroposophischen Gesellschaft

    Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley


    Der Judenkenner: "Mysterien" des Aleister Crowley

    Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley

    [Aus: 'Der Grosse Theodor Reuss Reader'.]



    Karl Germer über diese Hetzartikel im "Judenkenner": "In the case of [Heinrich / Henry] Birven I know that he has a tremendous literature of the background of O.T.O. etc. and was in touch with the French leading circles. He was called to the Gestapo to testify or for questioning, but I am sure not seriously molested. He [Birven] and [Heinrich] Tränker threw it all on me, the wicked Germer. B. may, to save his skin, have supplied the Gestapo with additional information, not usually found in literature."

    Germer glaubte also, in Birven und Tränker die Sündenböcke für seine Einlieferung ins Konzentrationslager gefunden zu haben.[58]



    Beispiele weiterer Paranoia–Literatur der damaligen Zeit.

    Gregor Schwarz–Bostunich, Jean Paar aka S. Ipares, Hermann Rehwaldt, Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff–Bergen.


    Literatur zur Paranoia der Weltverschwörungstheorien: Helmut Reinalter (Hrsg.): "Verschwörungstheorien. Theorie — Geschichte — Wirkung", Innsbruck 2002

    Einige Faksimiles u.A. auch in "Feldzug gegen Rudolf Steiner", Flensburger Hefte 63, Flensburg 1998, Beitrag: Peter-R. König: "Gestatten, Undercover-Agent Peter-R. König", 109-168


    Gregor Schwartz-Bostunitsch, Doktor Steiner - Ein Schwindler wie keiner, München 1930. Gregor Schwartz-Bostunitsch, Doktor Steiner - Ein Schwindler wie keiner, München 1930. Gregor Schwartz-Bostunitsch,  Die Freimaurerei - Ihr Usprung, ihre Geheimnisse, ihre Wirkung.

    Gregor Schwartz-Bostunitsch: "Doktor Steiner - Ein Schwindler wie keiner", München 1930. Gregor Schwartz-Bostunitsch: "Die Freimaurerei - Ihr Usprung, ihre Geheimnisse, ihre Wirkung".


    Ab 1926 war Schwartz-Bostunitsch Mitarbeiter bei der "Ariosophischen Gesellschaft" und wechselte bald zur SS.
    Er reiste weit umher, um für NS-Organisationen im Reich und in den besetzten Ländern Vorträge über seine Verschwörungstheorien von Freimaurern und Juden zu halten.
    1942 wurde er zum "Ehrenprofessor" der SS ernannt. Aufgrund persönlicher Veranlassung Himmlers erfolgte 1944 seine Ernennung zum SS-Standartenführer.

    Gregor Schwartz-Bostunitsch publizierte auch zusammen mit Liebenfels, Issberner-Haldane und Guido von List die Zeitschrift "Ariosophie".


    Aus Lanz von Liebenfels: "Bibliomystikon", Pforzheim 1930, Werbung im hinteren Teil:

    Lanz von Liebenfels, Bibliomystikon, Pforzheim 1930



    Zu Liebenfels, Bostunitsch (und den schon erwähnten Issberner-Haldane) sei erneut auf Nicholas Goodrick-Clarke hingewiesen: "The Occult Roots of Nazism: Secret Aryan Cults and Their Influence on Nazi Ideology", 1985. Ausserdem Wilfried Daim: "Der Mann, der Hitler die Ideen gab", Wien 1957; Rudolf J. Mund: "Lanz v. Liebenfels und der Neue Templer Orden", Stuttgart 1976 und Ekkehard Hieronimus: "Lanz von Liebenfels: 'Lebensspuren'", in "Wege und Abwege" (Festschrift für Ellic Howe, Hrsg. Götz von Olenhusen), Freiburg 1990
    Entfernt von Interesse ebenfalls Rudolf von Sebottendorff: Der Talisman des Rosenkreuzers. Einleitung von Albrecht Götz von Olenhusen.



    Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte

    S. Ipares (Jean Paar): "Geheime Weltmächte", München 1936.


    S. Ipares publizierte auch unter dem Pseudonym Jean Paar.
    Zitate aus einigen der hier vorgestellten Werke in "Der O.T.O.-Phänomen RELOAD", München 2011.

    Jean Paar, S. Ipares, Weisse und Schwarze Magie




    Hermann Rehwaldt, Das Schleichende Gift Hermann Rehwaldt, Das Schleichende Gift


    Hermann Rehwaldt versuchte, 1935 sein Publikum auch mit einem Okkultroman zu belehren, der unschwer die Fraternitas Saturni erkennen lässt.

    Hermann Rehwaldt, Die Unsichtbaren Väter Hermann Rehwaldt, Die Unsichtbaren Väter Hermann Rehwaldt, Die Unsichtbaren Väter Hermann Rehwaldt, Die Unsichtbaren Väter Hermann Rehwaldt, Die Unsichtbaren Väter

    Faksimile auch in "In Nomine Demiurgi Saturni", München 1998





    Revue Internationale des Sociétés Secrètes




    Erwähnenswert ist hier ebenfalls der Freimaurer Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff-Bergen, der sich angeblich als Inkarnation von Baphomet sah. (Mehr dazu in "Der O.T.O.-Phänomen RELOAD", München 2011.)

    In Logenkreisen hieß es, dass er gerne an junge und unerfahrene Brüder herantrat, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach seinem Rausschmiss am 8. Mai 1923 aus der Libertas et Fraternitas verfasste Bomsdorff-Bergen unter dem Pseudonym "Christian [Schweizer]kreuz" antisemitische Pamphlete gegen die Freimaurerei und den O.T.O. Von seinem Anwesen aus in Morcote, das er "Klingsors Zaubergarten" nannte, unterhielt er jedoch immer noch Kontakte zu den Rosenkreuzern im Tessin und starb vermutlich 1925.


    Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff-Bergen, Libertas et Fraternitas, Christian [Schweizer]kreuz, Ein Weltbetrug Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff-Bergen, Libertas et Fraternitas, Christian [Schweizer]kreuz, Ein Weltbetrug Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff-Bergen, Libertas et Fraternitas, Christian [Schweizer]kreuz, Ein Weltbetrug Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff-Bergen, Libertas et Fraternitas, Christian [Schweizer]kreuz, Ein Weltbetrug Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff-Bergen, Libertas et Fraternitas, Christian [Schweizer]kreuz, Ein Weltbetrug Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff-Bergen, Libertas et Fraternitas, Christian [Schweizer]kreuz, Ein Weltbetrug



    Von der Paranoia war es dann nicht mehr weit bis zum Skurrilen.

    Das Kuriositäten-Kabinett

    Stiefel-Mädchen, Die sadistisch-fetischistische Prostitution, Der Sadismus in Einzeldarstellungen, Band 1, Sadismus und Prostitution. Dr. Th. v. Rheine. Stiefel-Mädchen, Die sadistisch-fetischistische Prostitution, Der Sadismus in Einzeldarstellungen, Band 1, Sadismus und Prostitution. Dr. Th. v. Rheine.




