'Caliphat' Fraternitas Saturni Michael D. Eschner Thelema Orden Hänssler Verlag

The O.T.O. Phenomenon
Collection of Re-Collections

Why they became member of the O.T.O.

'Caliphat'
Fraternitas Saturni
Michael D. Eschner
Thelema Orden
Hänssler Verlag

Erfahrungsbericht im Zusammenhang mit dem ORDO TEMPLI ORIENTIS

Einleitung von P.R. König

Der nachfolgende Text stammt von einem mir namentlich bekannten ehemaligen Mitglied des O.T.O. in Deutschland.
1990 hatten der kalifornische O.T.O. ('Caliphat') und die einzelnen Mitglieder des deutschen Zweiges (hier kurz O.T.O. Deutschland genannt) vor dem Amtsgericht Aachen den Hänssler Verlag verklagt, (nach Auffassung der Kläger) rufschädigende Textpassagen aus einem vom Hänssler Verlag vertriebenen Buch zu entfernen. Die zwei Dutzend deutschen Mitglieder des O.T.O. obsiegten. Der Hänssler Verlag wurde verurteilt, die beanstandeten Passagen, bei denen es sich um Vorwürfe des Kindesmissbrauchs handelte, aus seinem Buch zu entfernen. Die Klage des als so genannte juristische Person ebenfalls klagenden C[alifornian / 'Caliphate'].O.T.O. wurde als unzulässig zurückgewiesen, da der C.O.T.O. nach Auffassung des Landgerichts Aachen in Deutschland keinen Grundrechtsschutz genießt.
Der hier veröffentlichte und anlässlich des vorerwähnten Prozesses verfasste Text (Zeugenaussage) von 1990 schildert das erwachende Interesse seines Verfassers an esoterisch-okkulter Betätigung und die Kontaktaufnahme zum O.T.O. Deutschland nebst Mitgliedschaft in diesem. Anschließend wird aus dem Blickwinkel des ehemaligen Mitglieds eine eigene Bewertung der Berechtigung der Vorwürfe gegen den O.T.O. vorgenommen.

Ich, als Betreiber dieser Internetpräsenz mache mir die Sichtweise des Verfassers nicht zu Eigen. Wo der Verfasser z.B. von "recht anstrengenden [...] Gemeinschaften" spricht, ist dies dessen persönliche Meinung.

Die Meinung von N.N. soll hier wiedergegeben werden, um das Spektrum der Wahrnehmung okkulter Gruppen durch die Öffentlichkeit durch die subjektive Sichtweise des Insiders, des (ehemaligen) Mitglieds zu ergänzen. Stets ist das mögliche Vorhandensein persönlicher Befindlichkeiten, Animositäten, Enttäuschungen oder auch Streitigkeiten mit Ordenskollegen zu berücksichtigen, welche die Schilderung von Ordensvorgängen durch ehemalige Mitglieder dieser Orden mehr oder weniger nachhaltig beinflussen können.

Editoriale Bemerkung: Auslassungen sind mit [...] erkennbar gemacht. Faktisch falsch ist die Behauptung, Rudolph Steiner habe jemals etwas mit dem O.T.O. zu tun gehabt.

Englische Einleitung zum Gerichtsprozess 'Caliphate' vs Hänssler Verlag





Erfahrungsbericht im Zusammenhang mit dem ORDO TEMPLI ORIENTIS
Statement 1990 von N.N.


Von einem Bekannten erhielt ich 1980 die Adresse des Berliner Verlages Richard Schikowski, welcher vornehmlich esoterische Literatur verlegt und vertreibt.

Unter anderem wird auch das Buch "Magische Rituale" von Aleister Crowley angeboten, dieses bestellte ich mir 1981, zunächst aus Interesse an guter, aber außergewöhnlicher Literatur. Im Vorwort bietet der Verlag an, bei Fragen zu den Thematiken mit Beratung zur Seite zu stehen.

Mehr oder weniger wird das bei der reichlich geheimnisvollen Sprache des 1947 verstorbenen Verfassers nötig: Crowley war zwar mit Sicherheit einer der bedeutensten Kenner der kabbalistischen Wissenschaften und des Tarot, aber auch eine umstrittene Persönlichkeit.

Ich benützte die angebotene Gelegenheit, schrieb an den Verlag und erhielt einige Zeit später eine Antwort, nicht vom Verlag selbst, aber von einem Mitglied des OTO.

Da ich sowieso vorhatte, nach Berlin zu ziehen, verblieb ich mit diesem OTO-Mitglied insofern, daß weitere Gespräche in Berlin stattfinden sollten.

