Erfahrungsbericht im Zusammenhang mit dem ORDO TEMPLI ORIENTIS
Statement 1990 von N.N.
Von einem Bekannten erhielt ich 1980 die Adresse des Berliner Verlages
Richard Schikowski, welcher vornehmlich esoterische Literatur verlegt
und vertreibt.
Unter anderem wird auch das Buch "Magische Rituale" von Aleister
Crowley angeboten, dieses bestellte ich mir 1981, zunächst aus
Interesse an guter, aber außergewöhnlicher Literatur. Im Vorwort bietet
der Verlag an, bei Fragen zu den Thematiken mit Beratung zur Seite zu
stehen.
Mehr oder weniger wird das bei der reichlich geheimnisvollen Sprache
des 1947 verstorbenen Verfassers nötig: Crowley war zwar mit Sicherheit
einer der bedeutensten Kenner der kabbalistischen Wissenschaften und
des Tarot, aber auch eine umstrittene Persönlichkeit.
Ich benützte die angebotene Gelegenheit, schrieb an den Verlag und
erhielt einige Zeit später eine Antwort, nicht vom Verlag selbst, aber
von einem Mitglied des OTO.
Da ich sowieso vorhatte, nach Berlin zu ziehen, verblieb ich mit diesem
OTO-Mitglied insofern, daß weitere Gespräche in Berlin stattfinden
sollten.
In der Zwischenzeit tauchten auch andere Bücher von AC auf dem
Büchermarkt auf, herausgegeben von einem gewissen Thelema-Orden in
Berlin. Im Nachspann eines dieser Bücher, einer kleinen Biographie über
AC, wurde verkündet, daß AC in Berlin wiedergeboren sei.
Nach dem Umzug und der ersten Kontaktaufnahme mit benanntem
OTO-Mitglied interessierte ich mich auch für diese "Wiedergeburt",
dieser wurde mir dann in Gestalt des Herausgebers der anderen
Crowley-Bücher, Michael Eschner, bekannt gemacht.
Ich hatte zwar ein gewisses Interesse, dem OTO beizutreten, allerdings
war diese erste OTO-Kontaktperson auch Mitglied der Berliner
Fraternitas Saturni, wozu auch die Inhaber des Schikowski-Verlages
gehören sollen. Und diese Gemeinschaft hatte gerade etliche interne
Machtkämpfe auszutragen, daher verlor sich zunächst das Interesse an
diesen beiden Organisationen.
Meine Fragen zu der etwas komplizierten kabbalistischen Logik und
anderen Zusammenhängen, z.B. zur Astrologie, wurden dann bei einigen
Besuchen beim Thelema-Orden geklärt, danach war ich mit den zunehmenden
Erfolgen und meiner Kundschaft in der Berliner Kunstszene beschäftigt,
hatte so weder die Zeit noch das Interesse, mich weiter um Leute zu
kümmern, welche zwar als intelligente Männer in meinem Alter (damals um
die 35 Jahre) einen ganz guten Eindruck machten, aber in ihrem
"magischen" Geltungsbedürfnis einen etwas unreifen Aspekt in ihre
Selbstdarstellung einbrachten.
Drei Jahre später, zurückgekehrt nach Westdeutschland, hatte ich dann
mehr Zeit, das in Berlin gesammelte Material zu sichten und neu
auszuarbeiten, so erinnerte ich mich an die in Berlin vermittelte
OTO-Kontakt-Adresse in Aachen, nahm hier dann Verbindung auf.
Zwei Jahre lang hatte ich einige Briefkontakte mit OTO-Mitgliedern,
wobei mir hier dann schon auffiel, daß sich die einen und anderen nach
geraumer Zeit wieder vom OTO lösten. Ich erlebte drei
Initiationen, welche ich als "magisches Theater" ganz amüsant empfand,
aber zunehmend wurde der OTO dann von etwas verkrachten Naturen
frequentiert, mit welchen ein zwischenmenschliches Miteinander nicht
mehr möglich war, so verlor sich auch mein Interesse an einer weiteren
und festeren Bindung an diesen Orden.
