Czesław Czyński - Punar Bhava
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Polnischer Satanismus und Sexualmagie
"The Lamp of Thoth" I, 1981, #5
Rafal T. Prinke: Polish Satanism & Sexmagic Einleitung.Englischsprechende Okkultisten sind vergleichsweise wenig über die kontinentalen Adepten und okkulten Orden informiert. Soweit ich weiss, gibt es bislang nur wenige Bücher über dieses Thema in Englisch, weshalb der Durchschnittsokkultist in England oder Amerika meistens Frankreich mit Eliphas Levi, Deutschland mit Theodor Reuss und Rußland mit H.P. Blavatsky oder Gurdjieff assoziiert. Trotzdem gibt es eine Menge weiterer Persönlichkeiten und Gruppierungen, die einer ernsthaften Untersuchung wert sind. Eine solche Persönlichkeit ist sicherlich Czesław Czyński (ausgesprochen: Chess-way Chin-ski), ein polnischer Magier, der im Buch "The Tarot" Yon Mouni Sadhu (ebenfalls Pole und bekannt mit Czyński aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg) erwähnt ist.Biographie Czyńskis.Das Leben Czyńskis ist in der Tat außergewöhnlich und kann mit demjenigen Cagliostros verglichen werden. Er reiste von einem Ende Europas zum anderen, wo er überall Aufsehen erregte und Schüler und Bewunderer gewann. Seine Biographie ist schwierig zu schreiben, wenig Informationen sind auffindbar und wenn, dann meistens widersprüchliche. Die Schwierigkeiten beginnen schon mit dem Geburtsdatum: eine Quelle gibt 1845 an, wahrscheinlicher ist aber, daß er am 16. Juli 1858 in Turzenko (Südpolen) als Sohn des Józef, eines reichen Landbesitzers, und Matylda geboren wurde. In seiner Jugend sandten ihn seine Eltern nach Paris, wo er Medizin zu studieren begann, aber bald nach Polen zurückkehrte, um an einer Kirchenschule zu lehren. Er zog nach Krakau, um Französischunterricht zu geben und Handlesen, Graphologie, Hypnose und Mesmerismus auszuüben, was er in Paris kennengelernt haben muß. Zu dieser Zeit besuchte er Vorlesungen an der Jagiellonian Universität in Krakau und lehrte kurz an einer Sekundärschule in Stryi. Ein gewinnender junger Mann mit stechenden Augen, mehrsprachig und gebildet, übte Czyński großen Einfluß auf seine Umgebung aus und gewann überall Liebe und Bewunderung, vor allem von Seiten der Frauen.Ungefähr um 1875 (vielleicht auch später, da sein Geburtsdatum unklar ist) besuchte Czyński während mehreren Jahren die Städte Europas, mehrheitlich Deutschlands und Österreichs. Er heilte per Hypnose und Mesmerismus und übte die Wahrsagekunst aus. Kreise der Aristokratie suchten seinen Rat und er wurde regelmäßiger Besucher am Hofe Kaiser Wilhelms und Franz Josephs. 1888 gab er zum Beispiel dem Erzherzog Karl Ludwig die Voraussage, das Österreich dem Abgrund zusteuere. Als dies dem Kaiser Franz Joseph zugetragen wurde, fügte er bei: "Ich glaube nicht an Prophezeiungen, sondern nur an den Willen Gottes." Er begegnete der Gräfin von Seydlitz, einer engen Verwandten Kaiser Wilhelms II, die er verführte und heiratete. Als die königliche Familie der Hohenzollern davon erfuhr, klagte sie Czyński an, er habe Hypnose angewandt, um die Heirat zu erzwingen, und er außerdem ein Bigamist sei, da sich herausstellte, daß er zuvor schon verheiratet war. Die Heirat selber war ein mysteriöses Ereignis, da ein Freund Czyńskis in der Verkleidung eines Priesters die Ehe segnete. 