Einleitung
Walter Jantschik
Geboren am 9.11.1939, war der Ordensswinger Walter Jantschik seit fünf Jahren, seit dem 28.3.1964, Mitglied der F.S. Berlin. Zwei Monate später, am 17.5.1964, hatte er sich – ungeachtet der Animositäten der beiden damals konkurrierenden Grossmeister (die Fraternitas Saturni e.V. in Frankfurt unter Johannes Maikowskis und die Fraternitas Saturni e.V. in Berlin unter Guido Wolther/Daniel) – zusätzlich in Maikowskis Ordensloge Fraternitas Luminis aufnehmen lassen.
Aus einem unpublizierten Manuskript des Boulevard–Journalisten Horst Knaut, der Jantschik 1974 kennen lernen wird:
"Abiturient, kaufmännische Lehre. Vater Arbeiter, auch Mutter aus einfachen Verhältnissen. Ist im Sudetenland in einem ländlichen Milieu geboren und verbrachte dort seine ersten Kinderjahre. Als er fünf Jahre alt war, hatte er ein schockierendes Erlebnis: Ein Scheunentor war über ihm zusammengebrochen, er blieb dabei aber unverletzt. Noch Monate danach hatte er des Nachts Angstträume. Er sah Gefahren auf sich zukommen, schrie und wurde wach. Er wäre gerne zu seiner Mutter ins Bett gekrochen, aber diese schimpfte ihn aus und wies ihn ab. Auch sein Vater nahm ihn nicht in Schutz. – Als 20– bis 25–jähriger hatte er im Traum sexuelle Erlebnisse mit seiner fünf Jahre jüngeren Schwester. Während seiner Berufsausbildung kam er in einer Berufsschulbibliothek mit Yogaschrifttum in Kontakt. Er suchte jetzt weitere, möglichst okkulte Literatur. Abonnierte die Okkultistenzeitschrift 'Die andere Welt', die jetzt 'Esoterika' [sic] heisst. Kam über Kleinanzeigen mit esoterischen Gruppen in Kontakt, kam auch so zur F.S. und wurde dort schliesslich Grossmeister. Als 28jähriger heiratete er eine Österreicherin, die ihn aber schon bald wieder verliess. Sie war mit seinen ständigen Grübeleien und seinen okkulten Beschäftigungen nicht einverstanden. Die Ehe wurde geschieden. […] J. ist ein stiller, insichgekehrter Typ, spricht nicht viel. Das aktuelle Zeitgeschehen interessiert ihn nicht. Er ist auf der ständigen Suche nach neuen okkulten Kontakten. Schreibt viel auf Kleinanzeigen und sucht Verbindungen zu neuen Gruppen. Satanistisch–Erotomanes interessiert ihn besonders. Möchte gern zu einem Kreis stossen, in dem regelmässig Schwarze Messen stattfinden. Glühender Verehrer Crowleys. Erzählte, dass er auch gerne einmal des Nachts in einer Leichenhalle bei einem Toten sein möchte, um dort Dämonen– und Geisteswelten näherzukommen. Arbeitet tagsüber als Vertreter für eine Firma in der Schweiz, die Fernkurse in Stenografie, Englisch usw. anbietet. Lebt in bescheidenen Verhältnissen."
Ein Jahr nach seinem Eintritt, also 1965, wurde Jantschik in Frankfurt von Frau Margarete Berndt/Roxane, Horst Kropp/Orpheus und Hermann Wagner/Arminius rituell in den sexualmagischen 18° initiiert – womit einmal mehr offensichtlich wurde, dass die Grade nicht in ihrer Reihenfolge bearbeitet werden mussten.
