Ordo Templi Orientis

McDonaldisierung der Okkultur



Peter-R. Koenig
release 2.3




Ordo Templi Orientis, The McDonaldisation of Occulture, McDonaldisierung der Okkultur

Die McDonaldisation der Okkultur


Dieser Essay wurde 1997 geschrieben und wird hier, 2011, erweitert wiedergegeben.[1] Der Leser sei ausserdem auf die Unterkapitel "Does Crowley Sell?" und "Besucher meiner Website" am Schluss des Kapitels "Copyright Battles" im 2. Band und auf das Kapitel "Spielausgabe einer O.T.O.–Fatamorgana" im 3. Band des "O.T.O. Phänomen RELOAD" (München 2011) hingewiesen, wo statistische Angaben zu finden sind.


Was ist McDonaldisierung?


Unter McDonaldisation verstehe ich die Betonung auf zählbare und quantitativ bestimmbare Ele­mente. Quantität wird in diesem Zusammenhang zu einem sich selber bestimmenden Masstab für Qualität und gibt letztendlich keinen Hinweis oder Zugang mehr zu einer solchen. Unter McDonaldi­sation verstehe ich ausserdem ein stabiles System von Symbolen, das langanhaltende Stimmungen erzeugen will; das Ordnung und Faktizität vortäuscht, um realistisch zu erscheinen. Dies ist, was der PRODUZENT von McDonaldisation erwartet.

Der angestrebte Zustand der McDonaldisation setzt sich zusammen aus: einer immer weiter wachsen­den Effizienz und Rationalität à la Fastfoodkette McDonalds, der Voraussehbarkeit der Produkte und deren Beständigkeit (in Grösse, Anzahl, Umfang, Geschmack, etc) und dadurch Kontrollierbarkeit. Ein Beispiel sind die Effizienzsteigerungsmechanismen im deutschsprachigen Raum im Post– und Ge­sundheitswesen, wo die Standard of Performance–Werte, z.B. vorgeschriebene 1,71 Sekunden für den Einwurf eines einfachen Briefes, immer mehr durchgesetzt werden. Ähnlich herrscht im Okkultismus seit jeher die seltsame Sehnsucht nach Wissenschaftlichkeit und minutiös vorgeschriebenen Szena­rien, als drohe all das, was sich nicht in Form von Ziffern, Codes und tradierten Symbolen ausdrücken lässt, aus der Realität zu verschwinden.

Was erwartet nun der KONSUMENT vom Prozess der McDonaldisierung?
Schnell, überall und auf einfache Art und Weise an ein verhältnissmässig durchschnittliches Produkt mit einem typischen und allseits bekannten Geschmack zu kommen. Eine wichtige Eigencharakteristik bestimmt dieses Produkt: mit seinem Angebot immer schon präsent zu sein, ohne dass Vorbereitung und spezifische Aktivitität für die Nutzung zu nahezu jeder beliebigen Zeit erforderlich wären: Immer da zu sein. Hier sieht sich die Gesellschaft mit Interpretationen konfrontiert, die Marktmanager, Marktpolitiker und Marktwissenschaftler sich von menschlichen Beziehungen und Seinsweisen zueignen, um sie zu verdinglichen und damit konsumier– und kommerzialisierbar machen zu können. In­formation unterliegt den Kapitalverwertungs– und Absatzinteressen.

All diese Eigenschaften/Mechanismen können im 1977 gegründeten amerikani­schen O.T.O. gefunden werden. Wie die McDonaldisierung selber, breitete diese junge O.T.O.–Gruppe zunächst ihren Wirkungskreis von den (nicht nur geographischen) Dörfern über die Vorstädte in die Grosstädte aus und blüht nun, ganz zeitgeistgemäss, auch im Cyberspace. Ihre Filialen heissen "Gnostisch Katholische Kirche", "Mysteria Mystica Maxima", "The Esoteric Rosicrucians", "The Home of the Order of the Oriental Templars", "Hermetic Science College", "Translator's Guild", "Exo–Psychology Guild", "Drama and Thaumaturgy Guild", "Alcoholics Guild of O.T.O." und "Psy­chology Guild".[2] Manchmal versucht die Zentrale sich auch von anderen Organisationen wohlklin­gende Namen auszuleihen: "Fraternitas Rosicruciana Antiqua", "Illuminaten Orden", "Hermetic Brotherhood of Light", "Memphis Misraim", "Academia Masonica".
 
Für den Konsumenten ist das Endprodukt dieser McDonaldisation Erleuchtung durch Sexualmagie: McGnosis, transportiert mit der/durch die Ikone Aleister Crowley: eingepackt in einen Wust Worthül­sen, am besten sonntäglich als Hostie aus Sexualsekreten konsumiert und mit einer religiösen Ge­brauchsanweisung (als vom jetzigen Führer in wieder aufgelegte Crowley–Bücher gesetzte Fussnoten) versehen. Gewisse Textstellen bleiben undiskutiert. "Der Grund, dass [...] Aspekte von Thelema ausgelassen sind, ist das aktuelle Problem, wie Thelema in der Öffentlichkeit als Religion darzustellen ist, um so vom Staat anerkannt zu werden. Thelema ist ganz eindeutig konträr und an den Grenzen der normativen Gesellschaft. Thelema weist die normativen Werte und Moral ab und zielt auf die Ueberschreitung und Verletzung eben dieser Normen. Die Miteinbeziehung von Drogen in die Rituale, die positive Betonung der Sexualität, die als Werbung für Promiskuität angesehen werden kann und der autoritäre und pro-Nietzscheanische Aspekt von Thelema zwingen die normative Gesellschaft zur Ablehnung und gleichzeitig ermutigt Thelema seine Anhänger, die meisten Aspekte der normativen Gesellschaft abzulehnen." ["Journal of Thelemic Studies", 1;2, 2008, Seite 40, übersetzt]




Der amerikanische O.T.O. als typisches Beispiel von McDonaldisierung, oder: der Supermarkt als höchste Kulturleistung


Es finden sich unzählige Beispiele von mcdonaldisiertem Okkultismus: angefangen vom täglichen Horoskop im Blätterwald, von Tarotlesen und Fernheilungen am TV,[3] bis hin zu Do–it–yourself–Liebeszauberbaukästen in esoterischen Buchhandlungen. Noch nimmt der amerika­nische O.T.O. an diesen Techniken nicht teil.[4] Mit der zunehmenden Popularisierung der amerikani­schen Version des O.T.O.–Phänomens und der allgemeinen Akzeptanz von immer näher rückenden Grenzbereichen der Okkultur ins Interesse des Mainstreams, dürfte es jedoch nur noch eine Frage der Zeit sein, bis via Internet von O.T.O.–Homepages aus nicht nur wie heute T–Shirts und Baseballmüt­zen[5] mit dem O.T.O.–Lamen und dem A.·. A.·.–Siegel[6] und wie bis vor kurzem via www.venus.com Pornographie, sondern auch tiefgefrorenes Amrita ins Haus bestellt werden kann.
Vor allem die lokale Loge des akademischen Aushängeschildes Richard Kaczynski, die William Blake Lodge in Greater Baltimore, Washington D.C., bemüht sich um den Mainstream. Es werden Halloweenfeste in öffentlichen Parks gefeiert, wo die Kinder ihre Köpfe durch Crowley–Pappkarton–Figuren stecken und sich so fotografieren lassen können, Sommerpicknicks mit Tierballonfiguren werden angeboten, Fahrradfahren, Gesichter Bemalen, Haare Färben, Barbecue und natürlich immer das obligate Tarotkarten–Legen und der Hinweis, mehr über Thelema und den O.T.O. und die Gnostisch Katholische Kirche erfahren zu können. Alles für Nichtmitglieder. "Knights have been traditionally viewed as protectors of children, so please join The Order of Oriental Templars in some charity for kids!"[7] Diese Bagatellisierung Crowleys und Thelemas basiert auf dem einfachen Grundprinzip, dass Gemeinschaften im Wettbewerb und somit in der kulturellen Evolution auf Dauer wenig Chancen haben, wenn sie nicht aktiv zu Kinderproduktion und Familiengründungen ermutigen. Dies trifft besonders auf religiöse Gemeinschaften zu, die langlebiger sein wollen als weltliche – und zwar umso beständiger, je restriktiver die Regeln sind, die sie ihren Mitgliedern auferlegen. Jede Gemeinschaft versucht Mechanismen zu entwi­ckeln, die Trittbrettfahrer abschrecken oder zur Ordnung ru­fen. Die Rituale dienen dazu, diese Verbindlichkeit unter Beweis zu stellen: Denn wer sich anstrengenden Prozeduren un­terzieht, signalisiert unmissverständlich, dass er sich mit einer Gemeinschaft identifiziert und bereit ist, dafür auch einiges zu opfern. Je radikaler sie angewendet werden, umso wirkungsvoller sind diese Mechanismen. Die Bedeutung der Rituale kann auch Fetisch–Charakter annehmen. (Dazu ein gesondertes Kapitel im RELOAD.)