    Interessanterweise gibt es ariosophische Literatur, die sich damals wohlwollend gegenüber der Fraternitas Saturni geäussert hat.

    Ariosophie Ariosophie

    [Aus "In Nomine Demiurgi Nosferati", München 1999, Seiten 27ff.]





    Christian Bouchet

    In den politischen Ausrichtungen der vielen italienischen O.T.O.–Variationen bewundert man Hitler und Stalin gleichermassen. Die meisten Mitglieder rekrutieren sich aus der rechten Ecke. In Italien bestehen Kontakte zu einer Gruppe Orion: ehemalige Evolianer, die sich betont anti–imperialistisch und anti–amerikanisch geben, dafür aber philo–russisch (egal ob rechts oder links). In einem kunterbunten Durcheinander mischen auch Franzosen und Südamerikaner mit.

    Der französische 'Caliphats'–Logenleiter Christian Bouchet erhielt vom Spanier Manuel Cabrera Lamparter am 1991 aus dem Hause Michael Bertiaux eine rückdatierte spanische MM–Charta. Folgerichtig rief nun Bouchet die Nationale Französische Grossloge des Arnoldo Krumm–Hellerschen O.T.O. aus. Das 'Caliphat' verstiess daraufhin Bouchet, der sich mittlerweile politisch rechts regte. Wird in Frankreich vom O.T.O. gesprochen, ist, wie in Italien selten das 'Caliphat' gemeint, sondern meist die Gruppierung Bouchets, der sich der Öffentlichkeit als "Xe de l'Ordre du temple d'Orient, évêque gnostique et hiérophante de l'Etoile d'argent" vorstellt. Ablegergruppen, die meinen, Bouchets O.T.O. sei das 'Caliphat', tummeln sich mittlerweile in Spanien. 1994 machte Bouchet nämlich Jordi García Casas und Juan José Comas García zu V° der Loge "of the Mystical–Kindi" [sic] in Barcelona und unterzeichnete als "Marcion XI°". Die beiden sehen sich nun als Califas des O.T.O. für Spanien und werfen mit IX°, X° und XI° nur so um sich. Zusammen mit Bouchet agieren sie auch in der neofaschistischen Szene Spaniens um Ernesto Milá (Frende de la Juventud [FJ], Partido Español Nacional Socialista [PENS]), wobei Comas eine eigene neofaschistische Organisation CEDADE leitet. Dieselben Leute führen zusammen mit einem Gabriél Rojas ausserdem einen Temple of Set und eine Church of Satan, natürlich alles ohne Erlaubnis der richtigen Bosse. Selbstverständlich finden wir hier auch eine neue spanische Variation eines Ordo Illuminatorum und einen Ordo Templi Orientalis [sic].


    Bouchet gründete 1991 ausserdem den politisch rechtsorientierten La Troisième Voie, von dem er sich jedoch 1996 (?) mit der politisch rechten anti–amerikanischen Gruppe Nouvelle Résistance abspaltete. 1999 beteiligte sich Bouchet als Nationalrevolutionär (Comités d'Action Republicaines) bei der Spaltung von Jean–Marie Le Pens Front National.

    Anfang der 90er Jahre promovierte Bouchet als Historiker über Aleister Crowley. Sein Freund Rémi Boyer (angeblich Berater am französischen Justizministerium) scharte nun verschiedene Anhänger aller ideologischen Richtungen um sich und gründete einen Cercle d'Alexandrie. Dieser verschrieb sich nicht nur rituellen Praktiken, sondern auch theoretischen Studien (d.h. Materialsammeln). Es ist nicht ganz ersichtlich, ob diese Organisation identisch mit einer sog. Gruppe Thèbe ist, wo dieselben Namen auftauchen. Ebenfalls ist Boyers Name mit einer Gruppe Arc–En–Ciel verbunden. In den bunt zusammengewürfelten Reihen dieser Zirkel finden sich nicht nur Forscher, wie Serge Caillet (Memphis–Misraim) oder Robert Amadou (Prêtre de l'Église Syrienne), der manchmal bei den Zürcher Freimaurern zu Gast ist, sondern auch illustre Persönlichkeiten, wie der M.M.–Grossmeister Gérard Kloppel, Jean–Pierre Giudicelli de Cressac Bachelerie (Memphis–Misraim in Nizza und politisch rechts aktiv in der Front de Liberation National Corse) oder Jean–Pascal Ruggiu (Golden Dawn in Paris) u.a.


    Martin Erler, ehemaliger Grossmeister des A.M.O.R.C. in Deutschland, der auch um 'Mitarbeit' in diesen Zirkeln gebeten wurde, kam zum Schluss, dass diese Gruppen nur "raffinierte Konstruktionen" seien, um sich Material beschaffen zu können.

    1993 trat Bouchet im Rahmen seiner Kontakte zur National–Bolshevik Front in einem russischen TV–Programm von Alexander Dugin auf (Dugin träumt von einem russischen Reich, das von Lissabon bis Wladiwostock reicht, zusammengehalten durch russisch-orthodoxe, antiliberale Werte). Das Interview wurde in Dugins Almanach "Mily Angel" und in "The way to Apocalypses. Knocking to the Golden Gate" (1997) von Yury Vorobyevsky gedruckt. Damit gab Bouchet ironischerweise eine Art Initialzündung zum Start des 'Caliphats' in Russland, der im Frühjahr 2000 stattfand.

    Am 30.5.2001 verabschiedete die französische Regierung "The Law to Reinforce the Prevention and Repression of Groups of a Sect–like Character" a.k.a. the "Anti–Cult Law". Das Gesetz bezieht sich auf 172 aufgelistete Religionen, darunter auch der O.T.O.


