Ordo Templi Orientis Leopold Engel Carl Kellner Theodor Reuss Franz Hartmann Illuminaten Orden Mysteria Mystica Maxima Sexualmagie
JUBILAEUMS-AUSGABE DER ORIFLAMME 1912
I.N.R.I.   No. VII.   Berlin und London 1912   September
Amtliches Organ des Ordens der Orientalischen Templer u. des
Suveraenen [sic] Sanktuarium der Alten Freimaurer in Deutschland.
O.T.O. --- Monita. O Schueler! Wer es suchet, der leide, Wer es find', der
schweige, Wer es hat, der verberge es, Wer es brauchet, tu' es unbekannt. Der bleibe ungenannt. Traue niemand als Gott, Der allein haelt sein
Wort. Deines Gemuetes Freund erwaehlen sollst, Sei mit jedermann freundlich, Traue aber
niemand. Sei niemand geheim als Gott, Willst du nicht betrogen sein! Experdo crede!
Denn Treue ist von der Erde gen Himmel Geflohen, hat alle Menschen verlassen, deren Gemuet
an der Erde klebet! Exitus acta probat!
Charge.
To Candidates.
To the earnest Disciple his Teacher takes the place of Father and Mother, says the Book of
Discipline in the Schools of "Dzyân". For whereas they gave him his body and its faculties,
its life and casual form, the Teacher shows him how to develop the inner faculties for the
acquisition of the Eternal Wisdom. To the Disciple each Fellow-Disciple becomes a Brother and
Sister, a portion of himself, for his interests and aspirations are theirs, his welfare interwoven
with theirs, his progress helped or hindered by their intelligence and behaviour through the
intimacy brought about by their co-discipleship. As the limbs defend the head and heart of the body
they belong to, so have the Disciple to defend the head and the heart of the body they belong to, in
this case the O.T.O. from injury. -A-U-M-
Unser Orden.
Unser verstorbener Ehren-Grossmeister Br. Dr. Franz Hartmann, 33., 90., 96., IX. schrieb in der
"Oriflamme", Jahrgang II, No. 2. "Der von den Meistern der Weisheit ins Dasein gerufene Orden
der Alten Freimaurer vom Memphis- und Misraim-Ritus, dessen Zweige sich ueber die ganze Welt
verbreiten, hat nun auch in Deutschland seine Taetigkeit begonnen. Ob nun diese Taetigkeit einen
Erfolg haben wird, das wird von der Tuechtigkeit seiner Mitglieder abhaengen, und es ist kein
Zweifel, dass die besten Kraefte Deutschlands dieser Verbruederung beitreten werden, sobald sie nur
den Ursprung und den Zweck derselben erkennen. Noch ist der Orden hier in seiner Kindheit und nicht
alle, die sich ihm angeschlossen haben, sind seiner Aufgabe gewachsen. Erste Bedingung zur Aufnahme
ist nicht eine grosse Belesenheit, sondern ein zur Foerderung des Wohles der Menschheit geneigtes
Herz, welches faehig ist, die LIEBE, das heisst, das (zur Tat gewordene) Bewusstsein der Einheit
Gottes in allen Geschoepfen zu empfinden. Der Orden hat bereits Grosses geleistet, indem er eine
Literatur ins Leben rief, welche den Zweck hat, eine hoehere Lebensanschauung als die bisherige
materielle, zu verbreiten. Da der Orden als solcher, mit Ausnahme der allgemeinen
Menschenverbruederung, keinerlei Dogma hat, so bietet er auch seinen Feinden keinerlei
Angriffspunkte dar. Alle Angriffe werden aber den Orden nicht hindern, sicher und ruhig seinen Weg
zu gehen; das "Licht vom Osten" wird, trotz aller Nebel, siegreich bleiben!"
Fast 10 Jahre sind vergangen, seit jene Worte unseres verstorbenen Bruders, dem Mitbegruender
unseres Suveraenen Sanktuarium in Deutschland, im Druck erschienen sind, und es ist daher diese
Jubilaeums-Nummer der "Oriflamme", die unter dem mystischen Zeichen: I.N.R.I. erscheint, der
geeignetste Platz, um nachzupruefen, inwieweit sich die Worte unseres verstorbenen Mitbruders
erfuellt haben.