Andere lokale Logen scheinen tatsächlich in einem Supermarkt zu existieren: "In the Agape newsletter, the OTO USA lists two 'business offices', both of which are simply post–office boxes, (in CA and NY), and then it lists the 'corporate headquarters' of the OTO as 24881 Alicia Pkwy, Laguna Hills CA. This address appears to be in a mall of some sort, with lots of listings for hair salons, donut shops and the like. A search for images online turned up nothing, and I was wondering if in fact their corporate headquarters are in some sort of shopping mall, and if so, does anyone have a picture of this building?"[8]

Der Begriff Okkultur umschliesst den kulturell–schöpferischen Aspekt dessen, was sich im okkulten ethnologischen Untergrund des Abendlandes abspielt und sich aufgrund seiner kulturellen Ambitio­nen spurenweise in der Mainstream–Kultur wiederfindet. Ein sich verteidigendes O.T.O.–Mitglied, nachdem es mit meiner Hypothese, es trage zur McDonaldisation der Okkultur bei, konfrontiert wurde: "Kürzlich sah ich eine riesige Werbetafel für die Freimaurerei. Sie wies das FM–Logo auf, eine Telefonnummer und die Überschrift: 'To be one, ask one'. Und all das genau gegenüber einer McDonalds–Bude. Was kommt als nächstes? Wegwerfschürzen als Beilage zum Big Mac?" Wie so vieles in der Welt des Marktes und der Waren stellt sich der Beitritt in einen Orden leicht als opportu­nistisches Konsumverhalten dar.

Unser Beispiel, der amerikanische O.T.O. als esoterischer Supermarkt, bietet auf postmoderne Art und Weise gleichrangig Kabbala, Yoga, Dämonen– und Engelbeschwörungen, Exorzismen, Tierweihungen, Sexualmagie, Religion, Gnosis, Skandale, Philosophie und Pseudowissenschaft. Denn wer vieles bringt, bringt manchem etwas. Vor allem im permanent keimenden esoterischen Markt mit Bauchladencharakter.
Bekanntes wird als neu verkauft. Crowleys Thelema entpuppt sich als schlichter Hamburger in einer schillernden Verpac­kung. Jeder kann sich sein eigenes Gebräu aus dem Repertoire Crowleys und des O.T.O. zusammen­mischen. Der heutige organisierte Okkultismus à la Crowley stellt nur die Technologie bereit, wie man sich des Materials, seiner Fähigkeiten, der Kenntnisse, der Regeln und Richtlinien, der Verfahren und Abläufe, zu bedienen hat. Die heutigen Funktionäre des amerikanischen O.T.O. interpretieren dar­überhinaus Crowleys Worthülsen und Rituale, modifizieren diese, abstrahieren daraus neue Rituale, Dogmen und Lehrgebäude (z.B. das KEW– und das VIII° Ritual, christlich angehauchte Rituale zur Kinder–Adoption, Tierweihungen, Heilungen per Handauflegen und Exorzismen). Somit wird aus die­sem O.T.O. eine Art perpetuum mobile: es bleibt nicht bei einer einzigen Wiedergeburt: der Kunde erwartet, dass sich die Einweihungsschübe wiederholen und somit wird das Heil scheibchenweise ge­liefert. Die versprochenen Geheimnisse und Abenteuer werden nur Schritt für Schritt enthüllt und die Organisation fungiert als Dealer der Sehnsucht. Der O.T.O. als Verein stellt die jeweils ERLAUBTEN Methoden fest. Dieses effiziente Angebot von Rezepten (Sexualmagie, Yoga, keine illegalen Drogen, etc) bietet Instant–Illumination, die genau nach Schema, nämlich der Ordenshierarchie, abläuft. Jeder Einweihungs­grad bedeutet eine vorhersagbare Spezialisierung in einem genau definierten Bereich aus Symbolen und Techniken, auch um das von der Gesellschaft projizierte Stigma zu neutralisieren[9] oder sogar zu potenzieren.[10] Jede Initiation stellt neue Regeln und Vorschriften zur Verfügung, die bei der Ausführung zur Erleuchtung dienen.
Die Klassengesellschaft im gnostischen Himmel soll sich auf der Erde fortsetzen. Die Hierarchie der Ordensstruktur, der Lehrplan, erlaubt zentrale Kontrolle, eine Vereinheitlichung und deren Überwachung. Der optimale Weg ist vor–entdeckt und braucht nur befolgt zu werden.[11] Die Struktur ist institutionali­siert und strengen Massstäben, z.B. Prüfungen, unterworfen. Selbstredend wird kaum über die Preise, Glaubenssätze oder über Organisations­fragen diskutiert, kein Anführer wird demokratisch gewählt. Alles ist immer gleich (z.B. lässt sich an­geblich jeder V° eine Rose über der Brust tätowieren;[12] 729 bleibt immer Bafomithr: also ein McBaphomet). Ordensübergreifende Kreativität wäre ineffizient oder nicht mehr linientreu.

Die Fixierung auf Crowley bedeutet jedoch Stagnation. Hier beginnt nun die Irrationalität der mcdo­naldisierten Okkultur. Freiheit im Crowley–O.T.O. spiegelt sich in Dogmen und der Logik des Mas­senmarktes, dessen Elemente sich überschneiden, sich aber auch gegenseitig ausschliessen können:

·        in Geheimniskrämerei (niemand soll erfahren, dass das ultimative Geheimnis lediglich Sperma-Gnosis ist) und klar ausgesprochener Zensur: technokratischer Besitz von Informationen und Monopol auf Auslegung und Vermittlung, denn wer manipulieren will, muss selber die besseren Geheimnisse auf dem Markt anbieten. Dies führt zur bizarren Manie des amerikanischen O.T.O., die Sperma–Gno­sis (ähnlich wie Coca Cola seine Rezeptur) als Geschäftsgeheimnis zu behandeln[13] und jegliche Verbindung dazu bis ins Absurde hin abzuleugnen, ansonsten man ja das Geschäftsgeheimnis ver­lieren würde;[14]
·        in einer Art Thelemic Book Patrol mit Flammenwerfern à la Fahrenheit 451, das heisst Anwälten. Mitglieder, die geheime Dokumente verkaufen, werden vor eine interne Inquisition gebracht und anschliessend aus dem Orden verstossen. Die Bücher (auch antiquarisch) und Manuskripte, die durch Bibliotheken erhältlich sind, werden vom Chef der Gruppe kontrolliert. Ganz egal, wann man die geheimen Rituale erstanden hat, das Caliphat kontrolliert deren Umgang;
·        in Unüberschaubarkeit: wer ist wofür zuständig?
·        in der sich nach oben verengenden Ordenshierarchie–Pyramide (da ja nie alle Mitglieder die höch­sten Grade erreichen können).
·        in einer Anpassung ans Gruppendenken infolge einer ansteigenden Anzahl von Mitgliedern und einer daraus folgenden Intoleranz gegenüber anderem Verhalten innerhalb der Gruppe. Integration in die Gruppe bedeutet eine ideologische Auflösung des Selbst;
·        in endloses Papiere Ausfüllen und Tests über Wissen, Passworte, Zeichen;
·        in der gradabhängigen Interpretation aller Ereignisse: höhere Grade dominieren die unteren Mit­glieder: alle Thelemiten sind Sterne/gleich, aber einige sind gleicher als andere;
·        "If one were to substitute OTO for Army, this would work very well for the Order";[15]
·        in den Kosten der jahrelangen Mitgliederbeiträge, die lediglich für Gerichtsprozesse gebraucht werden;
·        in den Wartezeiten auf höhere Einweihungen (die nur den Ordensoberen Geld bringen), vergleichbar mit Warteschlangen vor einem Zollhäuschen;
·        in der Austauschbarkeit von Qualität durch Quantität: Aufsteigen in der Firma kann nur, wer am meisten Mitarbeiter/Mitglieder anwirbt. Das Individuum verliert die Bindung an Mitglieder der gleichen Stufe innerhalb der Hierarchie, da ja der Aufstieg, also die Vergottung angestrebt wird. Das bedeutet auch, dass sich das nach Oben strebende Individuum schon auf der erst zu erreichenden Ebene wähnt;
·        in der vermehrten Verwendung der wir–Form: wir denken, wir wollen, etc. Auf diese Weise wird die Vielfalt der unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven eingeebnet und zu einer indifferenten Gruppenmeinung vermischt.
·        in der Strukturdominanz: keine Alternativen zu anderen O.T.O.–ähnlichen Gruppierungen werden er­laubt. O.T.O.–Mitglieder dürfen nicht zum Temple of Set gehören. Eine marktbeherrschende Stel­lung, die sich auch in Bill Gates' Microsoft–System findet.