    Details

    Der 1955 geborene Franzose Christian Bouchet (sein Beruf auf internen O.T.O.–Dokumenten: "agent immobilier", auch Mitglied des A.M.O.R.R.C.) führte in den 1980er Jahren in Frankreich das 'Caliphat'–O.T.O. ein. Zwischen 1989 und 1993 war er ebenfalls Mitglied der Groupe de Thèbes, die sich aus Mitgliedern mehrerer okkulter und parafreimaurerischer Kreise und Körperschaften zusammensetzte (z.B. Robert Amadou, Rémi Boyer, Gerard Kloppel, Georges Magne de Cressac, Jean–Marie d'Asembourg, Serge Caillet, Massimo Introvigne [Bouchet war Redner bei C. E.S.N.U.R.–Veranstaltungen], Paolo Fogagnolo, Jean–Pascal Ruggiu, Maria Schwarzweller und andere: alles in allem ca. 80 Personen). Sie trafen sich im französischen Grand Orient. Die Groupe de Thèbes löste sich um 1993/1994 auf, verursacht durch einen Streit zwischen Bouchet und Jean–Pascal Ruggiu.
    Zu diesem Zeitpunkt war Bouchet wahrscheinlich aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Troisième Voie aus zwei Freimaurerlogen ausgeschlossen worden.
    Die Mitglieder des 'Caliphats' glaubten bald, dass ihr O.T.O. vor allem ein Vehikel für Bouchets politische Ambitionen war, da er einst Vorsitzender der Comités d'Action Republicaines und Mitglied der Troisième Voie mit antifreimaurerischen und antisemitischen Strömungen gewesen war. Nach der Auflösung letzterer 1991 gründete Bouchet die Nouvelle Résistance, eine anti–amerikanische Gruppe, die international mit der Russischen Nationalbolschewistischen Front verbunden ist.
    Die Mitglieder des 'Caliphats'–O.T.O. fühlten sich missbraucht, da Bouchet mit dem Namen seines "Camp Eliphas LEVI" (der andere Zweig des Kalifats war die "Oasis Sous Les Étoiles") Leute anzog, die sich für Crowley interessierten. Dies war eine Art Publikationsagentur für seine eigenen Übersetzungen von Crowleys Schriften (seine Doktorarbeit verfasste er über Aleister Crowley), die nicht die Zustimmung der anderen Mitglieder fanden: Bouchet, der seit den 70er Jahren in der französischen extremen Rechten militant war, propagierte drei verschiedene Zeitschriften. Für die breite Öffentlichkeit gab es "Lutte du Peuple", eine Publikation, die von vielen als proto–faschistisch bezeichnet wurde; dann gab es "Vouloir" (von Robert Steuckers in Belgien geleitet); Mitglieder des O.T.O. bekamen Zugang zu "Thélèma".

    Christian Bouchet, Thelema, Bulletin de l'O.T.O. en France, VIII;26, Château Thébaud, 1991

    "... les articles [...] d'un certain Konig, sous-homme plein de ressentiment qui consacre ses loisirs à baver de petites inepties et des contre-vérités aussi médiocres que lui-même sur Notre Père Aleister Crowley ..." ["Thélèma, Bulletin du Mouvement de Thélème en France (Ordo Templi Orientis et Astrum Argentinum)", VIII;26, Château Thébaud, 1991]



    Bouchet hatte am 24. Juni 1991 eine Memphis–Misraim–Charta von Manuel Cabrera Lamparter vom O.T.O.A. und aus Arnoldo Krumm–Hellers F.R.A.–Linie erhalten, die offenbar dazu gedacht war, das Kalifat in Urheberrechtsfragen "to fuck". Folglich proklamierte Bouchet (Frater Marcion) nun die nationale französische Großloge als Mitglied des O.T.O. von Arnoldo Krumm–Heller, wobei er die Tatsache außer Acht ließ, dass seine Charta von Lamparter für diesen Zweck völlig unzureichend war, da sie keine O.T.O.–Titel verlieh.


    Bouchet war also nicht Leiter, d.h. X°, eines Zweigs des 'Caliphats' in Frankreich, sondern Leiter einer anderen O.T.O.–Version. Wie in Italien ist bei der Erwähnung des O.T.O. in Frankreich selten das 'Caliphat' gemeint, sondern meist eher die von Bouchet geschaffene Vereinigungen. Bouchet behauptet öffentlich, er sei der "Xe de l'Ordre du temple d'Orient, évêque gnostique et hiérophante de l'Etoile d'argent" [X° des O.T.O., gnostischer Bischof und Hierophant des A...A...].


    Man wehrte sich: "It is absolutely necessary to expel him publicly from the O.T.O. […] BOUCHET's O.T.O. is of 'Krumm/Heller' filiation", berichteten Ende 1991 'Caliphats'mitglieder ihrem Vorgesetzten William Breeze: "the life of the French O.T.O. depends on this." Im amerikanischen 'Caliphats'hauptquartier wurde eine "frenzied rivalry" befürchtet, und Bouchet so 1992 aus dem 'Caliphat'–O.T.O. ausgeschlossen, ohne dass er je den Ersten Grad überschritten hätte.


    Bouchet reagierte desinteressiert, da er der Meinung war, dass das 'Caliphat' "for over 10 years is in the hands of successive leaders more concerned to satisfy their egos (and also their purse [...]) than building an Order Thélèmite [...]. The meanness, the incoherence and inaction have led us [...] to sever all structural relationships with it."


    Bouchet betrachtete sich von nun an als Reanimator aller thelemischen Strömungen, die vom 'Caliphat" ausgeschlossen worden waren.


    1993 erschien Bouchet im Rahmen seiner Kontakte zur nationalen Bolschewistischen Front in einer russischen Fernsehsendung von Alexander Dugin. [59] Das Interview wurde in Dugins Jahrbuch "Mily Angel" und in "The Way to Apocalypse: Knocking on the Golden Gate" (1997) von Jurij Worobjewski abgedruckt. So meinen einige, Bouchet habe ironischerweise die Initiation für den Beginn des 'Caliphats' in Russland gegeben, der im Frühjahr 2000 stattfand.

    Sicherlich hat Bouchet nicht aktiv und bewusst zur Initiierung des 'Caliphats' in Russland beigetragen.[60] Er war zu dieser Zeit aus politischen Gründen in Russland, und es war lediglich in einem Interview in obskuren russischen rechten Medien, in dem er als Führer des französischen O.T.O. genannt wurde. [61]

    1996 wurde Bouchet aus der Nouvelle Résistance ausgeschlossen, und die meisten der Kämpfer traten der National–Europäischen Kommunitaristischen Partei bei.
    Später kam der französische Künstler und Protagonist des 'Caliphats', Philippe Pissier, "to Russia in September 2000 for my exhibition in Novossibirsk, Siberia. I met some OTO people in Moscow at the end of my trip, when I returned to France. I just said Bouchet was expelled."

    Kürzlich verursachte Pissier einen Skandal in der französischen Presse.[62]

    Weder der nachgemachte Krumm–Heller–O.T.O., noch der Schweizer O.T.O., noch der O.T.O. von Kenneth Grant konnten jemals einen Fuß auf russischen Boden setzen — noch weniger Marcelo Ramos Motta's S.O.T.O. oder Michael Paul Bertiaux's O.T.O.A., obwohl russische Okkultisten sehr an Grant's Typhonischen Lehren interessiert zu sein scheinen.


    Paolo Fogagnolo

    Als Beispiel einer anderen Art von politischem Extremismus' im Umkreis der O.T.O.–Gruppen sei der Italiener Paolo Fogagnolo vorgestellt.