1894 wurde der Prozeß der Bigamie vor dem Berliner Friedensgericht ausgetragen und Czyński zu drei Jahren Haft im bekannten Moabiter Gefängnis in Berlin verurteilt (eine andere Quelle spricht von Freisprechung). Dieser Prozeß machte den Namen Czyński in ganz Europa bekannt, nicht zuletzt, weil er in der kriminologischen und sexualpathologischen Literatur auftauchte. Der Deutsche Anwalt Dr. Erich Wulffen beschrieb in seinem Buch "Sexualverbrecher" Czyński als Hypnotiseur und pathologischen Schwindler, der mit Hilfe von Hypnose eine reiche Adlige verführt, ihr gegenüber Liebe simuliert und sie ihm willfährig und hörig gemacht habe. Nach Ablauf der Haft kehrte Czyński nach Paris zurück, wo er schon als Hypnotiseur und Mesmerist bekannt war. Hier lernte er nun all die französischen Okkultisten kennen und wurde ein enger Freund von Dr. Gérard Encausse/Papus. Er blieb einige Jahre in Paris, wo er unter der Aufsicht von Papus im Charite Hospital arbeitete, Doktorgrade errang und ebenso Zugang zu hermetischen Lehren und Initiationen in die verschiedensten Orden gewann. |
Par décision du Sup.'. Cons.'. de l'Ordre Martiniste et du Sup.'. Cons.'. de l'Eglise Gnostique Universelle, en date du 25 avril 1913, le T.'. Ill.'. F.'. Punar Bhava (Dr Czynski Czeslaw, 33.'. 90.'. 96.'. VII.'. Souverain Délégué Général de l'O.'. M.'. en Russie, Grand Post Master, grand Délégué Général du Rite Espagnol en Russie, a été nommé LEGAT de l'Eglise Gnostique Universelle en Russie, auprès de tous les Rites Mar.'. et Ordres Initiatiques affiliés qu'il représente. |
Wichtigster dieser Orden war der Martinisten-Orden, der von Papus 1879 wiedererweckt worden war, Czyński schnell Fortschritte machte und bald ein S.I. (Superieur Inconnu, der höchste Grad) und Mitglied des Obersten Rates dieses Ordens wurde. Sein Martinisten-Name wurde Punar Bhava. Um die Jahrhundertwende wurde er von Papus zum Souveränen Delegierten des Martinisten-Ordens für das russische Imperium ernannt [erst 1913; siehe Abbildung] und verließ Paris Richtung Petersburg. Vermutlich war er verantwortlich für die Gründung der Petersburger Martinisten-Loge, in die Zar Nicholas II eingeweiht wurde. Aus diesem Grund erhielt Czyński wahrscheinlich auch Zugang zum Hof, wo er ein regelmäßiger Besucher wurde. In Séancen mit der Zarin soll er Simon Magus erfolgreich herbeizitiert haben und würde wahrscheinlich eine ähnliche Wirkung auf sie ausgeübt haben wie Rasputin, wenn er nicht einen erneuten Skandal provoziert hätte. Er verführte eine Verwandte des Zaren und ließ sich von ihr größere Summen Geldes aushändigen. Er wurde des Hofes verwiesen, blieb aber trotzdem als begabter Magnetiseur und Hypnotiseur beliebt. Zusammen mit dem Einkommen aus seinen okkulten und magischen Lehren sammelte sich genügend Geld an, um in Koczewo/Nowogrod und in Warschau (damals russisch) je ein Haus zu kaufen. Kurz nach 1911 zog er nach Warschau (um vermutlich den Verfolgungen durch die Familie der verführten Zaren-Verwandten zu entkommen), und führte dort seine okkulten Unternehmungen fort. Die Familie dieser Hofdame fand jedoch seinen Aufenthaltsort heraus, und um einer Strafe zu entgehen, simulierte Czyński Wahnsinn und suchte Zuflucht in der Anstalt von Tworki. Als die deutsche Armee bald nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges Warschau erreichte, verließ Czyński die Anstalt,
um wieder Magier zu werden. Nachdem Polen 1918 unabhängig wurde, "tourte" Czyński durchs Land, wurde aber bald behördlich davon abgehalten, da man Blasphemie in seinen Lehren witterte. Und so ließ er sich einmal mehr in Warschau nieder und organisierte die dortige Martinisten-Loge, was ihn bis zu seinem Tode 1932 in Beschäftigung hielt. Kurz vor seinem Tod wurde er noch Asket und Vegetarier, wahrscheinlich um sein schlechtes Karma als egoistischer Magier auszugleichen. Czesław Czyński war Autor von über 50 Büchern, die in Polen, Frankreich, Rußland, England