Während in einer Demokratie öffentliche Amtsträger, Personen in Vertrauenspositionen und Stars nur eingeschränktes Recht auf Privatsphäre und Anonymität geniessen, ist es in organisierten ok­kulten Nischen à la O.T.O. genau umgekehrt: je höher die Amtsträger, um so pseudonymer deren Machtausübung (z.B. die Geheimhaltung profaner Namen der jeweiligen Landesfürsten, sprich Rex Summus Sanctissimus, oder des Caliphs).[16] Sie hören auf, Personen in einer realen Welt zu sein, da sie all der vielen überflüssigen und detaillierten Charakteristika verloren gehen, die eine echte Person ausmachen. Diese Gesichtslosigkeit und Formlosigkeit hat den Effekt, dass die Menschen ebenso gesichtslos und formlos werden. Sie leben in einer Kafkaesken Welt, in der der Mensch lediglich nach seiner Funktion identifiziert wird. Sie sind in einer inneren Welt der Stimmungen, Gefühle und Imaginationen gefangen. Diese private Welt wird überbetont und das Ergebnis scheint ein Mangel an Identität. Nichts bleibt, ausser eine Art Wimmern nach Aufmerksamkeit. Gekoppelt mit Sexualität und Aggressivität, wird diese zu einem Thema sich wiederholender Destruktivität im Internet.

Also alles nur Vortäuschungen von Effizienz (denn die meisten Mitglieder erreichen kaum einen höheren Grad als den III°). Es scheint, als wäre der Konsument, der diesen Burger kaut, Ergebnis des­selben Prozesses, wie der Burger selber. Eigentlich ist das Geheimnis der Sperma–Gnosis eh ein offenes Geheimnis: jeder kann sie ausüben, ohne Klubmitglied zu sein. Trotzdem sollen die Mitglie­derbeiträge, so wollen es die Ordensoberen, nicht als Gegenleistung für Waren und Leistungen (5–10 Prozent Preisreduktion für Mitglieder auf die vom USA–O.T.O. publizierten Crowley–Bücher), sondern als privilegierter Beitrag zum Grossen Werk verstanden werden.
Und überhaupt: was ist von einer Organisation zu halten, deren Mitglieder einzig erstrebenswertes Ziel es ist, einen weiteren wohlklingenden Titel, Orden, Amt, Karnevalskostüm mit selbstgebastelter Paraphernalie oder Grad zu errei­chen? Was passiert, wenn deren keine mehr anzubieten sind: wenn der O.T.O. seine Funktion als Zwi­schenhändler und Vermittler des Heils verliert?[17] Warum werden Individuen freiwillig Mitglied in einer von der Gesellschaft stigmatisierten Organisa­tion: wird durch den Orden das Stigma neutralisiert? Können sich Mitglieder ihr Stigma selber wäh­len? [Diese Fragen werden im Kapitel "Fetisch, Selbstinduktion und Stigma" des 3. Bandes RELOAD diskutiert.]


Das Internet als Beispiel der McDonaldisierung der Okkultur


Während ich die McDonaldisation eher von ihrem utilitaristischen Aspekt her aufrolle, spiegle ich deren Mechanismen im Internet weniger aus der utopistischen, als aus der apokalyptischen Warte wider:

"Imperfectly educated, shut out from intercourse with their fellow–men, and engaged in a trade which employed the fingers and left the mind unoccupied, these men could wander in thought into the most extraordinary regions, and the more imaginative among them found a congenial ailment in works which spoke of a familiarity with spirits, and a power to anticipate the revelations of the future ..."
"A Little Magic," in Charles Dickens Magazin "All the Year Round", Volume 5, 1862, 400.[18]

Die Internationalisierung des Handels und die Produkte der Filmfabriken Hollywoods haben wesent­lich dazu beigetragen, u.a. die McDonaldisierungs–Mechanismen der amerikanischen Kultur weltweit zu verbreiten. Das Internet als Kommunikationssystem und Träger neuer, informationsbezogener Realitäten (Cyberspace) fördert nun solche Tendenzen auf dem globalen Supermarkt der Kosmischen Vibrationen. Das Internet (World Wide Web, Email, Multi User Domains, ftp, mailing lists, news­groups, Foren, USENET, p2p, chat rooms, ICQ, Web 2.0: Blogs, Twitter, MySpace, Facebook, YouTube, Flickr, etc.) dient als chaotisches Sammel– und Verwertungslager auch okkult–digitaler Dokumente, in dem alle Daten gleichwertig erscheinen, in dem aber das Kräfteverhältnis am Markt zwischen Produzenten und Kon­sumenten digitaler Werke dermassen verschoben ist, dass die meisten wertvollen Daten gar nicht erst in elektronischer Form allgemein zugänglich gemacht werden (Ausnahme: virtuelle Bibliotheken. Hin­dernisse: Copyrights, Datenschutz, Trivialität der meisten on–line–Veröffentlichungen). Gelegenheits­nutzer und ernsthafte Forscher vertrauen auf die Genauigkeit und Vollständigkeit der Daten im Netz. Doch sie bauen auf Information unbekannter Provenienz und zweifelhafter Qualität: Denn digitalisierte Suche allein bleibt lückenhaft und Fragen aufwerfend.


Books Ngram Viewer


2004 bis 2010 digitalisiert Google mit der Unterstützung von 40 Universitätsbibliotheken, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, 15 Millionen Bücher. Dieser Korpus umfasst englische, deutsche, französische, spanische, chinesische, russische und hebräische Texte, rund vier Prozent aller Bücher, die jemals gedruckt worden sind. Forscher der Harvard–Universität rufen nun Ende 2010 eine neue Wissenschaftsdisziplin aus, die culturomics, die geisteswissenschaftliche Phänomene mathematisch erforschen soll.[19] Aus dem gescannten Textkorpus wurden rund 5,2 Millionen Bücher herausgelöst und zu einer einzigen Datenbank zusammengefügt.[20] Nach welchen Kriterien diese 5,2 Millionen ausgewählt worden sind, bleibt unklar.
Von nun an werden Digital Thinking und Digital Reading vom Benutzer gefordert, der Texte nicht mehr lesen, sondern durchforsten will, anstatt sich dem Zwang des Kontextes und der Interpretation auszusetzen. Die Chimäre der simulierten ubiquitären Verfügbarkeit[21] ersetzt die Frage nach dem Warum? durch das Was und Wo! [22] Fundstellen–Fetischismus ersetzt empathisches Lesen. Der damit verbundene Zeitgewinn wird als Fortschritt verbucht.[23] Ein Mehrwert auf Kosten der gestutzten Empathie und des fehlenden Kontextes entsteht durch komplexe linguistische und kulturelle Auffälligkeiten. So lässt sich zum Beispiel quantifiziert aufzeigen, dass die Grösse der englischen Sprache rasant wächst oder dass es früher länger dauerte, um berühmt zu werden, heute dagegen berühmte Namen schnell vergessen gehen. Es lässt sich zum Beispiel zeigen, dass die Namen von Avantgarde–Künstlern oder jüdischen Intellektuellen in deutschen Büchern während des Dritten Reiches sehr viel seltener auftauchten, was die Zensurmassnahmen im Nachhinein mit quantitativen Mitteln erkennen lässt.
Googles Ngram Viewer weist im Dezember 2010 für den Begriff "Aleister Crowley" seit 2003 einen Abstieg der Suchergebnisse auf. Für den eingegeben Suchbegriff "Ordo Templi Orientis" wird ein Graph ausgegeben, der für englischsprachige Bücher einen zuerst unaufhaltsamen Anstieg bis 2005 aufweist, worauf ein dramatischer und anhaltender Abstieg erfolgt.[24] Ein ähnliches Ergebnis wird für deutschsprachige Bücher ausgegeben.
Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, denn erstens sind ja nur 5,2 Millionen Texte zur Analyse freigegeben[25] und zweitens erweitert sich der Datensatz täglich. Der Ngram Viewer ist ausserdem case sensitive, was in Sprachen wie Englisch, wo Gross– und Kleinschreibung eine andere Rolle spielen, als im Deutschen, eine quantitative Messung verkompliziert. Ähnliche Probleme werfen Sprachen wie Chinesisch und Hebräisch auf.