    Fogagnolo gründete um 1977 eine eigene militaristische Gruppe: Lo Muscio Brigade (BLM). Mit dieser wollte er Anschluss an die Rote Brigade finden, was ihm jedoch nicht gelang. 1981 verhaftete man die meisten Mitglieder der BLM. Fogagnolo flüchtete nach Turin, wo er Unterschlupf im anarchistischen Milieu fand, das von Einbrüchen lebte. Dort plusterte er sich auf und verbreitete Angebergeschichtchen, welch grosser Terrorist er sei und wie viele Leute er getötet habe. Er wollte Führer aller terroristischen Organisationen Italiens werden und kam in Kontakt mit Familienangehörigen von Rote Brigade Terroristen. Deswegen denunzierte man ihn. 1981 kam es zur Verhaftung Fogagnolos. Um seine Haut zu retten, denunzierte wiederum er seine Mitstreiter. Trotzdem kam er nach Allessandrien ins Gefängnis. Er beging Selbstmordversuche, verweigerte das Essen. Zu jener Zeit löste er sich von allen terroristischen Gruppen. Kaum wieder draussen, spielte er sich als grosser Held auf. Im Gefängnis fand er Zugang zum Okkultismus. In der Folge übernahm er in Konkurrenz mit einigen anderen italienischen Okkultisten Ablegergruppen des O.T.O.A. und der F.R.A., wurde Memphis–Misraim–Mitglied und Bischof einer Gnostischen Kirche von Antiochien. Eine Zeitlang hielt Fogagnolo sogar Kontakt mit obenerwähntem Christian Bouchet, löst sich aber als Linksextremist bald wieder. Heute führt er eine Fraternitas Rosa Croce Dorei ed Antica.

    In die Schlagzeilen geriet er im Sommer 2006, als sich herausstellte, dass er eine Zeitlang mit Claude Covassi befreundet war, der im Auftrag des Schweizerischen Nachrichtendienstes Islamisten bespitzelt haben soll.


    Hypocrisy

    Es ist eine Heuchelei, die Thelema innewohnt, die mir aufgefallen ist. Thelema will das Christentum ersetzen, den Staat ersetzen. Die Thelemiten wähnen sich selbst von einem zerstörerischen Staat, "diesem Schweinesystem," umgeben. Die meisten Thelemiten sehen sich in einer Welt voller Aggressoren, sind selbst von Aggressionen getrieben, die sie gegen alle, auch gegen sich selbst (z.B. als Rivalität unter den verschiedenen O.T.O.–Versionen) richten. Es soll hier aber vor allem über das Caliphat gesprochen werden, weil diese O.T.O.–Variante die bekannteste ist. Ein massgebliches Hochgradmitglied, William Heidrick, spielt den Anteil von Leuten mit faschistoidem Gedankengut im O.T.O. herunter und weist darauf hin, dass sie ein paar Mitglieder ausgeschlossen haben, nachdem deren menschenfeindliche Haltung auffiel: "OTO doesn't admit known serious racists, and Nazi's are usually avowed racists. Once in the membership, it takes an actual offense to be kicked out –– including slander or very open racist behavior. Some have slipped in, but they typically don't stay long after their behavior gets obvious. 5/100's of one percent loosers of this type is not a bad statistic."


    The Slaves Shall Serve

    Sinnvollerweise sollten wir nur auf Äusserungen der Hochgradmitglieder eingehen, da diese Vorbildcharakter einnehmen. Besonders auffällig sind die beiden Büchlein des Uraltmitglieds des Caliphats, James Wasserman, die sogar auf der offiziellen Webseite des Caliphats beworben werden. Wasserman hat auch den Text verfasst, der jedem Crowley–Tarot–Set beiliegt. Reden wir aber von seinen zwei politisch gefärbten Werken "The Templars and the Assassins" und "The Slaves Shall Serve".

    James Wasserman, Ordo Templi Orientis, Caliphate, The Slaves Shall Serve, Meditation on Liberty, The Templars and the Assassins, The Militia of Heaven


    Auf der Rückseite von "The Templars and the Assassins" aus dem Jahr 2001 sprechen William Breeze (Chef des Caliphats) und Michael Aquino vom Temple of Set ihre Empfehlungen aus; das Werk dürfte damit eine besondere Bedeutung für alle Mitglieder bekommen. Wasserman unternimmt darin eine tour de force durch die Geschichte der alten Tempelritter und konstruiert, wie viele O.T.O.–Thelemiten, eine historische Kontinuität bis hin zum O.T.O. Dabei bringt er die alten Assassinen mit ins Spiel. Die Assassinen des Hasan–i–Sabah waren muslimische, politisch–motivierte Killer, die ihre politischen Feinde selektiv umbrachten.

    Das ist nun natürlich seit 9/11 etwas problematisch geworden und sollte in den Zusammenhang mit Wassermans zweitem Buch gebracht werden, in dem er über die Gegenwart berichtet. In "The Slaves Shall Serve" von 2004 ruft er auf, nach den Waffen zu greifen: "Buy guns" und "You MUST join the National Rifle Association."

    Viele Crowleyaner pflegen eine Vorliebe für Kampfsportarten. Sie leiten das gerne vom Liber AL ab, in dem ständig von Kampf, Krieg und allerlei Armageddon–ähnlichen Szenarien phantasiert wird. Wasserman geht nun viel weiter und propagiert einen "militarism, patriotism", "a strong military, decisive national self–interest" und ein "concept of the self–reliant citizen–soldier." Was sind seine Beweggründe?

    Wassermans Kampfgeschrei und Ruf nach den Waffen geht Hand in Hand mit dem Fundamentalismus, der zur Zeit Amerika lähmt; oder antreibt, je nach Standpunkt des Betrachters. Wasserman hält Amerika für das freieste Land der Welt, das von dunklen Mächten bedroht wird und allein durch Crowleys Lehren erlöst werden kann. Angesichts realer und imaginierter Bedrohung wird der Glaube erneut zum ungebrochenen, kämpferischen Bekenntnis. Wassermann vergleicht die bösen Mächte, die Amerika an den Kragen wollen, sogar mit der thelemitischen Version des Satans. Dieser heisst bei den Thelemiten Choronzon und steht für alles, was dem Magier auf seinem Weg zur Vollkommenheit im Wege ist. Choronzon kann demzufolge alles sein, eine Frau, eine Idee, das eigene Ego, was auch immer. Für Crowley war Choronzon sogar ein ganz manifester Dämon, der beschworen werden konnte. In Wasserman zeigt sich deutlich, dass die Thelemiten religiöse Fanatiker sind, die sich als Gutmenschen gebärden, sich jedoch als Herrenmenschen fühlen. Was ist nun das Böse für Wasserman?

    Er denunziert den Staat als Polizei– und Überwachungsstaat, das FBI als von "psycho–fascists" unterwandert und fürchtet die Globalherrschaft von "Islamo–fascists" und den Vereinten Nationen. Er ist nicht nur anti–europäisch, sondern nimmt in seinem Kommunistenhass sogar den Kommunistenjäger McCarthy in Schutz. Wasserman ist für das Schulgebet, so als könne man das Wort Gott einfach durch eine thelemitische Gottheit ersetzen. Er bezieht sich dauernd auf die John Birch Society, eine ziemlich rechtsorientierte Organisation, auf deren Vorbild er sich beruft.

    Und im Gegensatz zu allen Thelemiten und O.T.O.–Mitgliedern, von denen ich weiss, ruft Wasserman ganz offen aus: Werdet aktiv, schreibt an Politiker und Zeitungen, greift zu den Waffen.