"Über unsere [sic] Körper wurde während des geschlechtlichen Verkehrs ein schwarzer Hahn getötet." ["Bekenntnis" von Jantschik, Manuskript vom 26.3.1974. Faksimile in: P.R. König, In Nomine Demiurgi Nosferati, München 199, 154–159]. Aus der vorhandenen Korrespondenz zwischen Jantschik und Kropp von 1965 ist nicht explizit erkennbar, ob von einem 18°–Ritual gesprochen wird. Die Rede ist von Klopfzeichen und kleinen Wesen aus dem Astralbereich. Einzig folgende in der Luft schwebende Passagen weisen auf andere Absichten hin: "Bitte Nie Sperma oder Blut verwenden als Kondensator! [...] Das Bild Exorial mach sich nebenbei auch noch bemerkbar. Wir müssen erst genügend theonische [? unleserliche Stelle in Kropps Handschrift] Kräfte anziehen damit wir nicht von den dämonischen Kräften überwältig werden. Das sage mal Therion [Crowley]." [So Horst Kropp an Jantschik, Brief am 19.12.1965.] Die beiden diskutierten später, ob für Evokationen auch das Blut eines weissen Huhns genüge und dass man im Erfolgsfalle sich in Geheimhaltung üben müsse. Beim gemeinsamen Tischrücken bei Kropp zuhause machte dessen Mutter mit (den Tisch liess er sich eigens zimmern), "Die Geistwelt ist über unseres treffen schon informiert." [Kropp an Jantschik, Brief am 22.7.1967.]
Weder von Jantschiks 18°–Initiation im Jahre 1965, noch von seiner baldigen Grossmeister–Ernennung im Jahre 1969 existieren Dokumente.
Am 2.4.1969 gab Wolther seinen Rücktritt als Grossmeister der Fraternitas Saturni bekannt. Trotzdem blieb er Mitglied.
Es wurde Zeit, sich grundsätzlich mit der rechtlichen Grundlage auseinanderzusetzen. Die Meinung der Rechtsanwälte zu zwei Orden mit denselben Namen: "Eine anderweitige Gründung einer Loge gleichen Namens kann nicht verhindert werden. Auch eine gerichtliche Eintragung (e.V.) ist kein Hindernis. Der P.57 Abs. II BGB ist eindeutig formuliert [...] Damit ergibt sich automatisch, dass auch ein Namensschutz in Deutschland nicht möglich ist."
Juristisch gesehen, war die Fraternitas Saturni e.V. seit 1957 durchgängig im Vereinsregister Berlin eingetragen. Von daher musste bei Maikowskis F.S. wohl eher die Rede von der Gründung einer weiteren Gruppe mit Namen Fraternitas Saturni in Frankfurt die Rede sein, statt von einer Spaltung. Juristisch war die Fraternitas Saturni e.V. in Frankfurt in keiner Weise identisch mit der Fraternitas Saturni e.V. in Berlin. Man konnte allenfalls von einer Abspaltung eines Teils der Mitglieder sprechen, die etwas Neues gegründet hatten, das zwar den annähernd gleichen Namen trug, aber eben nicht identisch war.
Ein Tag, nachdem Irmtraud Maikowski den Eintrag zu Maikowskis Fraternitas Saturni e.V. (eingetragen ja noch zu Lebzeiten Grosches) im Vereinsregister Frankfurt gelöscht hatte, wurde auf der Osterloge 5./6. April 1969 nun offiziell verkündet, was ein halbes Jahr schon vorher stattgefunden hatte: Die Rückführung der 30 abgespaltenen Frankfurter F.S.–Mitglieder mit der Berliner Loge – insgesamt waren es nun also 60 Mitglieder.
Die Sprachregelung lautete: "An Ostern des Jahres 1969 trafen sich zwei bis dahin sich unfreundlich gesinnte Orden, die aber denselben Namen trugen und in der Vergangenheit eine Einheit bildeten, um sich in brüderlichem Geiste zu vereinigen. Das war die Geburtsstunde der Vereinigten Grossloge FRATERNITAS SATURNI."
Der Ehrenvorsitzende Karl Wedler/Giovanni leitete die Neuwahlen. Inthronisiert zum neuen Grossmeister wurde zu Ostern 1969 der bis anhin unscheinbare Walter Jantschik/Jananda, dessen Wahl offensichtlich das turbulente Logengeschehen beruhigen sollte. Konkurrierende Zweige wurden zur Vereinigungsgrossloge Fraternitas Saturni zusammengeführt.