Fragmente


Fragmentierung ist das grosse Hauptthema der Okkultur (im Sinne hinduisti­scher Vielheit), des Inter­nets und der Identitäts–Definition der Postmoderne. Die Gleichheit zwischen der Person und ihrer Rollen wird aufgebrochen: multiples oder dezentriertes Selbst sind die neuen Landmarken zum Ver­ständnis. Die Verknüpfun­gen zwischen den Fragmenten (oder der fragmentierten Wahrnehmung) haben einen Grund, aber es steckt keine letztgültige Wahrheit dahinter: Postulat der Instabilität von Bedeutungen und deren Simulation als Rollen. Das Surfen auf den veränderlichen Oberflächen der Homepages im Internet bedarf keiner Suche nach Tiefenmechanismen, keines Forschens nach Ur­sprüngen und Strukturen. Es bedarf allein einer Simulationsästhetik und einer Navigationstechnik, um sich in virtuellen Räumen zurechtzufinden; in einer Welt, die man nicht analysiert, sondern schon beinah als Jungsche Archetype mit einem Repertoire von Rollen bewohnt.

Das fragmentierte Ich (die multiplen Subjektivitäten und postmodernen Selbstkonzepte), das Leben als System von kabbalistischen Konstanten, das die Realität vieler Okkultisten ausmacht, spiegelt sich als endlose Bildmanipulation (von in Trance wahrgenommenen Visionen, deren Niederschrift und auch von den Imaginationen auf und hinter dem Bildschirm). Ist dies die virtuelle Gnosis?: der uner­trägliche Körper wird virtuell transsubstantiiert und neu erfahren? Diesmal weder durch eine Extrem­sportart, nicht durch Sexualmagie, noch Drogen oder Hatha–Yoga? Wird Gnosis zur Dia–Gnosis, da, wo der Mensch seinen alten Tempel, den Körper, verlassen will, um eine neue Heimat im Netz zu fin­den? Kritiker sehen in der Reduktion der Körperlichkeit auf Maus und Tastatur eine Amputation des Selbst, die Psychose erzeugen kann. Die freiwillige Reduzierung des Users auf die Software und ihre sogenannte benutzerfreundliche Oberfläche generiert lediglich noch Profile mit wechselnder Statusmeldung. Zusammen mit einem inflationären Informationsfluss, der Konfu­sion und Entscheidungshemmung auslöst, sehen Kritiker die körperliche Reduktion als eine der wich­tigsten stressauslösenden Momente der Kultur, so auch der Okkultur. Desorientierung stellt einen Schritt zur Amputation des Selbst in einem See der Auswahlmöglichkeiten dar, was von vielen Okkul­tisten jedoch als wünschenswerte Ich–Auflösung um–interpretiert wird.

Die einzige Qualitätskontrolle im okkulten Sein bietet die Intensität des Erlebten: Authentizismus, Erfahrungspathos, Selbstbeobachtung. Das Internet simuliert nun dieses Gefühl der Dringlichkeit, den starken Eindruck des Gegenwärtigen. Der Cyberspace als Raum hinter den Bildern führt zu einer to­talen Entkoppelung der Kommunikation in zeitlicher, räumlicher und sozialer Hinsicht. Die virtuelle Okkultur entsteht: die technologische Doppelung der Realität in reale und virtuelle Realität, die Akti­vität und Instant Illumination vortäuscht. Die Gedanken und Ideen, die durch das Netz wandern, sind nicht völlig gestaltlos, aber ihre Flüchtigkeit, ihre Vergänglichkeit und ihre Virtualität nehmen zuneh­mend quantitativ und weniger qualitativ zu. Indem das Netz wächst und sich fortentwickelt, werden die Materialisationen der Ideen oder Konzepte immer schwieriger zu greifen, zu beurteilen und zu beobachten. Unversehens bietet sich so Gelegenheit, die traditionellen Betrachtungweisen von Reali­tät zu revidieren.

Marshall McLuhan erkannte an der Grenze der Moderne zur Postmoderne die Medien als extensions of man, einer Konsequenz des Dual–Konzeptes Organis­mus/Umgebung. In einer religiösen Bedeutung wird nun das aus den menschlichen Körpern in die Rechnernetze verlagerte Gesamtbewusstsein der Menschheit ein Fluchtpunkt technischer wie auch heilsgeschichtlicher Entwicklung. Diese Erweite­rung des menschlichen Gehirns (resp. reduktive Gleichsetzung des Menschen mit Information) ent­spricht dem Bedürfnis vieler Okkultisten, einen homo superior zu erzeugen, eine Über– und Herren­rasse, die das eigene Genmaterial willentlich verändern kann. Für viele Okkultisten ist das Internet eine Art erweiterte unbewusst–elektronische Verlängerung des Nervensystems, ein astrales Selbst, das zu einer neuen Form menschlichen Zusammenlebens zu führen scheint. Die Festplatte entspricht dem erdgebundenen physischen Leib, der Arbeitsspeicher dem Merkur, der Prozessor vermittelt astrale Energie; aus der amputierten Reduktion des fleischlichen Körpers auf Maus und Tastatur entweicht sakrales Feuer: der Citizen des Cyberspace, der die ikonenhafte, visuelle Programmiersprache dem Tarot gleichsetzt; in der Akasha–Chronik,[26] den Datenspeichern der search engines im Internet. Dass dabei Rationalität im Sog der Bildschirmangebote weitgehend auf der Strecke bleibt und einem Neo–Animismus Platz macht, erweist sich als eigentümliches Augenzwinkern der Geschichte.

Das Internet als Kollektivhirn, als Schwarmintelligenz, als Wiki–Weisheit des Kollektivs, als Religion des offenen Netzwerks, widerspricht natürlich der Geheimniskrämerei gewisser O.T.O.–Grup­pen, deren Auffassung es ist, Denken über ein Produkt sei gleichbedeutend mit dessen Herstellung, Verteilung und Verkauf. Der alleinige Anspruch auf Sperma–Gnosis als Geschäftsgeheimnis inmitten des Kollektivhirns ist, als würde eine neue Firma behaupten, Feuer und Luft zu besitzen. Hier zeigt sich der Tanz der Synopsen auf dem Grab des Copyrights. Intellektueller Besitz muss umdefiniert wer­den. Neue Grundlagen für Gesetze werden entwickelt. Verschlüsselungstechniken ersetzen die tradi­tionellen Abgrenzungen von mir und dir.

Geschwindigkeit korreliert mit Echtzeit, real time, instant approval und instant delivery. Charakteri­stisch für das Lebenstempo erscheint die Popularität so genannter rushwear, von Schuhen und Klei­dungsstücken also, die auf zeitraubende Schnürsenkel, Reissverschlüsse und Knöpfe zu Gunsten von Instant–Verschlüssen aus Klettenband verzichten.
Die Geschwindigkeit der Datenübertragung stimuliert und simultiert das Gefühl von Reichtum, Macht und Gemeinschaftlichkeit. Die durch die Geschwindkeit verlorene Selbstbeherrschung scheint dem Okkultisten den gewünschten instant Zugang zu seinem Innern zu öffnen, das nun keine Gram­matik, kein analytisches Denken, keine political correctness und höflichen Umgangsformen mehr zu kennen scheint. Das rasant einfacher werdende Pidgin English im Internet ist eine Folge seiner Kom­munikationspragmatik. Die Buchstaben und Ikonen (Bilder, Codes, Animationen) auf dem Bildschirm, das Schweigen, in das man hineintippt, das Fehlen visueller Hinweise auf ein körperliches Gegenüber führen zu übertriebenen Sympathien in einem virtuellen Vertrautheitsraum, Antipathien, Idealisie­rungen und Dämonisierungen. Das Verschwinden der klassischen, u.U. bewusstseinsfördernden Rei­bungswiderstände (z.B. durch Umstände des Alltags, Zeitdauer des traditionellen Postversands, edito­riale Selektion, lokale Begrenzung, kulturelle Grenzen, etc.) bedeutet auch den Verlust traditioneller Konfliktlösungsstrategien. Nikes "just do it"–Turnschuhe an den Füssen der Heaven's Gate Selbstmör­der kommen da in den Sinn: scheinbarer Missbrauch der Kommunikationsrituale als Steigerung der awareness? Crowleys "Do what thou wilt" wurde in den 1960ern zum "Do your own thing", mit der Kommerzialisierung zum "Just do it" und nun zum demonstrativen "Do!".