    Wasserman sieht die Linie des O.T.O. bis zu Muslim–Attentätern zurückgehen und warnt gleichzeitig vor "Islam–Faschisten"? Hier gerät er in der Tat ins Schleudern. Er muss nun zwischen dem selektiven Töten der Assassinen und dem wahllosen Töten Osama Bin Ladens lavieren. Selektives Ermorden spezifischer Feinde, die einem an den Kragen wollen, scheint Wasserman nicht zu beanstanden.

    Er beruft sich auf die amerikanische Declaration of Indepence, die U.S. Constitution und die Bill of Rights. Und stellt diesen Crowleys Charta der Menschenrechte (Liber OZ) hinzu, in der nicht nur das Recht auf freie Willensäusserung verlangt wird, sondern ebenso die Berechtigung, jene zu töten, die einem dieses Recht verweigern.[63]

    Obwohl Wasserman es nicht explizit schreibt, habe ich den Eindruck, er vergleiche das Caliphat mit der WACO–Gruppe, die er ausgiebig in Schutz nimmt. Zur Erinnerung: Kleine Sektiererfarm, bis über den Kopf voller Waffen, vom FBI belagert. Frauen und Kinder beinahe alle getötet.

    Nicht alle Thelemiten unterstützen solche Positionen. Es gibt tatsächlich Hochgradmitglieder, denen Wasserman peinlich ist und die seine Bücher für schrecklich halten.


    Ordo Templi Orientis Swing 93gamesstudio Reality in a Game Keith Taylor Weapons


    Quelle: Keith Taylor http://www. 93gamesstudio.com



    The Sun Behind the Sun

    In letzter Instanz, wie Friedrich Engels sagen würde, hat das von zahlreichen Zwängen entfesselte Individuum in den meisten Situationen die freie Wahl zwischen mitmachen oder verweigern. Das gilt für Crowley und das politische Zeitgeschehen damals, wie auch für seine Anhänger und Interpreten heute.

    Im Gegensatz zum Christentum und den anderen Weltreligionen verfügt Thelema über keine jahrtausendealte Tradition von Hermeneutik, Exegese und Apologetik. Eine solche scheint auch nicht vorgesehen, denn alles bei Thelema bezieht sich letztendlich immer auf Aleister Crowley.

    "Those who discuss the contents of this Book [Liber AL] are to be shunned by all, as centres of pestilence. All questions of the Law are to be decided only by appeal to my writings, each for himself."




    ENDNOTEN

    [1] Thelemitischen Okkultgruppen wird häufig der Vorwurf gemacht, rechtsextremistisches Gedankengut zu hegen; dies nicht zuletzt wegen Aleister Crowleys Unterscheidung der Menschen in dogs, die dienen, und gods, die herrschen sollen [Liber AL].

    [2] Crowley an William B. Crow, 11.11.1944.

    [3] Rechts– und Lnksdrall paaren sich auch bei vielen modernen Thelemiten und deren wohlwollenden Beobachtern.

    [4] Es sei hier auf Marco Pasi "Aleister Crowley und die Versuchung der Politik" (Graz 2006) hingewiesen. Original: "Aleister Crowley e la tentazione della politica" (Mailand 1999). Ausgelassen sind in diesem Kapitel alle Themen, die Pasi in seinem Werk ausführlich analysiert. Pasi, selber Mitglied im Caliphat, ignoriert alle Hinweise auf die politisch rechtsgedrehten Ambitionen der Protagonisten im Umkreis Crowleys, dessen Rassismus und Antisemitismus. Er fokussiert sich auf Crowleys anderweitige politische Einstellungen und dessen Beziehungen zu J.F.C. Fuller, Tom Driberg, Walter Duranty, Gerald Hamilton, Maxwell Knight und Fernando Pessoa. Das Nachwort von H.T. Hakl nimmt Bezug auf Julius Evola.

    [5] Abschrift von Eugen Grosche. Faksimile in "In Nomine Demiurgi Saturni", München 1998, 55ff. Über Grosches Dulden von Alt–Nazis in den oberen Rängen der Fraternitas Saturni (gemäss Johannes Maikowski aus finanziellen Gründen) ist schon im Kapitel "Eugen Grosche" im 1. Band Der O.T.O. Phänomen RELOAD berichtet worden.

    Ähnlich argumentierte schon Guido Wolther im Zusammenhang mit seiner Sexualmagie in der Fraternitas Saturni: "Den Penis eines Nichteingeweihten führe nie in Deine Scheide ein. Penis u. Samen eines Laien gehen durch den Mund [...] Nimm keine Rücksicht auf den Laien – wirf ihn weg wie einen alten Handschuh – wenn er nichts mehr hergibt".

    Guido Wolther / Frater Daniel: Die Symbolik des 18° Gradus Pentalphae [20 Abbildungen von 1973]:

    Guido Wolther — Fraternitas Saturni — Penis of a non-member never insert into your vagina

    Derselbe Guido Wolther, ehemals Grossmeister der Fraternitas Saturni von 1966: "Mein Frau ist übrigens Jüdin und Französin und hatte in ihrer Jugend schreckliche Erlebnisse — was meinen Sie, was sie für einen Schock erhielt, als ihr einer der FS-Logenbrüder "beichtete", dass er als SS-Mann in einem Frauenlager viele umgebracht hat? Als Hochgrad war sie verpflichtet sich das anzuhören — und dann zu schweigen und zu vergessen und zu vergeben. Oh Gott! Ich könnte das nicht!"

    Faksimile in "In Nomine Demiurgi Nosferati", München 1999, Seite 175:

    Guido Wolther, Fraternitas Saturni

    [6] Helmut Neuberger: "Freimaurerei und Nationalsozialismus" München 1977, Bd. II, 330.

    [7] Faksimile des Haftbefehls in "Materialien zum O.T.O.", München 1994, 45.

    [8] Nachdruck Pähl 1970. Frau Ludendorffs Meinung zu Crowleys Gnostischer Messe: "Verblödung," "schwachsinniger Phrasenschwall," Nachdruck Seite 87. Mehr im Kapitel "Fetisch, Selbstinduktion und Stigma".

    [9] Wilfried Kugel: "Der Unver­antwortliche", Düsseldorf 1992, 411.

    [10] Tagebucheintrag Crowleys vom 31.10.1930: "Idea to get Ewers to translate Gnostic Mass."

    [11] Mehr über den Hintergrund von Hess und Crowley in Marco Pasis Studie. Ebenfalls in Richard B. Spence: "Secret Agent 666" (WA 2008).

    [12] Crowleys Kopie von Rauschnings Buch befindet sich im Warburg Institut.

    [13] Tagebucheintrag Crowleys vom 23.5.1945

    [14] "The reason these aspects of Thelema are omitted indicates the actual problem with presenting Thelema as a religion and attempting to get Thelema sanctioned by the government or approved by the public: Thelema is ultimately in contrast to and transgressive of normative society. Thelema rejects the morals and values of normative society and acts to transgress and violate these norms. From the inclusion of intoxicants in ritual, to the positive view of sexuality, which frequently is seen as promoting promiscuity, to the pro–authoritarian and Nietzschian aspects of Thelema, normative society has much to reject in Thelema and conversely, Thelema encourages its adherents to reject most aspects of normative society." "Journal of Thelemic Studies", 1;2, 2008, http://thelemicstudies.com/ JoTS1–2.pdf, 40.