und Bulgarien übersetzt und verkauft wurden. Abgesehen von den esoterischen und okkulten Themen befinden sich auch Lehrbücher für Französisch, Sanskrit, Hebräisch und die internationale Sprache Volap'k darunter. Seine Artikel erschienen zusätzlich in Italienisch und Deutsch, darunter die "Heilenden Wirkungen des Mesmerismus" in "Proceedings of the Society for Psychic Research". Seine Talente in Magie, Hypnose und Medizin sind unbestritten, doch seine Fähigkeiten lagen vor allem im mediumistischen Bereich. Dafür gibt es mindestens drei dokumentierte Beispiele. Czyńskis Fähigkeiten.Die St.Petersburger Polizei setzte 500 Rubel aus, um einen Polnischen Mechaniker namens Gilewicz zu finden, der einen Versicherungsbetrug beging, indem er einen von ihm Ermordeten als seine eigene Leiche ausgab, damit seine Frau die Versicherungssumme kassieren konnte. Der Polizeichef ging Czyński um Hilfe an, der sich mit ein paar Gegenständen aus dem Besitz Gilewicz' für 15 Minuten einschloß und anschließend die Pariser Adresse des Hotels, inklusive Zimmernummer, den genauen Aufenthaltsort des Mörders, angeben konnte. Ein Telegramm wurde nach Paris gesandt, wo in der Tat Gilewicz an genau dem angegebenen Ort festgenommen werden konnte.Das Hotelpersonal sagte überdies aus, daß sich ein paar Stunden zuvor ein seltsamer Mann nach Gilewicz erkundigt habe. Die Beschreibung dieses Individuums traf haargenau auf Czyński zu. Das andere Ereignis trug sich während des Ersten Weltkrieges in Warschau zu. Graf Jozef Zaluski ließ durch Czyński seinen Schwager Graf Waldemar Tyszkiewicz suchen. Czyński fand ihn in Samara und gab das genaue Datum seiner Rückkehr nach Polen an. Ebenso wurden astral ein paar Worte ausgetauscht, die später bestätigt wurden. Der dritte Fall betraf eher ein eigensüchtigeres Thema. Er erschien einer ihm überdrüssig gewordenen Liebhaberin in ihren Träumen, wo er sie bedrohte, um zu erreichen, daß sie sein Haus verließe. Aufgebracht alarmierte diese die Polizei, da aber kein Gesetz gegen "Erscheinungen" existierte, blieb ihr nichts anderes übrig, als das Feld zu räumen. Die unorthodoxen Aktivitäten des polnischen Zweiges des Martinisten-Ordens.Vor dem Ersten Weltkrieg waren folgende Martinisten in Polen aktiv: der in Kairo initiierte Mechaniker Mieczysław Genjusz, der beim Bau des Suez-Kanals mithalf und Joez Jankowski (ein Poet und Mystiker mit dem Ordensnamen Dr. Jod), der zusammen mit seinem Freund Papus das Vorwort zu Czyńskis "Politische Prophezeiungen" (Warschau 1914) schrieb.Es ist nicht mehr genau festlegbar, wann der Martinisten-Orden in Polen gegründet wurde, es kann aber nicht früher als 1918 gewesen sein. Man schloß sich der Gruppe von Charles Détré/Teder, Jean Bricaud und Chevillon an, wobei es auch andere Gruppen gab, die behaupteten, Nachfolger des 1916 gestorbenen Papus zu sein. Das früheste bekannte Dokument polnischen Martinismus' ist von 1920. Es ist unterschrieben von Jean II Bricaud, Chef des Ordens, J.C. Burzynski, dem polnischen Ordenssekretär und Punar Bhava, der folgende Titel seinem Namen hinzufügte: S[uperieur] l[nconnu] (der höchste Martinisten-Grad), 33° (der höchste Schottische Grad), 90° (der höchste Misraim-Grad), 96° (der zweithöchste Memphis-Grad; Ehrentitel des Landesgroßmeisters. Der 97°, Großhierophant des MM, stand in der Sukzession von Yarker, Papus, Reuss...), VII° (der erste Sex-Grad des originalen O.T.O.) und Legat der Gnostisch Katholischen Kirche. |