Die Möglichkeit, im Cyberspace die Persönlichkeit, das Geschlecht, das Alter willentlich zu verändern und nur als rein körperloser Text oder Ikone (Avatar) zu existieren,[27] steht im krassen Gegensatz zu der Körperlichkeit, mit der der traditionelle Okkultismus seine Abenteuer und Erlebnisse auszutragen pflegt (z.B. Sport, Drogen, Musik, Tanz, Lichteffekte, Yoga und Sexualmagie). Auf dem Bildschirm ist alles nur noch uniforme Schriftart, Stil und Formatierung. Das Schlüpfen in körperlose astrale virtu­elle Larven wird von einigen Okkultisten jedoch nicht nur als Vollzug des Great Work, sondern auch als parasitär und tumorös erlebt, da ihnen mentale Energien durch die künstlich induzierten Identi­tätsbilder abgezogen werden: als wäre das Internet ein bösartiger Egregor. –– Die Datenverar­beitung ist ebenso eindimensional: geistiger Konsum bei körperlicher Starre mit Folgen: Augenerkrankungen, Sehschwäche, RSI (Repetitive Strain Injury), Überspanntheit, Kopfschmerzen, Konzentrations– und Schlafstörungen. Der Verlust der traditionellen emotionalen Authentizität fördert den Verschmel­zungs–Wunsch mit der Maschine. Hier treffen wir auf Andy Warhols Wunsch, eine Maschine zu sein und in einem entfernteren Sinne auf David Bowies"Heroes just for one day." Aber wer braucht Ver­schmelzungen? In einer Zeit, in dem das individuelle Identitätsgefühl immer bruchstückhafter wird, sollte es nicht erstaunen, dass populäre Mythen aufkommen, die die Welt wieder zu einer Einheit zu­sammenfügen wollen. Fällt uns dieser Mythos einfach zu, ringen wir um ihn? Und welcher ist es?

Der Mythos der Allmacht und Allpräsenz, der Mythos der Befreiung vom Körper (einer Art gnosti­schem Selbsthass?), der Mythos der Unsterblichkeit oder der Mythos der Gottähnlichkeit und Neu­schöpfung? Dies sind jedoch alte Konzepte. Die neuen Medien koppeln sich nicht an die Sehnsucht nach Unsterblichkeit, sondern an den Drang gnostisch perfekt zu werden. Der Körper hat keinen ei­genständigen Wert, da er partiell ersetzt werden kann und sollte. Die Neurotechnologien zielen auf die Loslösung vom Körper hin, um den Mind elektronisch zu speichern, zu verbessern, neu zu program­mieren. Die Möglichkeit und der Wunsch den Körper zu beeinflussen, zu verändern und zu verbessern sind nur ein Ausdruck einer wachsenden Unwilligkeit, körperliche und geistige Behinderungen zu akzeptieren. So werden wiederum die Reicheren siegen und diejenigen, die in den O.T.O.–Gruppen bestimmen, welches Mitglied die höchsten Grade bestätigt erhält: denn zur perfekten Ausübung der perfekten Sexualmagie zur perfekten Erzeugung des perfekten Amrita können natürlich nur perfekte Körper und perfekte Eingeweihte verwendet werden.[28]

So bekommt ein neuer Mythos Nährboden: "Being fiction becomes seen as an integral part of being real." Eine Simulation unter Simulationen zu sein. Hier fühlen sich diese Magier wohl: allein willent­lich die physische Welt zu beeinflussen. Dabei will der Wille dieser Konsumenten nur konstanten Rei­zen (aus anderen Dimensionen) ausgesetzt sein oder sich einen neuen Mind aus dem Internet down­loaden. Das faschistoide Selbst verbunkert sich in einer globalen Gesellschaft ohne Körper. Safe sex, safe drugs, safe transcendence und safe feminism.

Timothy Leary versuchte, umzuformulieren. Er wollte, dass die menschlichen Gehirne lernen, in der Datmosphäre genauso aus– wie einzuatmen, während die Leiber sich fröhlich in der langsamen, laszi­ven, fleischig–materiellen Welt vergnügen. Auf der Haut–Gewebe–Ebene sind unsere linken Gehirnteile auf mechanische, materielle Bilder beschränkt, während im Cyberspace die rechte Hirnhälfte frei scheint, um die grellen Cyberrealitäten des schnellen Austauschs von Feedback mit anderen Informa­tionsquellen und weiteren out–of–body–Erfahrungen zu erforschen. Aber kann ein Bildschirm erwei­terte Bewusstseinszustände ausserhalb der autorisierten Realitäten schaffen?

Die meisten Okkultisten wanderten seit eh und je in anderen, meist astralen Welten. Der Cyberspace scheint für viele so eine weitere Erweiterung der Dimensionen darzustellen, die man zum Hausge­brauch der eigenen Bewusstseins­erweiterung gebrauchen könnte. Andere wiederum versuchen auf diese Weise erfolgreich die Realität zu meiden, die Okkultisten meist skeptisch oder ablehnend gegen­übersteht. Oder wie es ein Teilnehmer an meinem Fragebogen über den "Gebrauch des Internet"  aus­gedrückt hat:[29] "We can just exist" –– dies führt zum surrealen Effekt, dass nach Abnehmen des Cy­berhelms oder Abschalten des PCs die physische Welt als hyperreale Realität wieder wahrgenommen werden kann. Also ein erneuter Hinweis auf die Medien als extension of man, die auf die physische Welt zurückgreift, die nun wie Phantomschmerzen wahrgenommen werden kann.


Aufruhr im Wohnzimmer


Es finden sich Anthroposophen, die im Internet wesentliche Zukunftsbilder Rudolf Steiners bestätigt sehen: Gedankenfreiheit, soziales Menschenverständnis und Geisterkenntnis. In der elektronischen Informationskultur wird die Renaissance humanistischer Ideale wie weltanschaulicher Toleranz und Ablehnung von Zensur und Gewalt entdeckt: Geistesleben, unverfälscht durch Politiker, Ideologen oder Massenmedien.[30]

In Tat und Wahrheit entpuppt sich das Internet jedoch meist als globale Bühne der Selbstentblössung mit nur vorgetäuschter kathartischer Wirkung: ein Medium des Tabubruchs und der Nivellierung. Hier treffen Selbstbewusstsein und auf die tradierten individuellen Sehnsüchte und Defizite verwei­sende Muster des Volkstümlichen aufeinander. Der Zugang zum Netz verschafft extremistischen Auf­fassungen Glaubwürdigkeit und Publikum. In dieser soziologisch gesehen unüberbietbar hybriden Konstellation (de)generiert der Cyberspace zu mehr oder weniger ästhetisch vermittelten Entblössun­gen des sozialen Mainstream, so auch des okkulten Alltags aus ritualisiertem Geplapper um Yoga, Kabbala, Gnosis, Rituale und z.B. Crowley–Bewunderung in Internet–Foren.[31] Die reklamierte Be­wusstseinser­weiterung erweist sich als simple Umstellung tradierter Werte, allein um die Dinge erneut ihren alten Lauf gehen zu lassen. Der Schein der individuellen Wahl und Programmgestaltung, der Schein der Freiheit im rituellen Seh–Korsett. Die Sage des Narziss in einer modernen Variante: McNarziss.