In der Zwischenzeit tauchten auch andere Bücher von AC auf dem Büchermarkt auf, herausgegeben von einem gewissen Thelema-Orden in Berlin. Im Nachspann eines dieser Bücher, einer kleinen Biographie über AC, wurde verkündet, daß AC in Berlin wiedergeboren sei.

Nach dem Umzug und der ersten Kontaktaufnahme mit benanntem OTO-Mitglied interessierte ich mich auch für diese "Wiedergeburt", dieser wurde mir dann in Gestalt des Herausgebers der anderen Crowley-Bücher, Michael Eschner, bekannt gemacht.

Ich hatte zwar ein gewisses Interesse, dem OTO beizutreten, allerdings war diese erste OTO-Kontaktperson auch Mitglied der Berliner Fraternitas Saturni, wozu auch die Inhaber des Schikowski-Verlages gehören sollen. Und diese Gemeinschaft hatte gerade etliche interne Machtkämpfe auszutragen, daher verlor sich zunächst das Interesse an diesen beiden Organisationen.

Meine Fragen zu der etwas komplizierten kabbalistischen Logik und anderen Zusammenhängen, z.B. zur Astrologie, wurden dann bei einigen Besuchen beim Thelema-Orden geklärt, danach war ich mit den zunehmenden Erfolgen und meiner Kundschaft in der Berliner Kunstszene beschäftigt, hatte so weder die Zeit noch das Interesse, mich weiter um Leute zu kümmern, welche zwar als intelligente Männer in meinem Alter (damals um die 35 Jahre) einen ganz guten Eindruck machten, aber in ihrem "magischen" Geltungsbedürfnis einen etwas unreifen Aspekt in ihre Selbstdarstellung einbrachten.

Drei Jahre später, zurückgekehrt nach Westdeutschland, hatte ich dann mehr Zeit, das in Berlin gesammelte Material zu sichten und neu auszuarbeiten, so erinnerte ich mich an die in Berlin vermittelte OTO-Kontakt-Adresse in Aachen, nahm hier dann Verbindung auf.

Zwei Jahre lang hatte ich einige Briefkontakte mit OTO-Mitgliedern, wobei mir hier dann schon auffiel, daß sich die einen und anderen nach geraumer Zeit wieder vom OTO lösten. Ich erlebte drei Initiationen, welche ich als "magisches Theater" ganz amüsant empfand, aber zunehmend wurde der OTO dann von etwas verkrachten Naturen frequentiert, mit welchen ein zwischenmenschliches Miteinander nicht mehr möglich war, so verlor sich auch mein Interesse an einer weiteren und festeren Bindung an diesen Orden.

Im Jahre 1990 wurden dann die Mitglieder aufgefordert, mit Spenden einen laufenden Prozeß gegen den Verlag Friedrich Hänssler KG finanziell zu unterstützen.

Als ich erfuhr, daß das Verfahren schon angelaufen war, war ich etwas verärgert, letztlich bestimmen in einer Demokratie alle Mitglieder einer Vereinigung, was zu geschehen hat. Noch verärgerter war ich, als man mir mitteilte, daß eine längst fällige Organisierung des Ordens als Verein und damit als juristische Person immer noch nicht erfolgt war, so also die Gegenpartei bereits Vorteile gewonnen hatte, aber für die Anwälte des OTO ein erheblicher Betrag gezahlt werden sollte.

Um die Sache noch einigermaßen zu retten, ich kann das ohne weitere Bedenken zugeben, bot ich den maßgeblichen OTO-Leuten in Aachen an, das Problem mit meinen hiesigen Beziehungen zu Rechtsanwälten und einer Richterin in der Kundschaft auf eigene Faust zu klären.

Dies wurde abgelehnt, statt einer sachlichen Debatte über diese Angelegenheit kamen zunehmend Pöpeleien von dem deutschen "Ordens-Bischof", meine Kommentare zu einem unmöglichen Verhalten und einer verfahrenen Rechtssache führten dann zum Bruch mit dem OTO.

Abschliessend sei vermerkt, daß ich in meinen Schreiben nach Aachen auch mitgeteilt hatte, daß ich einen kleinen Abschnitt in irgendeinem Buch sowieso nicht als eine Angelegenheit betrachte, nach der es sich lohnt, ein Rechtsverfahren anzustrengen. Ebenso teilte ich mit, daß ich Herrn Larson [Autor des monierten Buchs aus dem Hänssler Verlag] schon irgendwie recht geben muß, da meine persönlichen Erfahrungen mit dem OTO dahin gingen, daß ich alle benannten Kreise, OTO, Fraternitas Saturni und Thelema-Orden als recht anstrengende [...] Gemeinschaften einstufen muß, womit sich eben die Darstellung des Herrn Larson erst recht bestätigt.