Von ganz besonderer Wichtigkeit ist jedoch die Ausdehnung des Einflusses Unseres Ordens auf die slavischen Länder Europas. Durch Stiftungs-Urkunde vom 1. Juni 1912 wurde von Unserem Orden eine DES ORIENTALISCHEN TEMPLER-ORDENS FÜR DIE SLAVISCHEN LAENDER Und die, unter gleichem Datum erfolgte, Gründung einer DES ORIENTALISCHEN TEMPLER-ORDENS FÜR GROSSBRITANNIEN UND IRLAND |
Im Dezember 1923 wurde die Gesellschaft für Esoterische Studien in Warschau gegründet (eingetragen am 14. Januar 1924). Präsident war Wacław Kłoczkowski, Generalsekretär Stefan Trojanowski und Bohdan Filipowski. Die Idee einer Gesellschaft stammte von Czyński und sollte aus den Reihen der Martinisten die am Okkultismus Interessierten herausfischen. Dasselbe Ziel verfolgte das bald gegründete Institut für Hermetische Wissenschaften, dessen Direktor Bogdan Filipowski wurde; einer der Vorträge haltenden war Henry Block. Späteren Erzählungen zufolge soll Czyński um 1920 aber okkulte Lehren und Praktiken in die Polnischen Logen hineingebracht haben, die den ursprünglichen Absichten des Ordens widersprachen. Einige der Mitglieder, die mit den unorthodoxen Methoden Cynskis nicht einverstanden waren, schrieben 1925 eine Petition gegen ihn und sandten diese 1926 nach Lyon ah den Generalgroßmeister Bricaud. In der Folge wurde Czyński abgesetzt und mußte sein Amt an Oberst J. Czaplin abgeben. Czyński verließ den Martinisten-Orden mit seiner Anhängerschaft und gründete mit ihnen den Orden des Weissen Orientes. Oberst Czaplin schien aber auch nichts an den Praktiken geändert zu haben und 1931 wurden alle Polnischen Martinisten-Logen geschlossen. Möglicherweise stand die Polizei damit im Zusammenhang, die die Wohnungen von Martinisten untersucht, die beschuldigt wurden, Satanismus und Schwarze Messen zu praktizieren. Diese Untersuchungen begannen am 30. August 1930, dauerten aber nur wenige Wochen, ohne daß die Sache vor Gericht gelangt wäre. Folgende Informationen stammen aus der damaligen Boulevard-Presse, sind also mit Vorsicht zu geniessen: Großmeister Mikołaj Mikołajewicz Czaplin, ein gebürtiger Russe, ehemaliger Polizeioffizier in Brzesc, während des Krieges Oberst der Russischen Armee, ließ sich 1919 in Warschau nieder, betrieb Wahrsagekunst, lehrte Magie und verkaufte das "Lebenselixier". Er schrieb und publizierte zwei kleine Bände "Okkulte Bibliothek", der eine Teil in Russisch, der andere in Polnisch. Bolesław Wójcicki (Frater Jonathan) stand möglicherweise mit den "Mysterien der Venus" in Verbindung, wenn er nicht sogar Gründer dieser Gruppe war. So übersetzte er 1910 ein Buch des französischen Okkultisten Pierre Piobb, mit dem Titel "Die Moral des Vergnügens, Venus - die Magische Liebesgöttin". Die "Mysterien der Venus" waren bis in die frühen 20er in Polen aktiv und praktizierten sexualmagischen Geschlechtsverkehr mit Geistern und beobachteten ektoplasmatische Materialisationen. Ihr Siegel zeigte eine nackte Frau, auf der ein Inkubus sitzt. Wojcicki wurde durch Czyński am 28. November 1920 in den Martinisten-Orden aufgenommen, am 28. Juli 1921 wurde er S.I., am 30. April 1922 Philosophe Inconnu. Dank seiner kabbalistischen Vorlesungen erhielt er am 15. Februar 1926 die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Esoterische Studien. Sein Leben beendete er durch Selbstmord. Zu dieser Zeit zählte die Warschauer-Loge etwa 20 Mitglieder, die Hälfte davon Frauen. Eine unter ihnen war ein Fräulein Hirsz (Astarte), eine stadtbekannte Schönheit, von der man munkelte, sie nähme nackt an den Ritualen teil. Aktive Mitglieder das Martinismus gab es in Katowice und Sosnowiec, möglicherweise führten sie dort sogar eigene Logen. In Sosnowiec lebte Stanisław Sławomir Jastrzębiec-Kozłowski (Dr. Peterson/Braakoliab), der als "Doktor der Hermetischen Wissenschaften" und "Ehrenprofessor der Akademie für Okkulte Wissenschaft von Buhara", "Mitglied der Akademie für Okkulte Wissenschaften und Wissen von St. Petersburg", etc. auftrat. Ich selber habe eine Kopie des Buches des Großmeisters von Mebes/Petersburg mit einer Widmung von 1912 für J.