Zunaechst wuchs Unser Orden durch Aufnahmen und Angliederung bestehender Organisationen, bis er die
stattliche Zahl von ungefaehr 1000 Mitgliedern erreichte.2* Dieses numerische Wachsen ging aber Hand
in Hand mit wachsenden inneren Zaenkereien und Streitigkeiten, weil eben, wie Br. Hartmann schon
1902 geschrieben hatte, nicht alle, die sich Unserm Orden anschlossen, dessen Aufgaben gewachsen
waren. Schon 1904 kam es in Berlin zur ersten Sezession. Im Dezember 1905 gingen die Hamburger zur
sogenannten Grossloge dortselbst ueber. Und 1910 traten die sogenannten Eberhardt-Logen aus Unserem
Orden wieder aus, und wurden, durch "Neu-Aufnahme" der Mitglieder, verschiedenen, sogenannten
anerkannten deutschen Grosslogen angegliedert.
Diese Irrungen und Wirrungen der ersten Jahre haben aber das grosse Gute gezeitigt, dass endlich
eine definitive Klaerung in Unserm Orden eintrat, so dass heute Unser Orden zwar nur mehr zirka 500
Mitglieder in Deutschland, Oestreich [sic] und der Schweiz zaehlt, diese aber vom wahren Zweck
Unseres Ordens durchdrungen sind, und nicht mit einem Auge nach "Anerkannten" Logen, um Verkehr und
Zulassung als Besuchende, schielen.
Dieser Einbusse an Zahl der Mitglieder in Deutschland steht aber als, in seiner End-Wirkung noch gar
nicht abzuschaetzender, Gewinn gegenueber, Zuwachs an Einfluss des Souveraenden Sanktuarium fuer das
deutsche Reich und des mit ihm organisch verbunden Orientalischen Templer-Ordens in ausserdeutschen
Laendern. Im Jahre 1908 erbaten sich franzoesische Brueder einen Freibrief von Unserem
Ordensmeister, worauf von Unserm Orden, sub datum 24. Juni 1908, der
Supreme Grand Conseil
General des Rites Unis de la Maconnerie Ancienne et Primitive Grand Orient pour la France et ses
Dependances a Paris
gestiftet wurde.
Von ganz besonderer Wichtigkeit ist jedoch die Ausdehnung des Einflusses Unseres Ordens auf die
slawischen Laender Europas. Durch Stiftungs-Urkunde vom 1. Juni 1912 wurde von Unserem Orden eine
National-Grossloge des Orientalischen Templer-Ordens fuer die Slavischen Laender gegruendet.
Und die, unter gleichem Datum erfolgte, Gruendung einer
National-Grossloge des Orientalischen Templer-Ordens fuer Grossbritannien und Irland
durch
Unseren Orden entbehrt nicht eines pikanten Beigeschmackes fuer alle, die mit den einschlaegigen
Verhaeltnissen vertraut sind.
Gerade diese juengste Gruendung Unseres Ordens, und die damit verbundene Ausdehnung des Einflusses
der besonderen Ordenslehren des O.T.O. auf englisches Gebiet, laesst es angezeigt erscheinen, auf
die Entwicklung, die Unser Orden seit seinem ersten oeffentlichen Erscheinen in Deutschland gemacht
hat, etwas naeher hier einzugehen.
Der geistige Vater des neuorganisierten Orientalischen Templer- Ordens war der verstorbene
Suveraene-Ehren-General-Grossmeister in Deutschland und Grossbritannien, Br.: Dr. Carl Kellner, 33.,
90., 96., X.. Auf seinen vielen und weiten Reisen in Europa, Amerika und Klein-Asien war Br.:
Kellner in Beruehrung gekommen mit einer Organisation, welche den Namen fuehrte "The Hermetic
Brotherhood of Light". Die Anregungen, die er durch seine Beruehrung mit dieser Organisation
empfangen hatte, verbunden mit anderen, hier nicht weiter zu detaillierenden Umstaenden, gebaren in
Br.: Kellner den Wunsch, eine Art "Academia Massonica" [sic] zu gruenden, welche suchenden Bruedern die
Bekanntschaft mit allen existierenden Maurer.:Graden und Systemen ermoeglichen sollte. Im Jahre 1895
hatte Br.: Kellner lange Unterredungen mit Br.: Reuss in Berlin, wie diese seine Idee verwirklicht
werden koennte. Im Verlaufe der Unterhandlungen mit Br.: Reuss liess Br.: Kellner den zuerst
vorgeschlagenen Titel "Academia Massonica" fallen und legt Gruende und Unterlagen vor fuer die
Annahme der Bezeichnung "Orientalische Templer". Diese Verhandlungen fuehrten damals, 1895, zu
keinem positiven Resultate, da Br.: Reuss zu jenem Zeitpunkte noch mit dem von ihm re-aktivierten
Illuminaten-Orden beschaeftitgt war, und diese Organisation, sowie die darin neben Br.: Reuss an
leitenden Stellen taetigen Personen, dem Br.: Kellner nicht sympathisch waren.