    [15] Deutsch z.B. in Gregorius: "Aleister Crowley's Magische Rituale", Berlin 1980, 56.

    [16] "An Open Letter to Those Who May Wish to Join the Order", im "Equinox" III;1 oder "Blue Equinox", Chicago 1919, hermetic.com/crowley/ libers/lib101.html. Die deutsche Übersetzung nach Hermann Joseph Metzgers "Äquinox" VII von 1957.

    [17] "Magick Without Tears", New Jersey, January 1954, Kapitel 46.

    [18] "O.T.O. An Intimation with Reference to the Constitution of the Order", "Equinox" III,1, Detroit 1919.

    [19] http://hermetic.com/crowley/ confessions/chapter87.html.

    [20] Crowley an Frieda Harris, die Zeichnerin des Thoth–Tarots, 1941, zitiert nach dem Samuel Weiser Katalog für den August 2007.

    [21] Als Buch: "The Confessions of Aleister Crowley", An Autohagiography edited by John Symonds and Kenneth Grant, korrigierte Version London 1979.

    [22] Quelle dieser Idee: Catherine Yronwode: "WAS ALEISTER CROWLEY A RACIST?", http://www.arcane–archive.org/ faqs/crowleyracistfaq.php.

    [23] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter54.html.

    [24] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter30.html.

    [25] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter56.html.

    [26] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter27.html.

    [27] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter53.html.

    [28] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter55.html.

    [29] www.hermetic.com/crowley/ confess/ chapter55.html.

    [30] "Diary of a Drug Fiend" Book I, Chapter 9, London 1922.

    [31] Aus einem Memo und der darauffolgenden Korrespondenz, Allen Greenfield an das Grand Tribunal bezüglich Don and Jayne Correll, ab dem 2.4.2001. Anzeigeerstatter ist das Mitglied Vicky Brawner. Die Sache wird ernst genommen und weiter untersucht: "Brother Baker confirmed the use of the word 'Nigger' by Brother Correll as well,(different occasion) saying it was in a context mostly devoted to Hispanic Americans––he did say Brother Correll was so drunk at the time he may not remember the incident. [Brother Baker clarified that he had heard Jayne Correll definitely use the word 'nigger' at an OTO event, but that he was not certain where Brother Don is concerned, as the occasion in question was a drunken, semi–incoherent rant devoted mostly to Correll's bizarre anti Hispanic immigrant theories in which there may also have been a reference to 'the "n word"'. So, we have Brother Crow saying both Don and Jayne used "the 'n word'" and Brother Baker affirming Jayne's use of it, plus Don's peppering of his own comments with antiHispanic delusions." Im weiteren kommen Anschuldigungen bezüglich einer Sexorgie zur Sprache, die halb–öffentlich stattgefunden haben soll. Die Angeschuldigten geben ihr Vergehen zu. "This, in my mind, especially by a male senior member to a female rather junior member constitutes sexual harassment." Donald Correll sieht die veränderten Ordensregeln unter William Breeze als Hauptursache für die Vorwürfe: "With Grady [McMurtry] it was simple, we gave him beer and pot because it kept him happy and off the worse stuff. In the end there was nothing anyone could do to save Grady." In die ganzen Korrespondenzen miteinbezogen ist nicht nur Allen Greenfield, sondern auch dessen Freund John Crow. Beide werden ein paar Jahre darauf wegen öffentlicher Kritik am O.T.O. aus dem Orden verstossen. Vorliegend sind viele weitere Dokumente von ähnlichen Fällen, die jedoch im RELOAD nicht weiter aufgeführt werden.

    [32] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter54.html.

    [33] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter91.html.

    [34] hermetic.com/crowley/ confessions/chapter61.html.

    [35] www.hermetic.com/crowley/ confess/chapter77.html.

    [36] Zu Curwen siehe Henrik Bogdan und Tony Matthews: "Brother Curwen, Brother Crowley", ME 2010.

    [37] "Tunis Comment" zum Liber AL, von 1925, in "Equinox of the Gods", 1936. Deutsch online auf http://tguild.oto.de/ libri/Liber_Al.htm.

    [38] King, Secret Rituals of the O.T.O., 190, 204. A.R. Naylor: "O.T.O. Rituals and Sex Magick", Thame 1999, 285, 293.

    [39] "Sepher Sephirot", http://www.beyondweird.com/ Aleister–Crowley/liber_0500.txt. "Preface to Sepher Sephiroth", "Equinox" 1;8, 1911.

    [40] "The Magical Link" #2, Fairfax 1998, 10. Im Jahre 2007 verkauft arkham–studios.com bronzene und vergoldete Statuen von Crowley an die wundersame Welt der Heiligenverehrung.

    [41] Grady McMurtry: "Clear Crowley's Name Campaign", von circa 1946, Transkript in "Stellar Vision" II, ohne Ort und Datum (zwischen 1985 und 1988), 22. Es handelt sich dabei um ein detailliertes Strategiepapier, das aufzeigt, wie man unliebsamen Journalisten beikommen soll. Die Ziel­setzung lässt keine Fragen offen: "Policy: To clear Crowley's name of the slander in­stigated by bigoted journalists and propagated by the sensational press." Unter Anderem wird vorgeschlagen, Crowley in der Öffent­lichkeit als "England's literary martyr" und "one of the first victims of Fascism" darzustellen und für die Weisswäscherkampagne sogar ein Büro mit mehreren Angestellten in London zu mieten.

    [42] Ein weitere Textstelle Crowleys, die der Schere zum Opfer fällt: im kabbalistischen Werk "777" fragt er: "CAN any good thing come out of Palestine? is the broader anti–Semitic retort to the sneer cast by the Jews themselves against the harmless and natural Nazarene; one more example of the poetic justice of History." "Liber DCCLXXVII", London 1909. beyondweird.com/Aleister–Crowley/ liber_0500.txt.

    [43] http://lib.oto–usa.org/sabazius/ essays/memo0101.html.

    [44] Marcelo Ramos Motta: The Development of a Secret Society in America in the Years 1957–2000 e.V., 10.1.1957., 10.1.1957.

    [45] Details zu Martha Küntzel in Marco Pasi "Aleister Crowley und die Versuchung der Politik", Graz 2006. Korrespondenz der Küntzel mit einigen O.T.O.–Protagonisten in "Noch mehr Materialien zum O.T.O.", München 2000.

    [46] Duval Ernânie de Paula aus der F.R.A. Brasiliens erhält zu dieser Zeit angeblich viele Briefe Krumm–Hellers, in denen dieser von den Nazis geschwärmt habe. De Paula behauptet, Krumm–Heller habe damit verhindern wollen, verhaftet zu werden. Leider gibt er keinen Einblick in diese Briefe. Gespräch mit de Paula am 28.5.1994 in Rio de Janeiro.