Ich dachte, unter scheinbar intelligenten Leuten mit progressiven Weltanschauungen wäre es üblich, eine Meinungsverschiedenheit auszudiskutieren, (so wie ich das auch von einer Arbeit in einer demokratischen Partei her gewöhnt bin) und eine Stichelei würde so zu einer ausführlichen Klärung der Positionen führen. Die erfolgten Reaktionen mit recht ordinären und äußerst primitiven Beleidigungen sowie die Tatsache, daß nicht mein Engagement und meine Solidarität gefragt waren, sondern lediglich quasi gefordert wurde, um einen recht sinnlosen, aber kostspieligen Prozess zu finanzieren, zeigten mir eine andere Seite der hier sich demonstrierenden Charakteren. Und diese Seite erscheint mir nicht tragbar für ein demokratisches Leben, zeigt eine relative Gefährlichkeit auf, welche ich weder tolerieren noch weiter unterstützen kann, so entschloß ich mich zu dieser Zeugenaussage.

Anregungen für das Studium grenzwissenschaftlicher Themen erhielt ich als Schüler von einem Deutschlehrer und weltlichem Theologen der Evangelischen Kirche sowie von dem esoterisch arbeitenden Psychologen Dr. Dr. Baldur Ebertin [...].

In späteren Jahren hatte ich mehrfach Gelegenheit, mit qualifizierten Leuten meine hobbymäßigen Interessen zu vertiefen. Bemerkenswert bleiben die Erfahrungen mit einem Geistheiler, welcher mit seinen recht unorthodoxen Therapien höchstmöglichste Erfolge verzeichnen konnte, z.B. bei Heroin-Abhängigen bis zu 95%; im Vergleich dazu die Staatlichen Therapiezentren mit maximal 25%. Diese Therapien fanden zumeist unter Hypnose statt.

Den magischen Einweihungsritualen des OTO liegt auch ein hypnotischer Effekt zugrunde, bedingt durch eine lange Wartezeit zwischen den einzelnen Einweihungsstufen von einem Jahr: So entwickelt sich eine Art Verlangen, wobei man dann auch geneigt ist, mehr oder weniger bedingungslos die Initiationen auf sich zu nehmen.

Nach den Meinungen des OTO erzeugen die Initiationen eine Art Schockeffekt, das sei eine Methode, die KUNDALINI zu wecken und zur Weiterentwicklung zu reizen. (Kundalini ist eine Energieform, welche geistige Fähigkeiten steigert und "magische" Kräfte frei setzt, z.B. Hellsehen oder gewisse überraschende Übungen indischer Yogis wie tagelanges Vergraben-Sein ohne körperliche Schäden sind Erfolge der Kunda1ini-Technik. Kundalini entstammt der Hatha-Yoga-Pradipika und ist eine besondere Art: Sie verlangt von dem Yogi jahrelanges Üben und sehr lange Vorbereitungen, welche innerhalb der Ordnung und Ruhe der Tempel vollzogen werden, verbindet sich mit Atemübungen und Fastenzeiten und einem sehr asketischen Leben. Vorstufen sind dann Erfolge, wie sie indische Fakire demonstrieren können, in den höheren Stufen entwickeln sich manchmal Fähigkeiten wie Telepathie und Telekinetik. Insgesamt eine faszinierende Sache, aber für den Westmenschen kaum zu empfehlen, schon gar nicht in unserem heutigen technisierten Gemeinschaftsleben mit all seinen Anforderungen.)

[...]

Da diese Sache in öffentlich zugänglichen Schriften propagiert wird, fällt diese Mitteilung nicht unter irgendeine geheime Angelegenheit des Ordens, aber eine objektive Betrachtung über diese Besonderheit kann sicher auch von anderen Fachleuten bestätigt werden.

[...]

Über Sinn oder Unsinn d[ies]er Initiationen kann man streiten, da hier keine Vorbereitungen nötig sind, kein Wissen oder das Beherrschen irgendwelcher besonderer Fertigkeiten abgefragt oder geprüft wird, wie das sonst bei Freimaurer-Orden der Fall ist.

Da ich ansonsten keine Gelegenheit hatte, ein magisches Theater kennen zu lernen, habe ich diese Gelegenheit wahrgenommen und eine Art Wissenslücke gefüllt.

Es soll nicht verhehlt werden, daß man einen Eid abzulegen hat, absolutes Stillschweigen über die internen Vorgänge des Ordens zu bewahren, ansonsten kann man mit allem rechnen.