Als dann Juni 1902 die endgiltige [sic] Trennung zwischen Br.: Reuss und seinem Schueler Leopold
E[ngel] eingetreten war, setzte sich Br.: Kellner sofort in Verbindung mit Br.: Reuss und
veranlasste die Erwerbung eines Freibriefes fuer Einfuehrung des Memphis-Misraim-Ritus der
Freimaurerei in Deutschland, weil Br.: Kellner diesen Ritus mit seinen 90 bezw. 95 Graden als den
geeignetsten hielt, seine Idee betreffs Einfuehrung einer "Art" maurerischer Akademie zu
verwirklichen. Die rosenkreuzerischen, esoterischen Lehren der "Hermetic Brotherhood of Light"
wurden reserviert fuer die wenigen Eingeweihten des Okkulten Inneren Kreises. Die Erkenntnis-Stufen
dieses Inneren Kreises von Eingeweihten liefen mit den hoechsten Graden des Memphis- und
Misraim-Ritus parallel, und diese "Eingeweihten" bildeten den geheimen Stamm des Orientalischen
Templer-Ordens. Es kann niemand ein "Eingeweihter" des O.T.O. werden, der nicht vorher die drei
Johannis-Grade der Freimaurerei empfangen hat. Der O.T.O. nimmt Maenner und Frauen, und erteilt
beiden Geschlechtern gleichmaessig die saemtlichen Grade der Freimaurerei.
Br.: Dr. Franz Hartmann sagt in seiner: "Ersten Instruktion" (englische Ausgabe fuer Suchende),
ueber Unseren Orden:
Let it be known that there exists, unknown to the great crowd, a very ancient order of sages,
whose object is the amelioration and spiritual elevation of mankind, by means of conquering error
and aiding men and women in their efforts of attaining the power of recognising the truth. This
Order has existed already in the most remote, and prehistorical times and it has manifested its
activity secretly and openly in the world under different names and in various forms; it has caused
social and political revolutions and proved to be the rock of salvation in times of danger and
misfortune. - Into this sacred Society no one can be admitted by another, unless he has the power to
enter it himself by virtue of his own interior illumination; neither can any one after he has once
entered, be expelled, unless he should expell himself by becoming unfaithful to his principles and
forget again the truths which he has learned by his own experience.
In regard to the spiritual aspect of this Secret Order, one of the Brothers says:
"Our community is the Society of Children of Light, who live in the light and have attained
immortality therein. In our school we are instructed directly by Divine Wisdom, the Celestial Bride,
whose will is free and who selects as her disciples those who are devoted to her. The mysteries
which we are taught embrace everything than can possibly be known in regard to God, Nature and Man.
We all study only one book, the book of nature, in which the keys to all secrets are contained, and
we follow the only possible method in studying it, that of experience. Our place of meeting is the
Temple of the Holy Spirit prevading the universe; easily to be found by the elect, but for ever
hidden from the eyes of the vulgar.
***
As to the external organization of that Society, it will be necessary to give a glance at its
history, which has been one and the same in all times. Whenever that spiritual Society manifested
itself on the outward plane and appeared in the world, it consisted at its beginning of a few able
and enlightened people, forming a nucleus around which others were attracted. But invariably the
more such a Society grew in numbers, the more became attracted to its elements, such as were not
able to understand or follow its principles; people who joined it for the purpose of gratifying
their own ambition or for making the Society serve their own ends, obtained the majority over those
that were pure. Thereupon the healthy portion of it retired from the field and continued their
benevolent work in secrecy, while the remaining portion became diseased and profanised. For the
Spirit had departed from them.
