Sphinx
Monatsschrift
für
Seelen= und Geistesleben.
Herausgeber: Dr. Hübbe-Schleiden.
...
Organ der Theosophischen Vereinigung
und
der Deutschen Theosophischen Gesellschaft.
IX. Jahrgang. 1894. Neunzehnter Band.
Braunschweig.
Pranatherapie. Von Theodor Regens
Theodor Reuss
Im Hefte Nr. 86 der "Zukunft" findet sich ein Artikel über
sympathetische Kuren von Dr. Carl du Prel in München. Ich bin ein
grosser Verehrer des Herrn Dr. Carl du Prel, aber ich halte die
schrankenlose, öffentliche Behandlung des Gegenstandes für einen
Fehler, da bei dem in unseren gebildeten und halbgebildeten Kreisen
herrschenden Aufklärungsdünkel das zum einzig richtigen Verständnis und
zur einzig wahren Würdigung des Gegenstandes unumgänglich nötige
Vertrauen, der lebendige "Glaube", fehlt. Dinge, die sich nicht mittels
der Spektral-Analyse oder durch das Mikroskop nachweisen lassen,
existieren einfach nicht für die heutigen Aufklärungs-Gelehrten oder
die grosse Masse der materialistisch durchseuchten
Indifferentisten.
Die Besprechung eines so eminent esoterischen Gegenstandes, wie die
Lehre von der sympathetischen Heilkunst, gehört daher nicht in die
Tagespresse. Da aber in den Spalten der "Zukunft" die Bespechung der
weissen Magie einmal aufgerollt ist, so bitte ich um ein wenig Raum, um
die Angaben des Dr. du Prel zu ergänzen und den behandelten Gegenstand,
die sympathetischen Kuren, in das System einzufügen, dem er angehört,
von dem er einen Teil bildet. Die Behandlung der Krankheiten des
menschlichen Körpers mittels des exteriorisierten Od ist eine
Unterabteilung der allgemeinen Pranatherapie.
Pranatherapie ist die Lehre von der Heilkunst ds Lebensgeistes, Prana,
Od, Vitalkraft, Astralfluidum, auch organischer Magnetismus oder
Nerven=Elektrizität genannt. Die Pranatherapie umfasst folgende
Behandlungweisen:
- ) Die mumiale (balsamische) Behandlungsweise;
- ) Die sympathetische Behandlungsweise;
- ) Die magnetische Behandlungsweise;
- ) Die hypnotische Behandlungsweise.
Obwohl diese Behandlungsweisen unter sich verschieden sind und jede für
sich streng selbständig angewendet werden kann und angewendet wird, so
ist es doch sehr häufig der Fall, dass zwei oder mehrere derselben
gleichzeitig zur Anwendung kommen, derart, dass sie dem äusserlichen
Beobachter in Eins zusammenzufliessen scheinen. So z.B. werden die
mumiale und die sympathetische Behandlungsweisen fast stets zusammen
angewandt werden. Ebenso werden meistens die magnetische und die
hypnotische Behandlungsweisen Hand in Hand gehen. Es werden auch die
magnetische und die sympathetische manchmal zusammen angewandt, die
engeren Beziehungen bleiben aber doch stets zwischen den
Behandlungsweisen a und b respektiv c und d als den einander nächst
verwandten. Alle diese Behandlungsweisen haben gemeinsam als allein
wirksames Heilmittel den Lebensgeist, den Prana.
Die genannten Behandlungsweisen unterscheiden sich untereinander nur
durch die Form oder die Art, weil die bleibende Lebenskraft, der Prana,
dem kranken Körper zugeführt oder wie sie auf denselben angewandt wird.
Bei der mumialen Behandlung ist die "Mumie" oder der leibliche Balsam
(von Dr. Du Prel bereits erläutert) der Träger der Heilkraft des Prana
(Dr. Fickel's mineralischer Magnetismus).
Bei der sympathetischen Kur ist die geistige Mumie der unsichtbare
Träger des heilkräftigen Prana (Satanelli's "geheime Philosophie").
Die magnetische Behandlungsweise oder die magnetische Heilmethode wird
so genannt, weil unter grösseren Voraussetzungen der Lebenskräfte, nach
Art des Magnets, sich anziehen oder abstossen, der so entstehende Strom
wird Träger, Vermittler des heilenden Prana (Maxwell's "Magnetische
Heilkunde").