    [47] Dance The Adolf Hitler. Hier eine Aufnahme seines Hauses. Publiziert von Krumm–Heller selber in seinem Ordensmagazin "Rosa–Cruz", 27. November 1932, Berlin–Heiligensee 1932, 56: "El Sumo Supremo Santuario de la Fraternitad Rosa–Cruz y de la Santa Iglesia Gnóstica de Berlin–Heiligensee."

    [48] Krumm–Heller beklagt sich mit einem Brief an Goebbels, worauf ihm das Reichspropaganda Büro für Kurhessen am 30.7.1942 versichert, dass solche Aktionen nicht mehr vorkommen sollen.

    [49] "E.O.L. Mitteilungsblatt" No. 1, Juni 1954, Zürich 1954, Seite 6.

    [50] Siehe Theodor Reuss' Parsifal und das enthüllte Grals–Geheimnis.

    [51]. Siehe die Abbildungen oben aus Mathilde Ludendorff: "Induziertes Irresein durch Occultlehren", Nachdruck Pähl 1970.

    [52] "Neue Metaphysische Rundschau", XVII, Heft 1, Berlin 1909, "Das Kabirengeheimnis", Seiten 12–13.

    [53] Wilfried Daim: "Der Mann, der Hitler die Ideen gab", 2. Auflage Wien 1985, 181.

    [54] "Volksausgabe des Crowleyschen O.T.O.Modells," F.–W. Haack: "Von Gott und der Welt verlassen", Düsseldorf 1974, 131. Ebenso Haack in: "Europas neue Religion", Zürich 1991, 36; Haack, "Anmerkungen zum Satanis­mus", München 1991, 9.

    [55] "To the Ladies and Gentlemen of the O.T.O." 1986, "Dear Friend of Thelema" 15.5. 1987.

    [56] Zu LaVey und Aquino: Neville Drury: "Occult Experience", London 1987. Joachim Schmidt (ehemals Mitglied des Ordo Saturni): "Satanismus," Marburg 1992. Christlich fundamentalistische Hetzschriften seien hier nicht bibliogra­phiert. Empfeh­lenswert Robert D. Hicks: "In Pursuit of Satan", New York 1991.

    [57] Faksimiles in "Der Grosse Theodor Reuss Reader", München 1997, Seiten 340ff.

    [58] Weitere Beispiele zur Paranoia–Literatur der damaligen Zeit: Helmut Reinalter (Hrsg.): "Verschwörungstheorien. Theorie – Geschichte – Wirkung", Innsbruck 2002. Faksimiles aus "Feldzug gegen Rudolf Steiner", Flensburger Hefte 63, Flensburg 1998, Beitrag: P.R. König: "Gestatten, Undercover–Agent Peter–R. König", 109–168. Gregor Schwartz–Bostunitsch schrieb auch zusammen mit Lanz von Liebenfels, Issberner–Haldane und Guido von List. Lanz von Liebenfels, "Bibliomystikon" Pforzheim 1930, Werbung auf Seite 129. Zu Bostunitsch, Liebenfels und Issberner–Haldane sei erneut auf Nicholas Goodrick–Clarke hingewiesen: "The Occult Roots of Nazism: Secret Aryan Cults and Their Influence on Nazi Ideology", 1985. Ausserdem Wilfried Daim: "Der Mann, der Hitler die Ideen gab", Wien 1957; Rudolf J. Mund: "Lanz v. Liebenfels und der Neue Templer Orden", Stuttgart 1976 und Ekkehard Hieronimus: "Lanz von Liebenfels: 'Lebensspuren'", in "Wege und Abwege" (Festschrift für Ellic Howe, Hrsg. Götz von Olenhusen), Freiburg 1990. Siehe auch Rudolf von Sebottendorff: Der Talisman des Rosenkreuzers, Einleitung von Albrecht Götz von Olenhusen. Hermann Rehwaldt versuchte 1935, sein Publikum auch mit einem Okkultroman zu beeinflussen, der unschwer die Fraternitas Saturni zu erkennen lässt. Faksimile in "In Nomine Demiurgi Saturni", München 1998. Erwähnenswert ist hier ebenfalls Christian Kreuz, ein Pseudonym für den Baron Ernst Theodor Herbert von Bomsdorff–Bergen, der sich angeblich als Inkarnation von Baphomet sah und gegen den O.T.O. schrieb. Interessanterweise gibt es ariosophische Literatur, die sich wohlwollend gegenüber der Fraternitas Saturni äusserte. Faksimiles in "In Nomine Demiurgi Nosferati", München 1999, Seiten 27ff.

    [59] "Many Moscow occultists, including myself and Juzhinskiy's circle (Dugin was among them) already read Crowley in English early on and already knew about OTO, but it was common among us to express interest in Crowley as a person only, almost ignoring his OTO–attempts. This situation remained unchanged even after the first translations were published on paper; they were treated as info about Crowley, not about OTO." In 1997, Dugin's magazine "Mily Angel" published Crowley's Liber AL in Russian without the antireligious 3 lines from the 3rd chapter. "There is no link between Dugin's publications and the 'Caliphate'. He expresses absolutely no interest in any OTO." "Dugin was interested in the study of radical nonconformist ideas. In his classification Crowley himself looks rather left–winged (Crowley as conservative revolutionary is Bouchet's idea outlined in his speculative article titled "Aleister Crowley: Unknown Conservative Revolutionary", not Dugin's one)." "Dugin from time to time mentioned other occult organizations too, like freemasonry or F.R.A. etc. It does not mean that everyone who reads this immediately wants to become a member of them." "Everyone studying Dugin comes to the organizations he is related to, for example Evraziysky Soyuz Molodyozhi, and not to other orders." "Alexander Dugin's position on Crowley can't be described simply as 'disappointed', but it seems he has no intent to speak about Crowley in public anymore (when the presence of all such OTOs and self–proclaimed thelemites becomes increased)." Introduction to the History of the 'Caliphate' in Russia.

    [60] Von Spicy Smack In Russia: Ein Okkultist aus St. Peterburg nahm 1996–97 Kontakt mit dem 'Caliphate' auf und wurde 1998 in Schweden initiiert. Er erstellte eine Website (unter http://thelema.da.ru). Andere Okkultisten aus Moskau wurden 1999 in England initiiert – während die Person aus St. Peterburg 2004 abreiste. Im Frühjahr 2000 erließ der Oberste Rat des 'Caliphates' die Charta zur Gründung des ersten russischen Zweigs des 'Caliphates': "Pan Asylum" (http://oto.ru). Es wurden viele Übersetzungen angefertigt. Doch dann kamen starke Zweifel an den wahren Absichten der Führer auf und viele Mitglieder traten aus. Man ging davon aus, dass die lokalen Führer den Zweig als ihren eigenen Privatclub führen wollten. Schismen folgten – Bodies wurden geschlossen.