Eine sich ständig ausbreitende Masse von okkulten Experten (da im Internet keine Zensur und keine editoriale Selektion herrscht, ist bereits jedes O.T.O.–Mitglied mit einer Homepage im Internet auto­matisch ein O.T.O.–Experte – es also beinahe keine Stümper mehr im Internet gibt) mit der Joseph Beuys–Formel im Gepäck, derzufolge jeder Mensch ein Talkmaster ist, sieht sich selber einer Vervielfältigung scheinbarer Wahrheitsquellen gegenüber, die ohne Unterbrechung der Abschreibkette in absoluter Wahrheitsentkräftung mündet. Alles ist glei­chermassen unbedeutend und enthemmt, obwohl es in der Weise, wie es präsentiert wird, nicht so erscheint. Ben­netton Werbung, Anti–Kult–Organisationen oder Tarot–Karten: es funktioniert: Die Welt als Einwic­kelpapier. In der gesetzlosen, hyperdemokratischen Weltschau des Internets gibt es kein wahr oder unwahr mehr, sondern nur noch das, was die oben beschriebenen Elemente der McDonaldisation diktieren: schneller, lauter und bunter, saftiger, wiederholbarer. Im interkontinentalen Gerangel um Erkenntniswert kapitulieren letztendlich Einfühlungsvermögen und Neugier auf Qualität vor dem schieren Informa­tions–Overkill durch Quantität. Was wie Rebellion und Anarchie aussieht, ist im Grunde Konsumen­tenwunsch: ein Merkmal der Postmoderne: sie täuscht vor und braucht das Verblüffende, um nicht haltbar zu werden, sie verziert eine Gesellschaft.

Fast jede O.T.O.–Homepage teilt selbst–referentiell allein mit, dass man sich etwas mitteilt: auf einer anderen O.T.O.–Homepage nämlich.[32] Die Verpackung suggeriert, sie sei der Inhalt. Diese Gewohn­heit ist sehr häufig bei Okkultisten (z.B. Crowleyanern, der Scientology), Freimaurern und Ge­lehrten anzutreffen, die nur Werke aus ihren eigenen Kreisen für ihre Forschungsstudien oder Arbei­ten heranziehen, also die eigenen Vorurteile bewirtschaften. Die McDonaldisation der Okkultur scheint diesen Mechanismus da aufzubrechen, wo er sich selber öffentlich (z.B. eben im Internet) ent­larvt. Wo es sonst akademische Titel hagelt und es den alten Unterschied zwischen krawattiertem An­zug, Weisskittel und Uniform gibt, herrscht nun reiner ascii– und html–Code, css, javascript. Die selektive Aufmerk­samkeit wird in Zukunft über den Wert von Informationen entscheiden – es ist nicht mehr wichtig, ob eine Informa­tion richtig oder falsch ist, sondern ob und wie sie wahrgenommen wird. Die Netizens organisieren sich neu in Netzverbindungen, nicht mehr durch geographische Nähe, in Interessengemeinschaften auf Zeit, die auf weitgehender Anonymität basieren und mit wechselnden Interessen wechselnde Identitäten variieren. Konstanz und Verlässlichkeit bestehen in Zugehörigkeit zur Netzgemeinde, auf der Meta–Ebene/Symbolik des Online–seins.

Dank dem Internet verwandeln sich ehemalige Ordens–Aktivitäten in Popkultur, Sachfragen schrumpfen zu Web 2.0–Happenings und Meinungs–leasing, Wissen wird Datenspeicherung, Lineares wird interaktiv, Freundschaften lösen sich in auswechselbare Cyber–Interaktionen auf: die Okkultur zerklüftet zum Spartenpubli­kum, das sich seine Halbwahrheiten aus dem endlosen digitalen Pool klaubt. Die so mcdonaldisierte Okkultur ist eine Anything goes–Arena, in der Verschwörungstheo­rien gezimmert werden und Halbwahrheiten sogar universitär hochgepeitscht sind (z.B. die rein quantita­tive Reduzierung auf allein im Internet vorhandene Stichworte als Referenzen universitärer Studien). Die Zurückdrängung überprüfbarer Fakten durch halluzinierte Spekulationen erlaubt keine Wahr­heitskontrolle mehr und mündet in ein endlos fragmentiertes Labyrinth grenzenloser Beliebigkeit. Die Informationen sind einem konstanten elastischen Prozess der Transformation und interaktiver Re­konfiguration unterworfen. In den Hypertextkatakomben geht das Gefühl für das Ganze verloren. Im trüben Schein des nicht vorhandenen Überblicks verlieren sich Zusammenhänge. Wo Hypertext herrscht, bleibt der Kontext auf der Strecke. Muss der Benutzer des Internets in Zukunft ein robustes Informations–Immunsystem benötigen gegen die Falschmeldungen, die im Internet bazillenartig keimen?

Wikipedia–User entfernen im Februar 2009 Links, die zu lashtal.com führen,[33] einem seit 1998 bestehenden Forum, dessen Inhalte stark von linientreuen Caliphats–Anschauungen geprägt sind. Der Moderator Paul Feazy wehrt sich, denn "Many people's first exposure to Crowley and Thelema will be through Wikipedia[34] and this sort of vandalism cannot be left unchallenged just because of my inexperience with the format!," was sich als Schuss ins eigene Knie erweist. Ein Wiki–User: "It appears that the site owner is now attempting to recruit people to help him violate WP policy on his site.[35] That about tears it, I will be requesting a formal blacklisting of the site."[36] Feazy entfernt darauhin seinen Aufruf und löscht gleich selber die Links von Wikipedia auf sein Forum.
Auch Google greift ein und löscht am 29. August 2010 die Google AdSense Box, die bis dato auf den Lashtal–Seiten Werbung geschaltet hat.[37] Um den Finanzausfall auszugleichen, stellt Feazy sofort das Amazon.co.uk–widget auf seine Site, so dass 10% der von lashtal.com aus gekauften Bücher ihm zufliessen.[38] Das widget wird im November 2010 entfernt.


Das Sichtbare


Die Informationsfülle im Internet kann dem sorgfältigen Benutzer auch eine Quelle der Inspiration oder Aufklärung sein. Das Netz macht es für einige Gruppen unmöglich, eventuell gesellschaftlich geächtetes (Miss)Verhalten weiterhin geheim zu halten. An dieser Stelle ist im Hinterkopf zu behalten, dass die Ideenliferanten der O.T.O.–Gruppen (Theodor Reuss und Aleister Crowley) eine äusserst grosszügige Haltung bzgl. Sexualität und Kindererziehung einnahmen, die z.B. den sog. Priester-Ärzten, d.h. libertinen Gnostikern, obliege und ausserhalb der traditionellen Familienstruktur zu erfolgen habe.[39]

Die zahlreichen Manifestationen von multiplen Identitäten in unserer Kultur, die Erschaffung von Internet–personae eingeschlossen, tragen zu einer umfassenden Überprüfung traditioneller, unitärer Identitätstheorien bei und unterstützen die postmoderne Weltschau. Entsprechende Metaphern durchziehen Gebiete wie Informatik, Psychologie, Kinderspiele, Literatur, Werbebranche, Biologie, Medizin (wo schon Froschsezierungen rein virtuell vorgenommen werden können), die Massenkultur und selbstverständlich die okkulte Kultur. (Das Prinzip der Verkörperten Intelligenz ist in der Physik, Informatik, Biologie und Verhaltensfor­schung schon länger z.B. in der Form von künstlichen Wesen, die eigenständig agieren, kooperieren, sich selbst organisieren, verbessern und erhalten, bekannt.). Noch nie war die Trennlinie zwischen Hochkultur und Massen– oder Konsumkultur so dünn. Das Sichtbare muss nicht mehr auf das Verborgene weisen, die Existenz nicht mehr auf die Essenz und der Signifikant nicht mehr auf das Signifikat. Wir leben in Oscar Wildes (elektronischer) Maske: "Das wahre Geheimnis der Welt ist das Sichtbare, nicht das Unsichtbare." Und der Nachteil der Postmo­derne? Das Herumspringen im Schein der Unmittelbarkeiten und Gleichzeitigkeiten tilgt das Ge­schichtsbewusstsein. Die Bewegungslosigkeit und Passivität des postmodernen Individuums und ein erhöhter Bedarf an Überstimulation scheinen Hand in Hand zu gehen. Dinge sprechen für ihre Besit­zer. Eigentum spiegelt das Ich. Will das Geplapper der Dinge ein Ende nehmen? Das Gewöhnliche ist vom Aussterben bedroht. Stilgemeinschaften werden bedeutsamer als der Milieudschungel der Religi­onsgemeinschaften. "I am the Brand Name. When all things began, the Brand Name already was. The Brand Name dwelt with God, and what God was, the Brand Name was." Fassbare Gegenstände implodieren im Raum der Imagination: die umgekehrte Vision der Neutronenbombe …


… und ein infant body suit


Der O.T.O. ist heute eine Marke, ein branding.