***
From the above it will be clear that the first and most necessary requirement of the new disciple is
that he will keep silent in regard to all that concerns the Society to which he is admitted. Not
that there is anything in that Society which needs to be afraid of being known to the virtuous and
good; but it is not necessary that things which are elevated and sacred should be exposed to the
gaze of the vulgar and be bespattered by them with mud. This would only impede the Society in its
work. Another necessary requirement is mutual confidence between the teacher and the disciple;
because a disciple who has no faith in his master cannot be taught or guided by him. There may be
things which will appear strange, and for which no reasons can be given to the beginner, but when
the disciple has attained a certain state of development, all will be clear to him or her.
***
From all this it follows as a matter of course that the next requisite is obedience. Its object is
the realization of true manhood and womanhood and the attainment of conscious immortality in the
realization of the highest state of existence and perfection through the power of divine and
unlimited love.
***
Und die Brr.: Dr. Carl Kellner und Theodor Reuss in dem von ihnen gemeinsam gezeichneten und in der
historischen Ausgabe der "Oriflamme", A.D. 1904, veroeffentlichten Manifesto, schrieben: Eines der
Geheimnisse, die Unser Orden in seinem hoechsten Grade besitzt, besteht darin, dass er dem gehoerig
vorbereiteten Bruder die praktischen Mittel liefert, den wahren Tempel Salomos im Menschen
aufzurichten, das "verlorene Wort" wiederzufinden, das heisst, dass Unser Orden dem eingeweihten und
auserwaehlten Bruder die praktischen Mittel liefert, die ihn in den Stand versetzen, sich schon in
diesem irdischen Leben Beweise seiner Unsterblichkeit zu verschaffen.
Diese praktischen Mittel sind aber keine "Geisterbeschwoerungen", oder andere "spiritistische
Praktiken", sondern es sind Mittel, die sich nur mit der inneren Stimme und mit den inneren Sinnen
des Kandidaten selbst beschaeftigen, und die alle spiritistischen Praktiken direkt und strengstens
ausschliessen und verdammen. Dieses Geheimnis ist eines der wahren maur.: Geheimnisse und eben
ausschliesslich das Geheimnis der okkulten Hochgrade Unseres Ordens. Es ist auf Unsern Orden durch
muendliche Ueberlieferung von den Vaetern aller wahren Freimaurerei den "weisen Maennern des Ostens"
ueberkommen und wird auch von uns nur wieder muendlich weitergegeben. Selbstverstaendlich haengt
aber der Erfolg dieses praktischen Unterichts zur Erlangung dieses Geheimnisses wiederum
ausschliesslich vom Kandidaten selber ab.
Diejenigen Brueder, welche dieses Geheimnis nun gefunden hatten, bewahrten es als ein koestliches
selbsterrungenes Eigentum, und um von den Alltagsmenschen nicht verkannt oder gar verspottet zu
werden, verbargen sie es unter Symbolen so, wie wir das heute noch tun.
Schliesslich duerfte noch angezeigt sein, auch darauf hinzuweisen, was Fra.: Merlin in der
"Oriflamme" (Ausgabe 1910) sagte ueber das, was Unser Orden lehrt und erstrebt.
"Wir streben nach der Erkenntnis des Schoepfers aller Welten, und nach der bewussten Vereinigung mit
ihm.
"Wir lehren, die erste Vorbedingung auf dem Wege zur Erkenntnis des Schoepfers aller Welten ist die
wahre, wirkliche Selbsterkenntnis.
"Diese wirkliche Selbsterkenntnis ist der Grundstein zum esoterischen Tempel in des Menschen Brust.
Ist diese Vorstufe erklommen, dann kann der Neophyt seine Wanderschaft beginnen. Dieselbe muss unter
eisernem Schweigen geschehen. Der Weg ist dunkel, aber aus der Ferne wirft der Heilige Gral seinen
blutroten, feurigen Schein der selbstlosesten Menschenliebe auf den Weg des ernstsuchenden
Wanderers. Schwere Proben hat der Wanderer zu bestehen, aber dem wahrhaft Standhaften winkt die
Gemeinschaft der Templeisen, der esoterischen Templer und Rosenkreuzer, denen das "Licht vom Osten"
ewig erstrahlt in hoechster Reinheit."