-Kozlowski gesehen (das Buch gilt als Basis für M.Sadhu's "Tarot"). 1930 fand die Polizei in seiner Wohnung magische Utensilien, das Bild Baphomets, sein Gedicht an Satan, eine Namensliste seiner polnischen Schüler und seinen Briefwechsel mit Papus, Bricaud, Czyński u.a. Die Polizei, der er erzählte, er sei rechtmäßiger Nachfolger von Papus, fand außerdem ein sehr seltsames Dokument, das bestätigte, daß Kozlowski am 17. April 1922 zum Islam konvertiert sei, unterschrieben von einem Miesaid Chafirow. Baphomet in Polen.In Katowice lebte Wojciechowksi, ehemals Soldat in Sibirien im Bürgerkrieg von 1919-23, wo er magische Zirkel organisierte. Die drei Hauptmitglieder führten zuhause ihre eigenen Tempel, wo abwechslungsweise die Treffen stattfanden. Die Rituale wurden von einem Journalisten als "Schwarze Messen" oder "Große Opferungen" bezeichnet, die vor dem Abbild eines Geißbockes in der Mitte eines Dreiecks, darauf die Buchstaben S.I.M.O.N. geschrieben, zelebriert wurden. Man benützte ein schwarzseidenes oder rotes Leinenband, 15 cm lang, an jedem Ende befand sich ein umgekehrtes Dreieck, das die Worte "Sheloshet", zwei Hörner, und mit einem Bart geschmückte Perlen aufwies. Ein purpurnes Dreieck mit sieben dreieckigen, dunkelroten Edelsteinen befand sich ebenfalls darauf. Ein Augenzeuge beschrieb das Ritual folgendermaßen: "Wojcicki befahl mir, mich eine Woche lang mit Narkotika und ermüdenden Bädern auf die Schwarze Messe vorzubereiten. Mein Wille sollte geschwächt werden, um die Ekstase erleben zu können. Am gegebenen Tag trafen wir vier Männer in Roben und Masken in seiner Wohnung in der Pulawska-Straße.Der Boden war mit einem Teppich belegt, umgekehrte Dreiecke hingen an den Wänden, und an einer Wand prangte das Bild Baphomets, d.h. eines Geißbockes, der auf der Weltkugel sitzt. Vor Baphomet standen zwei Kupferschalen voller Narkotika in zwei Dreiecken. Plötzlich stand Wojcicki in einem Messgewand vor mir, das Bild des Geißbocks in rot auf seiner Brust, eine rote Kapuze auf. Drei Frauen folgten ihm, vollkommen nackt, außer den Gesichtsmasken. Sie legten sich in der Form eines Dreiecks vor Baphomets Bild auf den Boden und Wojcicki trat in das Dreieck, zündete den Weihrauch an, und begann seine blasphemischen Gebete gegen die katholische Religion. Nach dieser Zerenomie trat er zu jeder anwesenden Person und verabreichte ihr narkotische Pillen. Er kehrte ins Dreieck zurück und indem er sich vor Baphomet verneigte, rezitierte er eine Hymne an Satan, damit dieser sich seinen Schülern sichtbar mache. Die Anwesenden wiederholten sie im Flüsterton. Plötzlich erschien das verschwommenes Gesicht eines Mannes mit brennenden Augen und böse verzogenem Mund an der Wand. Ein lautes Stöhnen der Freude und Begeisterung ertönte von den Anwesenden. Wojcicki fuhr fort: "In seinem Namen segne ich Dich! Opfere Dich!" Die Stille wurde nun durch hysterische Schreie der Frauen unterbrochen. Die Narkotika zeigten Wirkung, die drei nackten Frau rutschten zu Wojcicki und die Orgie begann." Ich muß nochmals betonen, daß solche journalistischen Äußerungen nicht immer zuverlässig sind. Trotzdem kann ein Körnchen Wahrheit darinstecken. Meine eigene Auslegung ist die folgende: Wie oben angedeutet, war Czyński ein VII° des O.T.O. von Frankreich. Es ist nicht bekannt, ob Papus Sexualmagie