Die Vereinigungsgrossloge [VGL] Fraternitas Saturni 1969
Reihe hinten:
Johannes Maikowski (Immanuel), Horst Kropp (Orpheus), ?, Bernhardus, Karl Wedler (Giovanni), Sara, Hubertus
Reihe vorne: Flita (Maikowskis Ehefrau), Delia, Walter Jantschik als Grossmeister, Apollonius, Assja
[Koloriert mit KI]
Jantschik versuchte, die finanziellen Ungereimtheiten seines Grossmeister–Vorgängers Wolther zu bereinigen. So beklagte sich Johannes Göggelmann/Saturnius, nachdem er trotz korrekter Einzahlungen an Wolther eine Mahnung vom Logensekretär Stanislaus W. Wicha/Andrzey erhalten hatte:
"Sollte man aber darauf Bestehen, dass ich eine Rückwirkende Zahlung erstatten müsste, dann trete ich aus der Loge aus, so leid es mir tut, denn ich bin kein Krösius bin im Naziereich fast um alles gekommen, durch Verrat einer Teufelin von Weibsperson, u. zudem gehe ich bald meiner Pensionierung entgegen! Da ich leider nur ein kleiner Beamter bin, ist meine Pension nicht zu hoch zum bescheidenen Lebensunterhalt bemessen!" Jantschik beruhigte Göggelmann, Wicha "arbeitet sehr eigenwillig und selbständig" und hoffte nach Bereinigung der Unklarheiten auf weitere Zusammenarbeit.
Von allen Seiten hagelte es Klagen und Forderungen. Willi Hauser/Fabian verbrachte seinen Herbsturlaub zusammen mit Karl Wedler am Lago Maggiore. "Unser Zusammensein war sehr glücklich und harmonisch, und wir haben uns über allerlei unterhalten. Mit Befremden habe ich dabei von Giovanni [Wedler] vernommen, dass er vom Logensekretariat [also Wicha] keine Schriften erhält. Das ist mir völlig unbegreiflich, umso mehr, da Giovanni schon bald 2 Jahrzehnte im Dienste der Loge steht. Er hat zwar seinerzeit seinen Austritt gegeben wegen dem von uns allen missbilligten Verhalten seitens Daniel. Diese Austrittserklärung dürfte aber den wenigsten bekannt sein. Nach meinem Dafürhalten könnte jener Entschluss von Giovanni stillschweigend rückgängig gemacht werden, denn er konnte ja damals nicht ahnen, dass Daniel später sein Amt niederlegen würde. Ganz abgesehen davon, dass ein Austritt im 33. Grad gar nicht möglich ist! Oder, falls Giovanni trotzdem auf seinem Austritt beharrt, sollte man ihn als Ehrenmitglied bestätigen, wobei in den Logengesetzen ein entspr. Nachtrag betr. Ehrenmitgliedschaft nachgeführt werden müsste."
Walter Jantschik hatte die Nase voll und legte ein halbes Jahr nach seinem Antritt sein Amt nieder, blieb aber vorerst noch im Vorstand. Nach ihm folgte im Herbst der erst vor einem halben Jahr eingetretene 40jährige Pole Wicha/Andrzey als Grossmeister der F.S. – er war an derselben Osterloge 1969 aufgenommen worden, an der Jantschik Grossmeister wurde. Ein erneuter Hinweis dafür, in welche Farce sich dieses Amt verwandelt hatte. Jantschik zu seinem Abgang: "Weshalb ich das Amt als Grossmeister niedergelegt habe, waren hauptsächlich Intrigen von allen Seiten, etc. Der Giovanni wollte als Ehrenmitglied, ebenso seine Frau, ernannt werden [...] Seit meinem Austritt 1970/71 aus der F.S. hatte ich keine Kontakte mehr zu dieser Loge."
[Auszug aus Peter-R. König: "Der O.T.O. Phänomen RELOAD", München 2011. Dort auch alle Details zu den konkurrierenden F.S.–Logen, ihre Zusammenführungen und heutigen Konstellationen.]
Jantschik publizierte zehn Jahre nach seinem Austritt unter dem Namen Aythos das Vorwort zu einem Büchlein, das F.S.–Interna enthielt. [Aythos: "Die Fraternitas Saturni – eine saturn–magische Loge", München 1979 – erschienen in der HIRAM–EDITION der A.R.W.]
Hier folgt nun dieser Text.