Im Jahre 1990 wurden dann die Mitglieder aufgefordert, mit Spenden
einen laufenden Prozeß gegen den Verlag Friedrich Hänssler KG
finanziell zu unterstützen.
Als ich erfuhr, daß das Verfahren schon angelaufen war, war ich etwas
verärgert, letztlich bestimmen in einer Demokratie alle Mitglieder
einer Vereinigung, was zu geschehen hat. Noch verärgerter war ich, als
man mir mitteilte, daß eine längst fällige Organisierung des Ordens als
Verein und damit als juristische Person immer noch nicht erfolgt war,
so also die Gegenpartei bereits Vorteile gewonnen hatte, aber für die
Anwälte des OTO ein erheblicher Betrag gezahlt werden sollte.
Um die Sache noch einigermaßen zu retten, ich kann das ohne weitere
Bedenken zugeben, bot ich den maßgeblichen OTO-Leuten in Aachen an, das
Problem mit meinen hiesigen Beziehungen zu Rechtsanwälten und einer
Richterin in der Kundschaft auf eigene Faust zu klären.
Dies wurde abgelehnt, statt einer sachlichen Debatte über diese
Angelegenheit kamen zunehmend Pöpeleien von dem deutschen
"Ordens-Bischof", meine Kommentare zu einem unmöglichen Verhalten und
einer verfahrenen Rechtssache führten dann zum Bruch mit dem OTO.
Abschliessend sei vermerkt, daß ich in meinen Schreiben nach Aachen
auch mitgeteilt hatte, daß ich einen kleinen Abschnitt in irgendeinem
Buch sowieso nicht als eine Angelegenheit betrachte, nach der es sich
lohnt, ein Rechtsverfahren anzustrengen. Ebenso teilte ich mit, daß ich
Herrn Larson [Autor des monierten Buchs aus dem Hänssler Verlag] schon
irgendwie recht geben muß, da meine persönlichen
Erfahrungen mit dem OTO dahin gingen, daß ich alle benannten Kreise,
OTO, Fraternitas Saturni und Thelema-Orden als recht anstrengende [...] Gemeinschaften einstufen muß, womit sich
eben die Darstellung des Herrn Larson erst recht bestätigt.
Ich dachte, unter scheinbar intelligenten Leuten mit progressiven
Weltanschauungen wäre es üblich, eine Meinungsverschiedenheit
auszudiskutieren, (so wie ich das auch von einer Arbeit in einer
demokratischen Partei her gewöhnt bin) und eine Stichelei würde so zu
einer ausführlichen Klärung der Positionen führen. Die erfolgten
Reaktionen mit recht ordinären und äußerst primitiven Beleidigungen
sowie die Tatsache, daß nicht mein Engagement und meine Solidarität
gefragt waren, sondern lediglich quasi gefordert wurde, um einen recht
sinnlosen, aber kostspieligen Prozess zu finanzieren, zeigten mir eine
andere Seite der hier sich demonstrierenden Charakteren. Und diese
Seite erscheint mir nicht tragbar für ein demokratisches Leben, zeigt
eine relative Gefährlichkeit auf, welche ich weder tolerieren noch
weiter unterstützen kann, so entschloß ich mich zu dieser
Zeugenaussage.
Anregungen für das Studium grenzwissenschaftlicher Themen erhielt ich
als Schüler von einem Deutschlehrer und weltlichem Theologen der
Evangelischen Kirche sowie von dem esoterisch arbeitenden Psychologen
Dr. Dr. Baldur Ebertin [...].