praktizierte, aber Czyński war bestimmt außerordentlich daran interessiert und hätte keine Gelegenheit ausgelassen, seinen Interessen zu frönen, vor allem in der Verbindung von Magie und Sex. So scheint es mir nur logisch, daß er die Sexualmagie in die Polnischen Martinisten-Logen einführte, so wie sie wenigstens Reuss theoretisch in seinem VII° lehrte. Aus diesem Grunde wurde Czyński wahrscheinlich aus der Loge verstoßen. Diese Theorie wird bestärkt durch die Templertradition, die ja Baphomet in ihren Mittelpunkt stellt und die Konvertierung Jastrzebiec-Kozlowski's zum Islam kann sich durch die lautmalerische Verstümmelung "Mahomet" zu "Baphomet" erklären lassen. Ein Kontakt mit Aleister Crowley scheint mir unwahrscheinlich, eher haben die Polnischen Okkultisten ihre eigene Sexualmagie aus den Reuss'schen Lehren heraus entwickelt. Von 1931 bis 1935 wurden die Martinisten-Logen in Polen geschlossen, resp. nicht beim Hauptquartier in Lyon gemeldet. Erst 1935 wurde der Historiker Jan Czarnomski Delegierter des Martinismus für Polen und wiedereröffnete eine Warschauer Loge. Ebenfalls erhielt er eine Memphis-Misraim-Charta und erleuchtete die Loge "La Pyramide du Nord en la Vallee de la Vistule" No. 16 und das Rosenkreuzer-kapitel "Pelican à l'Aube Naissante' No. 3. Ebenso wurde Czarnomski Gründer einer Loge des "Weltbund der Illuminaten" des Österreicher Zweiges. 1939 schloß er sich Swinburne Clymers Rosenkreuzerorganisation an, doch beendete der Zweite Weltkrieg alle Martinisten-Aktivitäten u.a. in Polen. Jan Korwin-Czarnomski war eine hochinteressante Persönlichkeit. Er kontaktierte Czyński im Alter von 16 und führte den Martinismus und MM wieder in Polen ein. Als Historiker studierte er in Paris, wo er seinen Ph.D. für sein Werk "Les influences secrètes en Pologne au XVIII siècle" unter Prof. Gaston-Martin erhielt. Ohne gegenüber den Martinisten davon etwas zu erwähnen, gründete er 1937 in Warschau eine Polnische Loge des Leopold Engelschen Illuminaten-Ordens, in der er den Namen "Elpher" annahm. Diese Loge hörte mit dem Kriegsausbruch zu existieren auf. Czarnomski wurde unter geheimnisvollen Umständen in Warschau am 26. Juli 1944 von zwei Männern erschossen. Wahrscheinlich wurde er mit Eugeniusz Czarnomski, einem Aktivisten der Widerstandsbewegung, verwechselt. Andere Mitglieder waren: sein Bruder Stanislaw Czarnomski, Oberst Boris Smyslowski/Hermes (ein russischer Emigrant), der mit den Nazis kollaborierte und die polnischen Archive des Memphis-Misraim nach Frankreich schleppte, Robert Walter/Waltari und ein "Ignis", von dem ich aber nichts weiteres in Erfahrung bringen konnte. Ich hatte die Ehre, Robert Walter vor seinem plötzlichen Tode 1981 noch kennenzulernen. Er ist zur Anthroposophie übergetreten und wollte so den MM eingehen lassen. [Letztes Kapitel aus einem Brief vom 24.9.1988] |
© Rafal T. Prinke, Übersetzung 1991
Zbigniew Lagosz: NA OBRZEZACH RELIGII I FILOZOFII CZESLAW CZYNSKI Czesław Czyński: Triomphe de l'occultisme Rafal T. Prinke: Polish Satanism & Sexmagic | Kontakt Rafal T. Prinke |
Peter-R. Koenig: English version: Fetish, Self-Induction, Stigma and Rôleplay Tlumaczenie polskie: Fetysz. Rytualy. Resocjalizacja: Tozsamosc przez stygmat. Autoindukowana schizofrenia. Odgrywanie ról. Traduction française: Fétiche, auto-induction, stigmatisation et jeu de rôle Traduzione italiana: Il feticcio, l’auto-induzione, lo stigma, il gioco di ruolo По русски: Фетиш, самоиндукция, стигма и ролевая игра. O.T.O. Phenomenon content page | main page | mail What's New on the O.T.O. Phenomenon site? Scattered On The Floor Browsing Through The Rituals |