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Walter Jantschik
DIE FRATERNITAS SATURNI
Eine saturn-magische Loge
1979
Inhalt
Vorwort
Geschichte der FS
Ziel der FS
Studienplan der FS
Der Graduierungsplan der FS
Der Weg des Saturns
Die Saturn-Gnosis
Die Magie der FS
Der GOTOS der FS
Der Influxus des Aquarius
Credo
Vorwort
"Tue was Du willst, ist das ganze Gesetz!"
Die FS vereinigt als eine der wenigen wissenden und magischen Loge der Gegenwart das Mysterium der Magie in sich. Denn diese Loge lebt aus und durch die Magie. In der FS haben sich Brüder und Schwestern zusammengefunden, die in die Magie des geistigen Lichtes des Saturn eingeweiht sind. Es sind überdurchschnittliche Menschen eines Hohen Ethos. Es sind Brüder und Schwestern, die den magisch-saturnischen Einfluß auf dem Planeten Erde etablieren wollen. Die FS ist demnach eine rein magisch nach einem magischen Ritual arbeitende Loge. Sie nennt sich "gerecht, erleuchtet, vollkommen, geheim, magisch und rituell". Zur Zeit arbeiten nur noch magisch der OTO, der Memphis-Misraim-Orden, welcher 97 Grade besitzt und die freimaurerische Forschungsloge Quattuor-Coronati, der Martinistenorden, sowie die Hermetischen Bruderschaften, einige asiatische Logen und auch die satanistischen Logen. Alle diese Logen und Orden sind zu diesem Zweck gegründet worden, daß Geheimnis des Lebens und die Urkräfte, die das Leben darstellen, zu erforschen und einer Minorität von Eingeweihten zugänglich zu machen und so zum Wohle der Evolution der Menschheit beizutragen.
Die FS fördert außerdem jede geistige Hochpolung der Individualität des Menschen.
Die Studienhefte "Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst" sowie die "Vita Gnosis", die von der FS herausgegeben werden, dienen der Persönlichkeitsschulung für den allgemeinen Lebenskampf, um den Menschen zu einer energetischen, selbstbewußten, dynamischen und unbeeinflußbaren Persönlichkeit umzuwandeln, ihn immun zu machen gegen die negativ-destruktiven Beeinflussungen, die die Menschheit durchfluten, und Anleitungen zu bieten zur Beherrschung und Anwendung der okkult-esoterisch-magischer Disziplinen. Die Verbindung zur Kausal-Mental-Ebene kann mittels magischer Übung bewußt hergestellt werden und am "Opus Magnum", dem göttlichen Tempelbau mitgearbeitet werden.
Das Studium der okkulten Disziplinen dauert Jahrzehnte, denn es ist das schwierigste Studium unter den Wissenschaften.
Beim Okkult-Studium kommt es nicht so sehr auf die Theorie, denn auf die Praxis an.
Die Brüder und Schwestern der Loge FS haben ihre Pflichten gegenüber Staat, Beruf und Familie gewissenhaft zu erfüllen. Das Logengesetz bindet sie nur geistig. Die Loge ist zentralistisch aufgebaut und daraus ergibt sich eine unbedingte Erfüllung der Logenpflichten. Der Kult der FS ist ein rein mystisch-magischer, ritueller saturnischer Verehrungsdienst.
Geschichte der FS
Die FS entstand im 17. Jahrhundert. Ihre eigentlichen Wurzeln gehen jedoch auf die römischen Saturnalien zurück, die um den 27. Dezember zu Ehren des Gottes Saturn zelebriert wurden. Die geistige Gedankenform, die sich Ende des 17. Jahrhunderts und besonders im 20. Jahrhundert materialisierte wurde bereits in der Antike durch in Magie eingeweihte Personen geschaffen. Dies war die Geburt der magischen Loge FS. In Deutschland entstand die FS im Jahre 1928 aus den Rudimenten der früheren "Pansophischen Loge". Ihr Ursprung liegt in Dänemark und Schweden sowie in Polen im 17. und 18. Jahrhundert. 1933 wurde die FS durch das Hitler-Regime verboten. Seit 1946 arbeitet sie wieder. Die Bruderschaft Fraternitas Saturni ist am Ostersonnabend des Jahres 1928 in Berlin gegründet worden. Am 18. März 1957 ist die Großloge FS in Berlin installiert worden. Als Gründungstag gilt nach der Stiftungsurkunde der FS der Sonnabend 1928.
