Documenta et Ritualia Fraternitatis Saturni
Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst, Dezember 1953, Heft
45
Johannes Göggelmann/Saturnius: Saturnische Gnosis
Jede Zeitepoche trägt in sich ihre eigene Erfüllung. Das prägnanteste
Zeichen der Zeit ist der jeweilige zu Tage tretende Gottesbegriff im
negativen oder im positiven Erleben, wie ihn die Menschheit erlebt.
Die Erfassung des urdämonischen Prinzips im Chaos der Gottheitsbegriffe
als klare Erkenntnis des einzigen Urbildes tritt selten zu Tage und
wird nur von wenigen Hirnen erfaßt. Das große, das gesamte All
beherrschende Gesetz trägt für die Menschheit immer ein Janusgesicht
und offenbart sich in so verschiedenen Variationen und Formen in Zeit
und Raum, daß es sehr schwer ist, auch nur erkenntnistheoretisch bis
zum Urdämonium der Gottheit vorzudringen.
Und doch liegt die Erde und ihre Menschheit noch immer unter dem
dämonischen Willen des Unbeugsamen, der als Energie- und
Tätigkeitstrieb in allen Stadien der Entwicklung des gesamten
Naturreiches in Erscheinung tritt als dämonisches Gebot des Stirb und
Werde.
Dieses unbeugsame Gesetz der Sichselbstvernichtung beherrscht alle
Reiche der Natur, herrscht unerbittlich in der anorganischen und
organischen Welt. So wie die Pflanze sich zum Lichte ringt, lebt das
Tier stets unbewußt im engen Kontakt mit den dämonischen Kräften des
Kosmos und seine Instinkte bestimmen sein Tun. Bei ihm gibt es keine
Sünde, noch Reue, sondern nur Trieb der Erhaltung und Aufopferung. Nur
der Mensch sträubt sich gegen dieses Erkennen und strebt danach, sich
vom Urgrund des Seins zu entfernen, ohne jedoch zu ahnen, daß er sich
damit zur Unfreiheit selbst verdammt. Er isoliert sich von Gott, dem
Urdämonium und geht dadurch den eigenen Weg zur Verdammnis. Jedoch
würde er das Gesetz des Unbeugsamen erkennen und es befolgen, sich ihm
anpassen in seinen Handlungen, dann würde er befreit sein von Schuld
und Sühne und er würde jenseits stehen von Gut und Böse. Dann ist das
eigene Karma überwunden, denn er ist schuldlos, weil der göttliche
Urwille in ihm absolut dominiert und sich ungehemmt auswirken kann. Das
ist das wahre Reich der Freiheit des Willens und Leben und Tod liegen
frei in seinen Händen. Dann vermag er die Magie als schöpferische Kraft
des Urdämoniums in sich zu gestalten zum Aufbau nach esoterischen Plan
oder vermag zu vernichten, wenn es sein Wille ist.
Wie er das Urdämonium realisiert, ist seine ureigene Sache, denn er
handelt immer nach göttlichem Gesetz. So tritt hier das große
wunderbare Gefühl der Willensfreiheit zu Tage trotz der tiefen
Erkenntnis, daß ein jeder nur Werkzeug ist. Niemand trägt die
Verantwortung für sein Tun, wenn er mit dem Urdämonium verbunden ist,
denn er ist immer bereit,. Sich selbst restlos zu opfern und
aufzugeben. – Er weiß, im Zeitmesser der Ewigkeit gibt es keine
bedingte Begrenzung, denn der Mensch als Wesenheit ist nicht nur
eingebaut in das flüchtige Erleben eines einzelnen Erdenlebens, sondern
hat Ewigkeitswerte in sich.
Sein geistiger Aufstieg als Ego und Individualität führt den Menschen
in die höchsten Sphären. Er wird sich immer wieder kristallisieren,
auch wenn er seine jeweilige Form verliert. Das Gesetz der
ununterbrochenen Kette von Ursache und Wirkung bestimmt wohl die
Evolution, das Wechselspiel, aber die absolute Verschmelzung mit dem
göttlichen Urdämonium erhebt den geistigen Menschen in die Sphäre des
schöpferischen Prinzips, welches stetig die Impulse gibt. Er wird dann
immer der Energieträger sein, der Schöpfer, nie der Verlierer.
Das ist tiefste Weisheit, hohes Erkennen !
Tue was du willst, das ist das ganze Gesetz !
Seit der Kreuzigung des Mahatma Jesus Christus hat sich die Ursonne
verfinstert. Seit das Kreuz über dem Kreise steht, lebt der Gott der
Christenheit nicht mehr. – Dämonische Götter herrschen über die Materie
und befreien die in ihr gebundenen Kräfte zur Vernichtung. Die
Menschheit leidet unsagbar und sieht es nicht, bleibt blind, weil sie
die Ursachen nicht erkennen kann. Unaufhaltsam eilt sie einem dunklen
Zeitalter zu, denn Aquarius ist nur ein Übergang. Uranus, das Gestirn
der Initiation, leuchtet nur für wenige dafür prädestinierte Hirne.
Die Sprache der hohen Magie ging den Menschen verloren, die Welt ist
entzaubert, Die Kräfte der Archetypen können nicht mehr
heraufbeschworen werden zur Hilfe. Der enge Kontakt mit den Kräften der
Natur geht immer mehr zurück. Der offen zu Tage tretende Widerspruch zu
Gott ist zu gewaltig. Zwischen Mensch und Wahrheit, zwischen Schöpfung
und Vernunft haben sich Abgründe aufgetan. Im Irrationalen will und
kann der suchende Mensch nicht verharren und im Rationalen zerbricht
sein höheres Menschentum.
Doch wenn der geistige Mensch nicht mehr angsterfüllt und unsicher und
nicht mehr erlösungsbedürftig ist, wenn er die sakramentale dämonische
Liturgie wieder in den Mittelpunkt der Welt stellt und sie freudig
anerkennt im Leben oder auch im Sterben, dann ist es ihm ein Leichtes,
die Gewänder zu wechseln, die Formen aufzugeben, wenn sie ihm
unerträglich werden.
Gott hat immer ein helles und ein dunkles Antlitz und steht jenseits
von Gut und Böse, denn als Absolutum schließt er die positive und auch
die negative Energie in sich ein, um sie in bestimmten Intervallen
preiszugeben nach seinem göttlichen Aufbauplan. Er streckt dem
Suchenden beide Hände entgegen. Es führt ein jeder Pfad zu ihm. Die
Engel zur rechten und zur linken Hand reichen sich immer die Hände vom
Anbeginn an.
Dem Erkennenden gilt keine Grenze. – Und trotzdem wird er demütig das
Haupt vor dem Unaussprechlichen, dem unbeugsamen Gotte neigen, beide
Hände über der Brust gekreuzt.
Johannes Goeggelmann: Texte und Bilder
In Nomine Demiurgi Saturni 1925-1969 First installment of 400 pages of saturnian documents
In Nomine Demiurgi Nosferati 1969-1998 Another 400 pages dealing with the History of the F.S.
In Nomine Demiurgi Homunculi Further 420 pages about the F.S.
Context: Peter-R. Koenig: Der O.T.O. Phänomen RELOAD
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