Da sich der OTO in offiziellen Schriften als "sexualmagischer" Orden vorstellt, kann man entsprechende Mutmassungen anstellen. über Vorgänge bei den Initiationen in höheren Graden, bis zum 3. Grad ist man so eine Art Prüfling in einer gemäßigten Vorstufe, und hat weitestgehend keinen Kontakt zu den darüber liegenden Stufen bzw. Personen in den höheren Graden.

Beim Einstieg in die höheren Grade findet eine erneute und vertiefte Bindung an den Orden statt, ein Ausstieg hier ist praktisch nicht mehr möglich. Auffallend war für mich, daß mehr wissenschaftlich orientierte Leute, welche anfänglich den OTO frequentierten, ziemlich bald das Interesse an einer weiteren Beschäftigung mit dem OTO verloren, dafür aber zunehmend besonders jüngere Leute, mit etwas beschränktem Horizont, vertreten waren. Mit anderen Worten, in etwa gleichaltrige Leute wie [XX] wurden dezent wieder "hinaus-komplimentiert", und das hinterliess den Eindruck, als wenn zur Kritik fähige Personen nicht von größerem Interesse wären. Viel mehr gab man etwas willenlosen, leicht prägbaren und leicht beeinflussbaren Jüngeren den Vorzug bei einer inneren "Mitarbeit". Festzustellen war hier ein gewisser Fanatismus und eine reichlich engstirnige Mentalität: Das hinterliess den Eindruck von Leuten, welche sonst nicht viel haben, hier ein mehr oder weniger erfüllendes Engagement fanden und sich hier kritiklos daran klammern: Eine gewisse Parallele zu engagierten Bhagwhan-Anhängern oder gebundenen "Hare-Krishna-"Mitgliedern wurde immer augenfälliger.

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß der OTO nichts mit seinen klassischen Vorgängern zu tun hat, welche z.B. Leute wie Rudolph Steiner hervorgebracht hatten.

Vielmehr erscheint der OTO in seiner jetzigen Gestalt wie eine Art Privatclub, von einigen wenigen Leuten vollständig beherrscht, da diese z.B. eine vollständige Mitglieder-Liste haben, die Mitglieder selbst sich meist nur einmal im Jahr bei einer Initiation sehen und hier kennen lernen. Weitere Bekanntschaften werden bestenfalls [von XX] vermittelt.

[...]

Welche Konsequenzen diese Zeugenaussage haben wird, mit der Tatsache, daß meine Person und meine Adresse mir unbekannten Personen in den USA, dem Zentrum des OTO, bekannt ist, europaweit Zweigstellen des OTO existieren, wird die Zukunft zeigen. [...]

Persönlich empfehle ich niemand, sich einer suspekten und hermetisch abgeriegelten Organisation auf Gedeih und Verderb auszuliefern [...].

[...]

Ich schließe nicht aus, daß die einen oder anderen Meinungen zu weit gehen und der heutige OTO in Deutschland im Prinzip eine recht harmlose Angelegenheit ist, welche den Bedürfnissen einiger Menschen nach Geheimnisvollem und Okkulten entgegenkommt. Da allerdings unter dem Mantel von Mysterienspielen, der Beschäftigung mit dem Tarot und der Heiligen Kabbala entgegengesetzte Schriften propagiert werden, erkenne ich das als eine Art "Trend-Analyse", wonach herausgefunden werden soll, welche unterschwelligen Neigungen in den einen oder anderen Mitgliedern bestehen. Welchen "Bedürfnissen" dann besonders herausgefilterte Personen nachgehen, kann man ermessen.

Es sollte der Justiz dann nicht genug sein, wenn die Anwälte des OTO eine ganze Reihe von Leuten vorstellen können, welche durch ihren Beruf und gesellschaftliche Repräsentanz einen Beweis für die absolute Ehrenhaftigkeit des OTO demonstrieren wollen: Ich habe genug Leute kennengelernt, deren Gleichgültigkeit, Introvertiertheit und Machtbessessenheit das Gegenteil belegen [...].

Es entspricht der Freiheit einer Demokratie, daß man das Recht hat, vor undurchsichtigen und unberechenbaren Organisationen zu warnen und mehr ist durch den Hinweis von Herrn Larson auch nicht geschehen: Weder wurde der OTO verunglimpft noch wurde etwas unterstellt, man wies nur darauf hin, daß man es sich überlegen solle, worauf man sich da einläßt. Und das halte ich für einen ganz allgemeinen Tip, welcher zu den Spielregeln dieses Staates gehört, ist ein Hinweis, den die Gesetze der BRD ausdrücklich zulassen.



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