Fraternitas Saturni
Eugen Grosche
Gregor A. Gregorius
Heinrich Tränker
Albin Grau

MEISTER THERION - MEISTER RECNARTUS - MEISTER PACITIUS.
Bericht über die "Geheim-Konferenz im Jahre 1926 in Thüringen".





1925 erschien Aleister Crowley in Heinrich Tränkers Haus in Hohenleuben in Weida und liess sich sofort zum Weltheiland ausrufen (nicht O.H.O. des O.T.O.). Bald aber zerstritten sich die Okkultisten um Tränker und bildeten drei Gruppen: Tränkers O.T.O.-Pansophie; Martha Küntzels und Karl Germers Thelema-Verlag; und eine neue Berliner Arbeitsgruppe der Pansophie: die Fraternitas Saturni Albin Grau
Albin Grau




Eugen Grosche (circa 1956):

MEISTER THERION - MEISTER RECNARTUS - MEISTER PACITIUS.
Bericht über die "Geheim-Konferenz im Jahre 1926 in Thüringen".



Um der Fraterschaft der Loge "Fraternitas Saturni" einen Einblick in diese stattgefundene Konferenz zu geben, die für die Entstehung der Loge von immenser Wichtigkeit war und deshalb der Nachwelt erhalten bleiben soll, gibt der unterzeichnete heutige Großmeister der Loge einen eingehenden Bericht, der außerdem seinem Inhalte nach sehr interessant ist.
Der Leiter der pansophischen Bewegung in Deutschland, der Meister Recnartus - der damalige Meister der deutschen Rosenkreuzer - bekannt unter dem Namen "Der Henkelkreuzmann" erleuchtete im Jahre 1924 in Berlin den Ortsorient der "Pansophischen Loge" und ernannte den Fra.Pacitius, alias Albin Grau, zum Meister des Orientes Berlin.
Fra. Gregorius wurde Sekretär der Ortsloge.

Als nun im Jahre 1926 die Ausweisung des Aleister Crowley = Meister Therion aus Frankreich und Belgien erfolgte, war dieser gezwungen, kurze Zeit Deutschland ais vorübergehendes Asyl zu benutzen und die Gastfreundschaft von Mstr. Recnartus - alias Heinrich Tränker, in Anspruch zu nehmen.

Es fand nun im Laufe dieser Zeit in Thüringen auf dem Landsitze des Mstr. Recnartus eine von ihm einberufene Konferenz statt, an welcher unter dem Vorsitze von Mstr.Therion eine Anzahl der damaligen wichtigen Persönlichkeiten aus Deutschland teilnahmen. Berlin war vertreten durch Mstr.Pacitius und Fra.Gregorius, Danzig durch Mstr.Gebhardi usw.- Therion hatte außer seinen zwei Sekretärinnen auch seinen Kanzler Mudd mitgebracht. Die Besprechungen zogen sich den ganzen Tag bis zum Abend hin. Es wurde einmütig beschlossen, in Deutschland eine rege Propaganda für Mstr. Therion und seine Lehren zu entfalten und durch die Gründung der Thelema-Verlagsgesellschaft in Leipzig unter der Leitung von Frl.Marta Küntzel nach und nach den ins Deutsche übersetzten Büchern von Aleister Crowley eine geeignete Basis zu schaffen. Otto Wilhelm Barth aus München, der Inhaber der okkultistischen Buchhandlung "Asokthebu" und auch die Buchhandlung "Inveha" in Berlin sollten beide, nach den Zusicherungen ihrer Inhaber, sich vorzugsweise für den Vertrieb der Bücher von Therion einsetzen.