·        So werden unter dem O.T.O.–Logo und verschiedenen Crowley–Insignien T–Shirts, Kühlschrankmagnete, Küchenschürzen, Säuglings– und Kleinkinderbekleidung, Einkaufstüten und Basketballmützen verkauft, nicht zu vergessen Teetassen, Wasserflaschen für unterwegs und Unterwä­sche für Erwachsene.[40]
·        Letzthin ist sogar ein Computergame entworfen worden, in dem thelemitische Charaktere auftreten. Es gibt dazu eine entsprechende War Guild. Am meisten freuen sich die Spieler in den Blogs an den Bekleidungen der Game–Identitäten.
·        Mitglieder fordern sich gegenseitig auf, www.goodsearch.com anstelle der üblichen Internet–Suchmaschinen zu verwenden. Dort kann man eine gemein­nützige Organisation, hier den O.T.O., eintragen, an die bei jeder Suche ein Penny fliesst. Bei Wohltätigkeit denkt man wahrscheinlich auch an sich selbst: So ergehen immer wieder Bettelbriefe an die Mitglieder.[41] So zum Beispiel am 11. März 1998, wo William Breeze (der Chef des amerikanischen O.T.O.) um "Financial Support" bittet, um die legalen Kämpfe um die Copyrights führen zu können. "We will put it to good work."
·        An der Areopagus Sitzung vom 26. Juni 2000 werden neue Möglichkeiten des Fund Raising diskutiert: O.T.O. Credit Cards und Frequent Flyer Miles. Bei Naturkatastrophen will man den Wohltätigkeitsgedanken in die Tat umsetzen. So errichtet man 2005 je einen Fundus für die Opfer der Hurrikane Rita und Katrina. 14 Logen bieten Übernachtungsmöglichkeiten an.
·        2007 bietet man auf der homepage des Hauptquartiers in den USA die Möglichkeit an, sein Auto der Organisation zu spenden.[42]

Während sich eine Weltmarke durch Einheitlichkeit, Erkennbarkeit und kompromisslose Erfüllung der Kundenerwartungen auszeichnet, um Identifikation und Loyalität anzustreben, ist der amerikani­sche O.T.O. jedoch mehrheitlich nichts weiter als eine Firma, die ihrem Boss erlauben soll, von angeblichen Tantiemen an Aleister Crowleys Werken zu leben. Es sind nicht Mitgliederbeiträge, von denen die O.T.O.–Oberen sich ein Gehalt abschneiden, sondern die Tantiemen, die sie von Crowley–Werken beziehen: der amerikanische O.T.O. also nur ein juristisches Anhängsel zum Wohle sehr weniger verkümmert. Die Übertünchung dieser Tatsache durch Dutzende von überzuc­kerten und bewusstseinserweiternden Internet Homepages lässt diesen Friede–Freude–Eierkuchen als das aussehen, was er scheint: als McOTO. Aus apokalyptischer Sicht wird der okkulte Bereich des Internet so zum Ort, wo Information als Produktionsfaktor und Konsumgut, als Kontroll–, Herr­schafts– und Steuerungsmittel einiger weniger verwendet wird, die die grosse Masse so auch okkulter Konsumenten zu manipulieren versuchen. Religiöse Sondergruppen und neoliberale Wirtschaftsideo­logie à la McDonaldisation sind zwei Seiten derselben Dollar–Münze.
 
 

ENDNOTEN


[1] Urversion als Vortrag für C.E.S.N.U.R. an der Universität Amsterdam 1997 und an der London School of Economics 2001, abgedruckt in " GNOSTIKA" 2;2 vom April 1998, Sinzheim 1998.

[2] In den Statuten: "OTO assumes no responsibility for works of guild members" ("Minutes of the Areopagus meeting", April 11, 1998), was etwas an die Taktik der Saturn Orden erinnert, wo die Aktivitäten des Ordens nicht mit den Aktivitäten der jeweiligen Esoterischen Studiengemeinschaft gleichgesetzt werden sollen.

[3] Auch im deutschsprachigen Raum sind immer wieder Tarot-Lesungen auf Privat-Fernsehsendern zu sehen, wo Menschen in ägyptischen Kostümen zu bewundern sind.

[4] Im Internet wirbt das Caliphat mit gesponsorten Links auf myspace.

[5] "The Magical Link" II;3, NY Sept/Oct 1988, 149.

[6] "Issue by order of the A.·. A.·.," in "The Magickal Link", IV;5, Berkeley Mai 1984.

[7] http://community.livejournal.com/williamblakeoto/18880.html, 2.12.2007.

[8] http://www.lashtal.com/nuke/index.php?name=News&file=article&sid=1027, 11 March 2008. Googlemaps zeigt die lokalen Logen in den USA auf http://oto–usa.org/body_map.html.

[9] Indem sie sich zum Beispiel ihren Unterdrückern (wer auch immer das sein soll) gegenüber überlegen fühlen. Jeder Einweihungsgrad wird so zu einem wachsenden Schutzschild gegen 'Aussen'. "He claims superior status and knowledge. But on the job he must bite his lip," Claudia Kowalchyk: "A study of two 'deviant' religious groups: The Assemblies of God and the Ordo Templi Orientis", NY 1994, 393. Der Orden wird zum Sicherheit bietenden Mutterschoss, wo der Vater alias Caliph herrscht. "Another factor that should be noted is how Thelemits' accounts are related to the supposition that they are superior to most people. The men feel that they should have been Superman, so they are dissatisfied. The women feel that they've done better that might have been expected, so they see evidence of their superiority and hence are more satisfied with themselves," Kowalchyk, 302. Paradoxerweise verbietet das Konzept Thelema die Sicherheit eines Mutterschosses, da jeder Stern seinen eigenen Willen verfolgt. Deshalb verlassen viele Mitglieder den Orden, da sie sich weder von den oberen Gra­dinhabern noch von anderen Mitgliedern unterstützt fühlen. Der O.T.O. bietet keine Kohärenz, jeder tut, was er will. Sicherheit vs Freiheit. Das Thema Stigma wird im Kapitel "Fetisch, Selbstinduktion und Stigma" des 3. Bandes RELOAD näher beleuchtet.

[10] "I continue to be a member because we have EXACTLY the right enemies," Kowalchyk, 357.

[11] William Breeze muss seine Mitglieder sogar dazu anhalten, zu lernen, wie man einen grammatikalisch und orthogra­phisch einwandfreien Beitrag fürs Firmen– resp. Ordensblatt verfasst, "The Magical Link" I;5, NY Juni 1987, 34.

[12] "If the candidate does not do these things, no further advancement is permitted," undatiertes Email von Wil­liam Heidrick.

[13] "Any trick of production or instruction leading to some publicly accessible result can be a common law trade­secret –– but such things are not registered, since that would disclose them and cause them to cease to be a se­cret. If Tarot is used in an OTO initiation, under secrecy oath, that would be an example of a tradesecret. Even if, as has happened, someone publishes that secret, it remains the common law property of OTO, defensible in a court of law, in the exact manner of the use in ritual –– so long as OTO does not publicly admit the accuracy of the pirate publication in sufficient detail," Heidrick an J. Karlin, undatiertes Email, vor März 1998, mehr­mals publiziert auf alt.tarot.

[14] Viele Crowley–Publikationen werden so unterdrückt. Taucht im Internet irgendwo auf einer Homepage oder Newsgroup ein entsprechendes Zitat auf, werden sofort entweder William Heidrick oder Kjetil Fjell aktiv und schüch­tern die Provider mit juristischen Floskeln ein. Zwei Beispiele auf chillingeffects.org/dmca512/notice.cgi?NoticeID=2924 und chillingeffects.org/dmca
512/notice.cgi?NoticeID=1826. Breeze selber sucht in London die esoterischen Buchhandlungen auf und verlangt, alle Crowley–Texte, von denen er keine Tantiemen bezieht, aus dem Sortiment zu nehmen. Anthony Naylors Anwälte weisen Breeze um 2000 an, dies zu unterlassen.

[15] Kowalchyk: 142, 237.

[16] Obwohl jeder weiss, dass der jetzige Caliph mit bürgerlichem Namen William Breeze heisst, vermeiden Mitglieder dessen Nennung bis ins Absurde hinein: Stephen King dankt in seiner Reproduktion von P.R. Stephensons Crowley–Biographie von 1930, "The Legend of Aleister Crowley" (NSW Australia 2007) Breeze und seinem Alias Hymenaeus Beta gesondert.