Fra.: Merlin bemerkt dann hiezu: "Da dieses Ziel jedoch ein rein esoterisches ist, und zur voelligen
Weltabgewandheit der Gefaehrten fuehren koennte, wenn Unser Orden nicht den Mut haette, die
praktischen Konsequenzen aus unseren Lehren fuer das Alltagsleben zu ziehen, Unser Orden aber gerade
um deswillen an die Oeffentlichkeit getreten ist, um auf das Leben der Menschen Einfluss zu nehmen,
so erstrebt unser Orden, in esoterisch- praktischer Durchfuehrung Unserer Lehren, zunaechst dahin zu
wirken, dass in Zukunft die "Mutter" als "Hohepriesterin" in ihrer Familie verehrt werde. Jedes
"Gesegnete Weib" ist uns eine "Heilige", sagt Fra.: Merlin, sie ist das Symbol "der Menschwerdung
der goettlichen Schoepfungskraft". Die Mutter soll als Hohepriesterin die "Hueterin des heiligen
Feuers", die "Ausspenderin des Mystischen Segens" sein!
Unser Orden hofft dadurch im Leben unseres Volkes dahin zu wirken, dass die "Mutterschaft" wieder
das hoechste Ziel des Weibes wird. Damit dokumentiert Unser Orden, dass er nicht nur abstrakte Ziele
verfolgt, sondern es auch versteht, praktisch da einzugreifen im Alltagsleben unseres Volkes, wo
eine Erziehung zum richtigen Verstaendnis und zur richtigen Auffassung der Pflichten eines Volkes
gegenueber seiner eigenen Zukunft gerade in den gegenwaertigen Zeitlaeufen, dringend notwendig
geworden ist. Gerade diese praktische Seite der Taetigkeit Unseres Ordens hat es nun zur Folge
gehabt, dass englische Brueder Freimaurer an unsern Ordensmeister herangetreten sind mit der Bitte,
eine National- Grossloge Unseres Ordens in Grossbritannien zu stiften. Denn gerade England, mit
seiner extremen "Mutterschafts-verneinenden" Frauenbewegung (Suffragettes) hat eine Erziehung zur
Mutterschaft am dringendsten noetig. So kam es, dass wir, die wir uns im Jahre 1902 von England
einen Freibrief erkauften, um die Grade des Memphis- und Misraim-Ritus in Deutschland bearbeiten zu
koennen, im Jahre 1912 englischen Bruedern kostenlos einen Freibrief gewaehrten, um die okkulten
Grade des Orientalischen Templer- Ordens in England einzufuehren.
Wenn wir nun zurueckgreifen auf die eingangs erwaehnten prophetischen Worte unseres Br.: Dr. Franz
Hartmann, so koennen wir A.D. 1912 mit grosser Befriedigung konstatieren, dass sich Br.: Hartmanns
Worte voll und ganz bewahrheitet haben: Alle Angriffe haben Unsern Orden nicht hindern koennen,
sicher und ruhig seinen Weg zu gehen; das "Licht vom Osten" ist, trotz aller Nebel, siegreich
geblieben!
***
Zum Schluss unseres Jubilaeums-Rueckblickes konstatieren wir also nochmals kurz;
Unser Orden ist kein Freimaurer-Orden pure et simple, aber jedes Mitglied Unseres Ordens, sei es
Mann oder Frau, denn Unser Orden steht beiden Geschlechtern gleichmaessig offen, muss durch die
saemtlichen Grade der Johannis-Freimaurerei, wie auch der Hochgrad-Maurerei, hindurch gehen, ehe ein
Mitglied ein Erleuchteter und Eingeweihter Unseres Ordens werden kann. Unser Orden besitzt den
Schluessel, der alle maurer.: und hermetischen Geheimnisse erschliesst, es ist die Lehre von der
Sexual-Magie, und diese Lehre erklaert restlos alle Raetsel der Natur, alle freimaurerische
Symbolik, und alle Religions-Systeme. Moege Unser Orden auch weiterhin siegreich bleiben wie
bisher!
Der Ordensmeister
MYSTERIA MYSTICA MAXIMA.
Am Schluss des vorstehenden Artikels wurde erklaert, dass der Schluessel zur Erschliessung des,
allen freimaurerischen Symbolen unterliegenden Geheimnisses, die Lehre von der Sexual-Magie ist.