Der 18. März 1957 gilt nach der Stiftungsurkunde als Gründungstag der Großloge FS. Die FS, wie sie sich heute repräsentiert entstand im 20. Jahrhundert. Es ist jedoch bekannt, daß es bereits Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhundert im skandinavischen Raum insbesondere in Schweden
und Dänemark eine Bruderschaft des Saturn gab. Das Arbeitsfeld dieser Bruderschaft erstreckte sich insbesondere auf die esoterischen Gebiete der Alchemie und Mystik. Es wird behauptet, daß vor allem die Metamathematik im Vordergrund ihrer Tätigkeit stand. Gegen Ende des 18.Jahrhundert sind diese Bruderschaften erloschen.
Unter der Leitung Hoene-Wronskis, Philosoph und Matemathiker, entstand später in Polen eine Saturn-Bruderschaft mit Hauptsitz in Warschau. Sie besaß sog. Vorhöfe in Krakau, Posen und Thorn. Auch diese Bruderschaften fielen den Kriegswirren zum Opfer.
Im Jahre 1921 wurde Gregor A. Gregorius = Eugen Grosche von Recnartus = Heinrich Tränker, beauftragt, die Pansophische Loge Orient Berlin zu gründen, deren Meister Pacitius = Albin Grau wurde. Gregorius wurde zum Logensekretär bestellt. 1925 nahmen an einer Geheimkonferenz in Thüringen dieser Loge teil: Der Geister Recnartus als Großmeister des deutschen Rosenkreuzertum, Meister Therion = Aleister Crowley als Repräsentant des OTO (Weltmeister) und Großmeister der Astra Argentea, Meister Pacitius als Meister vom Stuhl der Pansophischen Loge, sowie Frater Gregorius als Logensekretär der Pansophischen Loge und zehn weitere Delegierte verschiedener Geheimlogen.
Das Ergebnis dieser Geheimsitzung war die Löschung der bisherigen Pansophischen Loge und die Gründung der Loge Fraternitas Saturni.
Hier wurde Gregor A. Gregorius zum Meister vom Stuhl gewählt. Offiziell jedoch wurde die Loge FS Ostern 1928 gegründet. 1933 wurde die FS durch Ministerialblattverfügung geschlossen und verboten. 1945 gelang es Gregorius die Fratres der Loge zusammenzurufen und die Bruderschaft neu zu organisieren. Ab 1950 begann in Westberlin eine rege Tätigkeit. Bereits im April 1950 erschien die erste Nummer der "Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst".
Am 18. März 1957 wurde die FS in Berlin zur Großloge deklariert mit Vorhöfen in vielen deutschen Groß- und Mittelstädten. Gregor A. Gregorius wurde zum Großmeister der Loge berufen.
Gregorius starb im Januar 1964. Nachfolgerin auf dem Großmeisterstuhl wurde die enge Mitarbeiterin von Gregorius Maestra Roxane. Zeitweise gab es zwei Großmeister mit einer getrennten Anhängerschaft. Der Leiter der einen Gruppe war der Großmeister Daniel (Kelkheim). Daneben existierte der Orden Fraternitas Saturni e.V. Frankfurt/M., dessen Großmeister Immanuel war.
Am Karsamstag des Jahres 1969 erfolgte der offizielle Zusammenschluß, die institutionelle Neuordnung und Verleihung der Logenämter. Zum neuen Großmeister wurde der Magier Jananda gewählt.
Ziel der Fraternitas Saturni
Die FS verfolgt vor allem das Ziel, ihre Mitglieder zu einer geistigen und ethisch-esoterischen Vollkommenheit zu bringen; durch diese geistig-esoterische Erhöhung des Bewußtseins der Loge folgt eine Gesamtanhebung des Weltbewußtseins. Neben diesen dialektischen Zielen gibt es für die Loge FS noch ein esoterisches Ziel. Es handelt sich um die okkulte Verbindung der äußeren Loge mit der geistigen Loge auf der Mental-Ebene.