In späteren Jahren hatte ich mehrfach Gelegenheit, mit qualifizierten
Leuten meine hobbymäßigen Interessen zu vertiefen. Bemerkenswert
bleiben die Erfahrungen mit einem Geistheiler, welcher mit seinen recht
unorthodoxen Therapien höchstmöglichste Erfolge verzeichnen konnte,
z.B. bei Heroin-Abhängigen bis zu 95%; im Vergleich dazu die
Staatlichen Therapiezentren mit maximal 25%. Diese Therapien fanden
zumeist unter Hypnose statt.
Den magischen Einweihungsritualen des OTO liegt auch ein hypnotischer
Effekt zugrunde, bedingt durch eine lange Wartezeit zwischen den
einzelnen Einweihungsstufen von einem Jahr: So entwickelt sich eine Art
Verlangen, wobei man dann auch geneigt ist, mehr oder weniger
bedingungslos die Initiationen auf sich zu nehmen.
Nach den Meinungen des OTO erzeugen die Initiationen eine Art
Schockeffekt, das sei eine Methode, die KUNDALINI zu wecken und zur
Weiterentwicklung zu reizen. (Kundalini ist eine Energieform, welche
geistige Fähigkeiten steigert und "magische" Kräfte frei setzt, z.B.
Hellsehen oder gewisse überraschende Übungen indischer Yogis wie
tagelanges Vergraben-Sein ohne körperliche Schäden sind Erfolge der
Kunda1ini-Technik. Kundalini entstammt der Hatha-Yoga-Pradipika und ist
eine besondere Art: Sie verlangt von dem Yogi jahrelanges Üben und sehr
lange Vorbereitungen, welche innerhalb der Ordnung und Ruhe der Tempel
vollzogen werden, verbindet sich mit Atemübungen und Fastenzeiten und
einem sehr asketischen Leben. Vorstufen sind dann Erfolge, wie sie
indische Fakire demonstrieren können, in den höheren Stufen entwickeln
sich manchmal Fähigkeiten wie Telepathie und Telekinetik. Insgesamt
eine faszinierende Sache, aber für den Westmenschen kaum zu empfehlen,
schon gar nicht in unserem heutigen technisierten Gemeinschaftsleben
mit all seinen Anforderungen.)
[...]
Da diese Sache in öffentlich zugänglichen Schriften propagiert wird,
fällt diese Mitteilung nicht unter irgendeine geheime Angelegenheit des
Ordens, aber eine objektive Betrachtung über diese Besonderheit kann
sicher auch von anderen Fachleuten bestätigt werden.
[...]
Über Sinn oder Unsinn d[ies]er Initiationen kann man streiten, da hier
keine Vorbereitungen nötig sind, kein Wissen oder das Beherrschen
irgendwelcher besonderer Fertigkeiten abgefragt oder geprüft wird, wie
das sonst bei Freimaurer-Orden der Fall ist.
Da ich ansonsten keine Gelegenheit hatte, ein magisches Theater kennen
zu lernen, habe ich diese Gelegenheit wahrgenommen und eine Art
Wissenslücke gefüllt.
Es soll nicht verhehlt werden, daß man einen Eid abzulegen hat,
absolutes Stillschweigen über die internen Vorgänge des Ordens zu
bewahren, ansonsten kann man mit allem rechnen.
Da sich der OTO in offiziellen Schriften als "sexualmagischer" Orden
vorstellt, kann man entsprechende Mutmassungen anstellen. über Vorgänge
bei den Initiationen in höheren Graden, bis zum 3. Grad ist man so eine
Art Prüfling in einer gemäßigten Vorstufe, und hat weitestgehend keinen
Kontakt zu den darüber liegenden Stufen bzw. Personen in den höheren
Graden.
Beim Einstieg in die höheren Grade findet eine erneute und vertiefte
Bindung an den Orden statt, ein Ausstieg hier ist praktisch nicht mehr
möglich. Auffallend war für mich, daß mehr wissenschaftlich orientierte
Leute, welche anfänglich den OTO frequentierten, ziemlich bald das
Interesse an einer weiteren Beschäftigung mit dem OTO verloren, dafür
aber zunehmend besonders jüngere Leute, mit etwas beschränktem
Horizont, vertreten waren. Mit anderen Worten, in etwa gleichaltrige
Leute wie [XX] wurden dezent
wieder "hinaus-komplimentiert", und das hinterliess den Eindruck, als
wenn zur Kritik fähige Personen nicht von größerem Interesse wären.