    [61] Die Perestroika führte zu Glasnost und öffnete die Türen für westliche Waren aller Art, geistig, wirtschaftlich und finanziell. Gierige Kulte schwärmten wie Heuschrecken aus, um sich auf der neuen sozialen Unsicherheit auszubreiten. Russen im Alter von 30 Jahren, die noch unter dem Sowjetregime erzogen wurden, rissen sich vom geistigen Gürtel der orthodoxen Kirche los, während jüngere Menschen sich umso mehr auf alles stürzten, was eine Befreiung von der Tradition war. 1991 kam es in den GUS–Ländern zu einer "serious crisis of economics, politics [und] mass consciousness", wie es ein dortiges ex–Caliphats–Mitglied berichtet. Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) besteht nach dem Zerfall der UdSSR aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Russland, Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Moldawien, Ukraine, Aserbaidschan, Tadschikistan, Kirgisistan, Usbekistan und Georgien. Turkmenistan und die Ukraine haben das Abkommen nie vollständig ratifiziert, und die drei baltischen Staaten, Lettland, Estland und Litauen, haben sich gegen einen Beitritt entschieden. Die Organisation existiert hauptsächlich auf dem Papier, wie der russisch–georgische Krieg im Jahr 2008 zeigte, der zum Austritt Georgiens aus der GUS führte.
    "It was the time when in one moment 'totalitarian sects' appeared in large numbers from the West. A lot of these so–called sects used hypnotism and methods of suggestion, and a lot of people sold their flats and gave all their money to these new movements. It was like a latent panic; people were not ready for such variety of different teachings, etc. Since then, sects (that is, the emerging new religions) or cults means something terrible in the Russian culture. The Orthodox Church influenced this situation somewhat."

    Andere Okkultisten halten sich an Karl Marx und glauben, es gäbe keine "latent panic. Sects are threats more like _drugs_, and there is a bit of social demand to repress them for very similar reasons." Die Meinung eines ex–(Caliphate)–Mitglieds: "After 1991 many new religious organizations (and branches of foreign organizations) were established in Russia. Many old organizations assumed legal status. I don't think it was 'something terrible'. And I don't like the term – 'totalitarian sect'. It isn't a correct scientific or legal term in the contemporary context. Contemporary Russian laws don't contain such a term. A masonic order isn't a religious organization." Eine weitere Quelle, die ohne Namen zitiert werden möchte, meint, dass "in general, after the fall of the Soviet system, where 'scientific' atheism was one of the main parts of the official ideology, people in Russia and in other countries emerged in place of the former Soviet Union and started to look for alternatives to the old Weltanschauung. However, in contrast to other countries of Eastern Europe, like Poland, where the church was in permanent opposition to the communist government through the decades, in Russia, Ukraine and Belarus the church authorities reached a compromise through collaboration. Many people simply didn't trust Orthodox priests and, as a result, became involved in various forms of exotic spirituality, such as Christian (Seventh Day Adventists, Mormons, Jehovah Witnesses), Neo–Hindu (Hare Krishna), Modernist and Neo–Pagan, like Scientology, Ufology, Satanism, White Brotherhood etc. Sects and cults were growing everywhere from Brest to Vladivostok like mushrooms after a rain." Jemand aus der Ukraine denkt, dass "a huge number of people were crazy about UFOs, the Bermuda triangle, snowmen and so on. I remember those times from when I was a child. All the newspapers wrote about those topics. A lot of people fell down into 'spirituality'. But we can talk about 'foreign' and 'native' sects. Some of them had 10'000 and more members. And here we have to keep the cO.T.O. in mind with only 10–15 members. It's just a small group of people, not a sect :–)."
    Natürlich wurden sogenannte satanistische Gruppen verdächtigt, Kirchen zu verbrennen und Vandalismus zu betreiben. Paranoider rassistischer Gnostizismus (nach dem Geschmack von Miguel Serrano) zog das Interesse der Geheimdienstpolizei auf sich.

    Mitte der 1990er Jahre wird das Religionsprofil der Russen ermittelt. 72% gehörten der russisch–orthodoxen Kirche an, weniger als 19% stuften sich als unreligiös ein.
    Bald setzten Vertreter der sehr einflussreichen orthodoxen Kirche den O.T.O. auf ihre "Most known destructive totalitarian sects of Russia"–Liste. Auf dieser Liste stehen u.a.: Reformbewegung der Siebenten–Tags–Adventisten, Kinder Gottes, Osho–Gemeinschaften, das Krishnamurti–Zentrum, die Internationale Gesellschaft für Krishna–Bewusstsein (ISKCON), die Gesellschaft für spirituelle Kultur von Sri Aurobindo, die Scientology–Kirche und andere Organisationen, die sich von den Lehren Hubbards ableiten (zum Beispiel Dianetik), Jehovas Zeugen, The Family (ehemals The Children of God), Transzendentale Meditation, Falun Gong, Uriellas Fiat Lux und andere New–Age–Bewegungen wie Theosophie, Anthroposophie, Roerichs Lehren und alle Bewegungen astrologischer, ufologischer Natur, Hexerei, Neoschamanismus, Luziferianismus und Satanismus. Spicy Smack In Russia.

    [62] "... in May or June 2008 I sent four postcards intended for an exhibition of Mail Art entitled "Erotic Moments" curated by Mr Mark Falkant (Sodener Str. 20 / 65779 Kelkheim / Allemagne). The artworks are collages made from postcards of the pastoral village of Castelnau–Montratier (in Southern France), and old photographs of a girlfriend, taken around 1991–92, with two to three clothespins on her nipples. [...] someone filed a complaint against me using the article 227–24 of the New Penal code, which stipulates that – 'the simple act of making, traveling with or transporting, and promoting by any ways a message with a violent or pornographic content or with the intention of hurting human dignity can be punishable with 3 years in jail and 500 000 euros when the message can be seen by an underage person.'" Summary of my Case. Pissier veröffentlichte auch ein Buch über seine Freundin und O.T.O.–Mitglied Diana Orlow (1971–1997): "Diary, Prêtresse de Babalon", Maxéville 2004. "Elle a collaboré notamment avec le groupe berlinois Einstürzenden Neubauten et la compagnie catalane La Fura del Baus."

    [63] Liber LXXVII: "Man has the right to kill those who would thwart these rights. 'the slaves shall serve.'" http://hermetic.com/crowley/ libers/lib77.html.


    © P.-R. Koenig 2006/2011.





    Das Milieu des Templer Reichs — Die Sklaven Sollen Dienen. Hanns Heinz Ewers — Lanz von Liebenfels — Karl Germer — Arnoldo Krumm–Heller — Martha Kuentzel — Friedrich Lekve — Hermann Joseph Metzger — Christian Bouchet — Paolo Fogagnolo — James Wasserman. Unbequeme Aspekte in der Geschichte des O.T.O. und Thelema.


    Also: Proto–Fascist Elements in the O.T.O.

    Anonymous 2021: Burning Down The House. 'Caliphate', Argenteum Astrum, James Wasserman, Donald Trump.


    Mehr über diese Orden und ihre Protagonisten in: Andreas Huettl und Peter-R. Koenig: Satan — Jünger, Jäger und Justiz.




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