Obgleich nun diese Lehre von der Sexual-Magie eben das Geheimnis des O.T.O. ist, und sich nicht
eignet zur Publikation in einer Druckschrift, welche weitesten Kreisen zugeht, so hat die
Ordensleitung doch beschlossen, zur Information wahrhaft Suchender, einen ganz kleinen Zipfel des
Schleiers, der unser Geheimnis bedeckt, hier in dieser Jubilaeums-Ausgabe der Oriflamme zu heben.
Wir haben es gar nicht noetig die "Oeffentlichkeit" erst darum um Entschuldigung zu bitten, dass wir
es wagen, diese delikate Frage hier oeffentlich anzuschneiden, denn es steht doch fest, dass die
Sexual-Frage die brennendste Frage unserer Zeit geworden ist. Beweise hiefuer brauchen wir auch
nicht anzufuehren, jede Tageszeitung enthaelt solche in Huelle und Fuelle.
Als Einleitung zu unserer kleinen "Enthuellung" wollen wir aber die Worte Przybyszewskis, eines
grossen, ernsten Forschers auf diesem Gebiete, zitieren, der sagte:
"Ebensowenig wie ich etwas dagegen zu tun vermag, dass im ganzen Mittelalter die seelischen
Offenbarungen durchweg nur auf dem Gebiet des religioesen Lebens zu finden sind, ebensowenig kann
ich etwas an der Tatsache aendern, dass in unserer Zeit die Seele sich nur in dem Verhaeltnis der
Geschlechter zu einander offenbart. Man mag dafuer der Seele die Vorwuerfe machen, nicht mir."
Wir sagen in unserm Manifest, dass wir dem gehoerig vorbereiteten Bruder die praktischen Mittel
liefern, sich schon in diesem irdischen Leben Beweise seiner Unsterblichkeit zu verschaffen. Wohlan,
eines dieser Mittel ist eine gewisse Yoga-Uebung.
Br. Dr. Kellner sagt in seiner Schrift
ueber Yoga: Yoga ist eine sehr alte und lange geheim gehaltene, jedenfalls wenig bekannte Lehre,
welche durch gewisse Uebungen ihren Juenger in den Stand setzt, die Erscheinungen des kuenstlichen
Somnambulismus willkuerlich an sich hervorzurufen.
Je nach Art der zur Erreichung von Yoga angewandten Verfahren unterscheidet man verschiedene Arten
von Yoga, und eine wichtige Rolle spielen dabei die Nervenzentren (Nadis) und 10 verschiedene Arten
von Atem (Vayus).
Die altindischen physiologischen Bezeichnungen fuer die 10 Vayus sind: Prana (im Herzen), Apana (in
der Gegend des Anus), Samana (in der Nabelgegend), Udana (in der Kehle), Vyana (im ganzen Koerper),
Napa (im Reproduktionsorgan), Kurma (oeffnet die Augenlider), Krikara (verursacht Niesen), Devadatta
(verursacht Gaehnen), Dhananjay (durchdringt den aeusseren groben Koerper). Mit den an sechster
Stelle genannten Vayus Napa (im Reproduktionsorgan) beschaeftigt sich nun die Sexual-Magie.
Diese Uebung wird genannt "die Transmutation der Reproduktions-Energie".
Diese Uebung der Transmutation der Reproduktions-Energie wird nicht gemacht zu sexuellen Exzessen,
sondern zur Staerkung der Ewigen Gotteskraft auf der irdischen Ebene, wozu sexual starke,
vollkommene Menschen, maennlichen und weiblichen Geschlechts, noetig sind.
Die Reproduktions-Energie ist Schoepfungs-Prozess. Goettlicher Aktus!
Im Reproduktions-Organ (maennlich und weiblich) ist auf den kleinsten Raum die groesste Vital-Kraft
konzentriert.
Im Verlaufe der ziemlich umstaendlichen Uebung konzentriert der Uebende seine Gedanken, dass er die
Reproduktions-Energie aus dem Organ heraufzieht zum Solar-Plexus (Sonnengeflecht), wo er "will",
dass es aufgespeichert werde zu Transmutationszwecken. Damit wird ein genau geregeltes Atmen
verbunden. Daran schliesst sich der Aktus der Transmutation der Energie, und schliesslich tritt die
Grosse Vereinigung ein, wo der Uebende zum Seher wird - bei vollem Bewusstsein, - und das Gesehene
erlebt. Dies ist weisse Sexual-Magie!
[Theodor Reuss]
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