In dem wichtigsten Punkte der Tagung gelangte die Versammlung jedoch zu keinem erwünschten Beschluß. Mstr.Therion hatte die organisatorische und geistige Einordnung und gewissermaßen Unterordnung der gesamten deutschen Rosenkreuzerbewegung und auch der Pansophie unter seine große Weltloge der A.·. A.·. gefordert. Da die Berliner Delegierten und auch einige andere der deutschen Teilnehmer den Meister Recnartus in seiner Weigerung unterstützten, diesem Vorschlage nicht zuzustimmen, kam es zu keiner Verständigung.
Einige Wochen später hörte der Berliner Orient, daß der Meister Recnartus bei der deutschen Staatsanwaltschaft eine Ausweisung des Mstr.Therion aus Deutschland gefordert hätte.- Obwohl dieses Geschehen die Tatsache eines vollzogenen tiefen Bruches zwischen Therion und Recnartus anzeigte, erschien es dem Meister Pacitius als so ungeheuerlich, daß er von sich aus den Rücktritt des Meisrer Recnartus in der Würde seiner Großmeisterschaft der pansophischen Logen forderte. Da Mstr. Recnartus dieser Aufforderung jedoch keine Folge leistete, wurde auf gemeinsamen Beschluß aller Mitglieder der pansophische Orient Berlin im feierlichen Ritual aufgelöst und gelöscht.
Du nun auch Mstr. Pacitius sich durch eine von ihm herausgegebene Privatpublikation unter dem Titel "Das Buch der Nullstunde", nachgedruckt in dem Augustheft 1954 der Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst, sich in einen gewissen Gegensatz zu dem Weltmeister Therion brachte, hielt er es für geboten, seine Würden niederzulegen und auch die ihm angebotene Leitung der neu erleuchteten Loge "Fraternitas Saturni" abzulehnen, obwohl zwei Drittel der früheren pansophischen Mitglieder in diese Loge übertraten. So wurde der Sekretär der Loge, Fra.Gregorius, einstimmig zum Großmeister der Loge gewählt.

Die "Fraternitas Saturni" blieb unter seiner Leitung in enger freundschaftlicher Verbindung mit Meister Therion und auch mit der Thelema-Gesellschaft in Leipzig, obwohl sie eine rein organisatorische Verbindung zur A.·. A.·.als deutsche Großloge ablehnte.- Aber es wurde einstimmig beschlossen, sich unter das von Therion propagandierte Gesetz des neuen Zeitalters: "Tue was Du willst!" zu stellen und es als Leitsatz, nach einigen unerheblichen kleinen Abänderungen im Wortlaut, in das Logengesetz aufzunehmen.

So sehr auch die hier geschilderten Tatsachen von geistigem Standpunkte aus zu bedauern waren und noch heute sind, so kann man sie aber auch als unabänderliche Vorzeichen des dann einsetzenden weiteren Zusammenbruches der Gesamtbewegung betrachten, vollendet dann durch die nazistische Regierung. Die Leiterin der Thelema-Gesellschaft Frl.Küntzel, starb im Konzentrationslager [Anm. PRK: falsch] , die führenden Brüder der "Fraternitas Saturni" gingen freiwillig in die Emigration. Auch die pansophische Bewegung trat nicht mehr in Erscheinung. Auch ein weiterer Besuch von Mstr.Therion in Berlin, noch vor der Nazi-Regierung, wo er leider auch vergeblich versuchte, anschließend an seine in der "Porza" gestartete Ausstellung seiner Kunstwerke und Bilder [1931], eine neue tragbare Basis in Deutschland zu schaffen, mißlang.

Man konnte mit Recht die pansophische Bewegung im Sinne einer wahren Mystik als eine der letzten Blüten des Fischezeitalters bezeichnen, die aber dem Zuge der Zeit folgend, abgelöst werden mußte von neuen geistigen Organisationen, welche den magischen Impuls des neuen Zeitalters des Wassermann sich zu Grunde legten. Daß der Versuch einer gutgemeinten Zentralisation im Laufe der obengenannten Konferenz leider mißlang, ist der mangelnden damaligen Einsicht wohl aller Beteiligten zuzuschreiben. Andererseits war dadurch folgerichtig die Richtungsgrundlinie und Basis für die weitere Entwicklung der Loge "Fraternitas Saturni" gegeben. Diese lautete: Selbständigkeit als Großloge für Deutschland in enger freundschaftlicher Zusammenarbeit mit Mstr.Therion und der A.·. A.·.