[17] Warum mühsam einen Berg (die Ordensgrade) erklimmen, anstatt die Seilbahn zu nehmen, wenn die Aussicht von oben letztendlich dieselbe ist? In anderen Worten: warum all die Kabbalah, der Yoga, die Gebühren, die Treue zu den Ordenschefs etc., wenn am Schluss doch letztendlich Sperma–Gnosis steht, über die man überall nachlesen kann?

[18] Zitiert nach Verter, Dark Star Rising, 248.

[19] sciencemag.org/content/early/2010/12/15/science.1199644.abstract, news.harvard.edu/gazette/story/2010/12/cultural–genome/, 16.12.2010.

[20] http://ngrams.googlelabs.com/, www.culturomics.org.

[21] Die Ubiquität bleibt solange vorgetäuscht, als nur ein Bruchteil aller weltweit existierenden Texte eingescannt ist. Ubiquität ist weniger die Verfügbarkeit, als vielmehr die Möglichkeit der Behauptung, das seien ubiquitäre Gesetzmässigkeiten, anzutreffen im Baustein der Natur (Genom) genauso wie in allem anderen, was den so denkenden Forschern in den Sinn kommt und finanziert wird. Kultur und Natur, das alte Gegensatzpaar etc. wird so vereinheitlicht, Geist und Körper denselben angeblich ubiquitären Gesetzmässigkeiten ihrer Erforschung unterworfen.

[22] Es ist bereits eingeschrieben, wie geforscht wird: Thesen werden bestätigt, Trendforschung und Werbung optimiert – nicht um des reinen Wissens, sondern um der utilitaristischen Ausbeutung der Daten willen. Dies zeigt sich schon darin, dass ja nur ein Teil der eingescannten Bücher für den Ngram Viewer frei gegeben sind. Was unbewusst bleibt, verstärkt die kontrollierende Position von Google und der Harvard–Universität.

[23] Zur selben Zeit eliminiert Facebook die zeitraubende subject–Zeile, die cc– und die bcc–Felder.

[24] ngrams.googlelabs.com/graph?content=Ordo+Templi+Orientis&year_start=1945&year_end=2010&corpus=0&smoothing=1.

[25] Zum Beispiel ergibt die Suche nach "Arbeitsgemeinschaft für Religions– und Weltanschauungsfragen" keinen Eintrag, ebenso wenig "Michael Eschner", der doch während vielen Jahren in den Printmedien vertreten war. Und was ist mit Fussnoten oder bei Quellenangaben, wie "Crowley, Aleister" anstatt "Aleister Crowley"?

[26] Ein universales, aber nicht materiell existierendes Weltgedächtnis.

[27] ... oder in den Foren gleichzeitig mehrere Personen zu sein, so wie von einem Grossmeister der Fraternitas Saturni im Zusammenhang mit Verleumdungen berichtet wird: "Die übliche Arbeitsweise dieser Leute im Internet besteht darin, unter verschiedenen Pseudonymen 'Informationen' zu posten, die sich bestätigen oder ergänzen. Auf den ersten Blick unterhält sich dann im Forum eine Gruppe von Leuten über die FS. Tatsächlich ist es aber nur eine Person. Teilweise wurden auch gefälschte Schriftstücke verbreitet oder man begnügt sich mit arglosen Anfragen wie 'Suche weitere Opfer der FS'." Ralph–Peter Trelle/Thot, Email vom 8.2.2010.

[28] Während sich immer mehr Bereiche dem unmittelbaren Einfluss entziehen, erscheint der Körper als jenes Objekt, das einzig der eigenen Regie untersteht. Daraus kann man Verantwortung für denselben ableiten oder aber auch den Schluss ziehen, ihn unbeschränkt manipulieren zu können: ein Tun, das dem fremden Blick die eigene Lebensführung verrät. Um ein selbstbezogenes Verhalten geht es in beiden Fällen: der Typ, dem man angehören möchte, wird herstellbar.

[30] Was natürlich auch dazu führt, dass der Zugriff auf die O.T.O.–Seiten in China gesperrt ist.

[31] "in any case, I'd most certainly like to see his breathing patterns.. nostril movements.. blinking frequencies... walking style... etc... and no way to do that unless on film," http://www.lashtal.com/nuke/PNphpBB2–viewtopic–t–201–highlight–nostril.phtml. "A comma from Crowley is worth a trilogy from anyone else," http://www.lashtal.com/nuke/PNphpBB2–viewtopic–t–2680.phtml.

[32] Das einseitige und flache Geschichtsverständnis des Caliphats hat sich im Laufe der letzten Jahre dutzendfach vervielfältigt: jede online Caliphats–Loge spiegelt die von David Scriven geschriebene History–Version wider, die zum Teil auf meinen Publikationen und intensiver Korrespondenz mit Scriven selbst beruht.

[33] "One Wikipedia user in particular appears to be deleting every reference to the site as 'a social networking site'." Angeblich werden auch links zu anderen Wikipedia–Einträgen gelöscht: http://solis93.livejournal.com/871781.html.

[34] Feazy krebst aber gleich zurück, nachdem er selber die links auf Wikipedia gelöscht hat: "we'd lose only 50 or so hits a month!"

[35] www.lashtal.com/nuke/PNphpBB2–viewtopic–t–3419.phtml.

[36] en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_talk:WikiProject_Spam#LAShTAL.com und n.wikipedia.
org/wiki/MediaWiki_talk:Spam–blacklist#lashtal.com, 20.2.2009.

[37] http://www.lashtal.com/nuke/Article1378.phtml.

[38] https://www.amazon.co.uk/?&camp=2486&linkCode=wey&tag=lashtal0c&creative=20370.

[39] Das Caliphat entfernt sich nicht weit von Reuss in seinen Angaben zur Kindererziehung in "Magickal Link" I;12, Berkeley Dezember 1981, 2. In Thelema sind die Kinder den Eltern gleichgestellt, um nicht ihren Wahren Willen zu unterdrücken. "I remember one baby in a Mass, his first words were Hagios, Hagios, Iao," Claudia Kowalchyk: "A study of two 'deviant' religious groups: The Assemblies of God and the Ordo Templi Orientis", NY 1994, 381.

[40] http://www.cafepress.com/sekhetmaat und http://www.cafepress.com/tahutilodge/3662056, 2003 und 2004: Silkscreened T–Shirts, Jerseys, Long–Sleeve, Camisole, Babydoll, Hoodie, Raglan, Spaghetti Tank, Cap und Apron: Alle mit dem O.T.O.–Lamen. Seit einiger Zeit werden jedoch keine Artikel mit dem O.T.O.–Lamen mehr angeboten. 2010 gibt es nur noch Ware versehen mit dem Unicursalen Hexagramm, dem Star of Babalon, dem so genannten Mark of the Beast und mit dem Baphomet als Hahn mit Penis. Letzteres sieht besonders skurril auf den infant body suits aus, die es in der Farbe hellblau zu erwerben gibt: "Gnostic Seal Infant Bodysuit Babies love creepin', crawlin' and sleepin' in our super comfy, 100% cotton jersey knit Infant Creeper. Infant clothes shouldn't be hard to change, so our three–snap bottom helps ease those nasty diaper changes. Great baby stuff for your special little one." cafepress.com/+gnostic_seal_infant_bodysuit,164912140, erfasst im Dezember 2010.

[41] "We are not an easy target; we fight back. Not by resorting to violence, as is sometimes alleged. We use good lawyers [...] No officer of Grand Lodge has ever taken a salary [...] Your donations are tax–deductible to the extend permitted by law," Breeze "to all members and supporters", March 1, 1990. Auf http://otohq.org/oto/docs.html finden sich Formulare, die dem Mitglied Hilfe zur Steuerreduktion bieten.

[42] "Donate your Vehicle. Do you have an old car, motorcycle, boat or RV (in any condition, running or not) that you no longer need? Now you can donate it to the Order and receive a tax deduction for its full fair market value! Towing is free, and we'll take care of all the paperwork. Just call Cars 4 Causes at 1–800–766–2273 and tell them you want to donate to Ordo Templi Orientis USA." http://oto–usa.org/donate.html.


© P.R. König, August 1998 / 2011



The McDonaldisation of Occulture
    Deutsche Version: Die McDonaldisation der Okkultur — Das Internet im Spannungsfeld potentieller Schöpfung. Version 2011.
    По русски: Макдональдизация оккультуры.





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