Viel mehr gab man etwas willenlosen, leicht prägbaren und leicht
beeinflussbaren Jüngeren den Vorzug bei einer inneren "Mitarbeit".
Festzustellen war hier ein gewisser Fanatismus und eine reichlich
engstirnige Mentalität: Das hinterliess den Eindruck von Leuten, welche
sonst nicht viel haben, hier ein mehr oder weniger erfüllendes
Engagement fanden und sich hier kritiklos daran klammern: Eine gewisse
Parallele zu engagierten Bhagwhan-Anhängern oder gebundenen
"Hare-Krishna-"Mitgliedern wurde immer augenfälliger.
Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß der OTO nichts mit
seinen klassischen Vorgängern zu tun hat, welche z.B. Leute wie Rudolph
Steiner hervorgebracht hatten.
Vielmehr erscheint der OTO in seiner jetzigen Gestalt wie eine Art
Privatclub, von einigen wenigen Leuten vollständig beherrscht, da diese
z.B. eine vollständige Mitglieder-Liste haben, die Mitglieder selbst
sich meist nur einmal im Jahr bei einer Initiation sehen und hier
kennen lernen. Weitere Bekanntschaften werden bestenfalls [von XX] vermittelt.
[...]
Welche Konsequenzen diese Zeugenaussage haben wird, mit der Tatsache,
daß meine Person und meine Adresse mir unbekannten Personen in den USA,
dem Zentrum des OTO, bekannt ist, europaweit Zweigstellen des OTO
existieren, wird die Zukunft zeigen.
[...]
Persönlich empfehle ich niemand, sich einer suspekten und hermetisch
abgeriegelten Organisation auf Gedeih und Verderb auszuliefern [...].
[...]
Ich schließe nicht aus, daß die einen oder anderen Meinungen zu weit
gehen und der heutige OTO in Deutschland im Prinzip eine recht harmlose
Angelegenheit ist, welche den Bedürfnissen einiger Menschen nach
Geheimnisvollem und Okkulten entgegenkommt. Da allerdings unter dem
Mantel von Mysterienspielen, der Beschäftigung mit dem Tarot und der
Heiligen Kabbala entgegengesetzte Schriften propagiert werden, erkenne
ich das als eine Art "Trend-Analyse", wonach herausgefunden werden
soll, welche unterschwelligen Neigungen in den einen oder anderen
Mitgliedern bestehen. Welchen "Bedürfnissen" dann besonders
herausgefilterte Personen nachgehen, kann man ermessen.
Es sollte der Justiz dann nicht genug sein, wenn die Anwälte des OTO
eine ganze Reihe von Leuten vorstellen können, welche durch ihren Beruf
und gesellschaftliche Repräsentanz einen Beweis für die absolute
Ehrenhaftigkeit des OTO demonstrieren wollen: Ich habe genug Leute
kennengelernt, deren Gleichgültigkeit, Introvertiertheit und
Machtbessessenheit das Gegenteil belegen [...].
Es entspricht der Freiheit einer Demokratie, daß man das Recht hat, vor
undurchsichtigen und unberechenbaren Organisationen zu warnen und mehr
ist durch den Hinweis von Herrn Larson auch nicht geschehen: Weder
wurde der OTO verunglimpft noch wurde etwas unterstellt, man wies nur
darauf hin, daß man es sich überlegen solle, worauf man sich da
einläßt. Und das halte ich für einen ganz allgemeinen Tip, welcher zu
den Spielregeln dieses Staates gehört, ist ein Hinweis, den die Gesetze
der BRD ausdrücklich zulassen.
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