Im Anschluß an die oben erwähnte Zusammenkunft hat sich ein Erlebnis zugetragen, welches wert ist, der Nachwelt wegen seines stark okkulten Charakters überliefert zu werden. Wir bringen nachstehend den persönlichen Bericht von Fra.Gregorius. Er sagt aus: "Der Landsitz von Mstr. Recnartus war ein altes früheres Gasthaus in einem einsamen Tale Thüringens, meilenweit von jeder sonstigen menschlichen Behausung entfernt.- Um sich von den Anstrengungen der stattgefundenen Besprechungen während des Tages zu erholen, veranstalteten alle Teilnehmer der Konferenz entlang des stillen einsamen Wiesentales, rings von tiefen Wäldern umgeben, einen Abendspaziergang. In zwanglosen Gruppen gingen sie plaudernd die stillen Wiesen wege. Ich selbst hatte mich zu Mstr.Gebhardi gesellt und wir beide gingen dicht hinter der Gruppe, in der sich Mstr.Therion befand. Es fiel mir nun auf, daß der Meister Therion während des Spazierganges ein oft sonderbares Verhalten zeigte. Er hob manchmal grüßend die Hand, lächelte seitwärts dem Boden zublickend und oft wich er auch sorgfältig seitwärts aus, als wenn er ein Hindernis umgehen mußte. Ich fragte Meister Gebhardi, was diese auffälligen Gesten und Bewegungen zu bedeuten hätten. Ich erhielt von ihm die folgende mich höchst überraschende Auskunft:
"Es sind zur Begrüßung des Mstr.Therion, der ja ein Eingeweihter des astralen Lichtes ist, eine große Anzahl von Zwischenwesen aus dem Reiche der Zwerge, Gnomen und Baumwesen herbeigeeilt, die uns selbst wohl unsichtbar, aber doch von Mstr.Therion wahrgenommen werden und deren Begrüßung er erwidert."

Ich muß gestehen, daß ich wohl damals bei dieser Erklärung ein etwas ungläubiges Gesicht gemacht habe.
Auf mein weiteres Fragen erklärte mir Gebhardi: "Ein eingeweihter Meister vermag durch eine bestimmte Anrufung eines Baumwesens in einem Umkreis von ca. 7 Kilometern in einer derartig geeigneten Umgebung, wie wir sie hier haben, alle sich hier aufhaltenden Zwischenwesen zu erreichen. Das betreffende Baumwesen sendet die Rufzeichen aus, daß sich ein wissender Magus hier befindet. Sie können überzeugt sein, daß wir alle jetzt von vielen derartigen Wesen des Zwischenreiches umgeben sind und begleitet werden. Weiteres vermag ich Ihnen darüber nicht mitzuteilen, weil dieses Geheimwissen nur in die Hände eines Meisters gehört, welcher die höheren Weihungen besitzt. Die genauen Anweisungen werden Sie später voraussichtlich ja auch erhalten, wenn Sie die Meisterwürde bekommen. Diese Wesen zu sehen, kommt nur auf den Grad der Sensibilität des betreffenden Menschen an."

Da ich leider die englische Sprache nicht beherrschte, nahm ich davon Abstand, den Meister Therion über dieses sonderbare, mich höchst interessierende Erlebnis persönlich zu befragen, zumal er ja auch keine Kenntnis der deutschen Sprache hatte.

Nach einem Jahre erhielt ich jedoch auf Anweisung von Therion durch seinen Kanzler unter einer Anzahl von wichtigen Dokumenten auch die magische Anweisung zum Rufen der Zwischenwesen. Als ich 1928 auf der Insel Rügen in einer sehr einsamen Gegend dieses magische Experiment versuchte, erhielt ich die Bestätigung dieses geheimen Wissens durch das Erscheinen zweier Zwerge, die meinem Rufe folgten. Die Tatsache der Existenz derartiger Zwischenwesen steht für mich unbedingt fest (siehe auch die betr. Publikation im Studienheft Januar 1951 der "Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst). Darin wird die Beschwörung der Zwischenwesen behandelt, aber natürlich nicht die oben erwähnte streng geheime Weisung preisgegeben.

Im Archiv der Loge befinden sich auch photographische Aufnahmen von Geistwesen, die bei anderen derartigen Praktiken getätigt werden konnten.

Gregor A. Gregorius

Diese Sonderpublikationen werden nie im Handel erscheinen, sie sind nur für die Fratres der Loge bestimmt und dürfen weder verliehen noch weitergegeben werden.



English translation: Report on the “Secret Conference in Thuringia in the year 1926”.




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