Mit dieser magischen Verbindung zur Mental-Ebene befassen sich insbesondere die Hochgrad-Fratres der Loge (30.-33. Grad). So entsteht auf magische Weise eine direkte Verbindung dieser beiden Logen. Die Loge auf der Mental-Ebene ist der geistige Führer der FS. Von ihr erhält die FS alle wichtigen Instruktionen zur magischen Arbeit. Außerdem geht es der FS darum, daß Gesetz von Thelema auf Erden zur Wirkung zu bringen. Das Gesetz von Thelema lautet: "Tue was Du willst, ist das ganze Gesetz!" Der tiefere Sinn dieser Aussage kann nur von Eingeweihten höheren Grades verstanden werden.
Es gilt: das menschliche Bewußtsein mehr an die saturnische Influenz zu binden und durch sie zu leben. Besonders ist den Fratres et Sorores an einer geistig-saturnischen Durchdringung des Lebens der Menschen gelegen.
Studienplan der FS
Die Disziplinen der esoterischen Wissenschaft kann man nach folgendem Schema einteilen:
Die Disziplinen des Mystikers:
1. Antroposophie
2. Theosophie
3. Mystik, und zwar:
a) östliche Mystik
b) christliche Mystik
c) katholische Mystik
d) moderne Mystik
4. Symbolik, und zwar:
a) arische Symbolik
b) östliche Symbolik
c) vorchristliche-antike Symbolik
d) christliche Symbolik
e) Runenkunde
5. Rosenkreuzerwissenschaften
6. Esoterik, und zwar:
a) Kosmogonie
b) Kosmosophie
c) Kosmophysik
Die Disziplinen des Magiers:
1. Praktische Astrologie
2. Atem-Schulung und Technik
3. Schulung der Energiekräfte
4. Pendelwissenschaft
5. Konzentrations-Übungen
6. Passivitäts-Ubungen
7. Zahlenmagie
8. Quabbalah
9. Hypnotismus
10. Magnetismus
11. Telepathie
12. Hellsehen, Hellfühlen
13. Yoga (Hatha, Raja, Tantra)
14. Symbol-Magie
15. Kosmisch-planetarische Magie
16. Dämonologie
17. Evokationsmagie
18. Sexualmagie
Die Disziplinen des prakt. Okkultisten:
1. Graphologie
2. Horoskopie
3. Psychologie
4. Parapsychologie
5. Chirologie
6. Chiromahtie
7. Phrenologie
Die Disziplinen der okkulten Medizin:
1. Augendiagnose
2. Kräuterkunde
3. Homöopathie
4. Biochemie
5. Astro-Medizin
6. Bestrahlungstherapie
7. Suggestion
8. Heilen mit Farbe, Licht und Ton
9. Pendel-Diagnose
10. Okkulte Psychologie
Die Disziplinen des Esoterikers:
1. Esoterische Astrologie
2. Atlantisches Weistum
3. Brahmanismus
4. Hinduismus
5. Lamaismus
6. Östliche Religionskulte
7. Antike Religionskulte
8. Esoterische Quabbalah
9. Kultmagie und Symbolik
10. Okkultes Logentum und Geheimorden
Das Wissen des Eingeweihten:
1. Alchimie
2. Pansophie
3. Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch, Chaldäisch, Syrisch, Aramäisch, Sanskrit, Tibetisch)
Diese vorstehende Übersicht kann natürlich nicht als erschöpfend angesehen werden. Für jede der Disziplinen gibt es noch eine Anzahl von Untertiteln. Viele Disziplinen greifen auch ineinander über, sodaß in den meisten Fällen von einer Spezialisierung keine Rede sein kann. Trotzdem kann ein Spezialstudium betrieben werden, so kann man z.B. nur ägyptische Symbolik oder die tibetanischen Astral-Mythen, oder die chinesische Mystik oder die Magie der Bön-Bön-Zauberer Tibets studieren.
Einschub zum Text von Walter Jantschik
Zwei Versionen des Gradsystems unter Eugen Grosche
Zuerst der Entwurf von 1960. Danach die fertige Version von 1961, bestätigt von Eugen Grosche.
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