Bei der hypnotischen Kur vermittelt der hypnotische oder magnetische
Schlaf die Heilkraft (Professor Dr. Nussbaum's "Neue Heilmittel").
Die sympathetische und die mumiale Behandlungsweise sind bereits von
Herrn Dr. du Prel an einigen Beispielen erläutert worden. Ich möchte
daher an einem Beispiel die magnetische Kur beleuchten:
Eine Dame von 70 Jahren, welche in Berlin in der Charlottenstrasse
wohnte, hatt einen Gehirn-Schlaganfall erlitten. Ausser einer
halbseitigen Lähmung litt sie auch, wie das gewöhnlich der Fall ist bei
solchen Zerstörungsprozessen in den Kopfnervencentren, an einem nie
remittierenden intensiven Kopfweh, grenzenloser Ruhelosigkeit und
Schlaflosigkeit. Die behandelnden Aerzte konnten der Patientin keine
nennenswerte Erleichterung verschaffen, da der Gesamtzustand der
Patientin starke Schlafmittel nicht zuliess und selbst, wenn
Schlafmittel gegeben wurden und wirkten, der Schlaf der Patientin ein
ruheloser und gestörter war. Als diese mich nun eines Tages bat zu
fühlen, wie heiss ihr Kopf wieder sei, legte ich meine linke Hand voll
auf ihren Kopf deart, dass mein Fingerspitzen gerade auf den Herd des
Nervenzerfalls zu liegen kamen. Meine Hand lag kaum einige Sekunden auf
dem Kopfe der Patientin, als diese sich äusserte, es überkäme sie ein
wunderbares Gefühl der Erleichterung, des Wohlbehagens, der
Schmerzlinderung. Ich machte daraufhin die sogenannten Kopfstriche und
hatte die grosse Befriedigung, zu sehen, dass mein Prana der Patientin
die ersehnte Ruhe und Hülfe brachte. Nach einigen Wochen genügte schon
meine einfache Anwesenheit im Zimmer der Patientin, um ihr die nötige
Beruhigung zu verschaffen.
Den mechanischen Zerfall der Nervencentren, auf welchem Vorgang der
Gehirnschlag beruht, kann natürlich auch der Prana nicht rückgängig
machen. Wohl aber kann durch ihn der weitere Zerfall der Nervencentren
verzögert, und je nach der Körperbeschaffenheit und dem Lebensalter der
Patienten auf unabsehbare Zeit ganz aufgehalten werden. Hauptsächlich
aber lindert die magnetische Kur mittels des Prana die qualvollen
Begleiterscheinungen des Gehirnschlages.
Was endlich die hypnotische Behandlungsweise betrifft, so ist diese die
im Publikum am meisten bekannte Art der Behandlung der
Nervenkrankheiten. Mit dieser besonderen Art der Anwendung der
hypnotsichen Kur ist jedoch deren allgemeine Anwendung noch lange nicht
erschöpft.
Der mit Recht weithin berühmt gewesene Chirurge und Menschenfreund
(weiland Geheimer Rat und Generalarzt in München) Professor Dr. von
Nussbaum sagte: "Im hypnotischen Schlaf kann man jede Arzneiwirkung
durch Suggestion erreichen, gleichgültig sogar, ob die Arznei wirklich
vorhanden oder nur fingiert ist." Aber in einer Versammlung im
chemischen Hörsaal in München sagte dieser grosse Gelehrte ferner:
"Ich bin mir wohl bewusst, dass ich eine sehr schlüpfrige Bahn betrete,
wenn ich von der Hypnose zu sprechen wage, aber ich baue auf die vielen
Beweise von Vertrauen, welche ich erlebt habe, so dass ich glaube, dass
man mich nicht für fähig hält, einer Schwindelei das Wort zu
reden".
Professor von Nussbaum fühlte, dass die breite Oeffentlichkeit nicht
der rechte Ort für die Behandlung dieses Gegenstandes ist, und er
wwarnte ernstlich vor dem Missbrauche der wunderbaren Kraft. Auch er
erkannte an, dass nur durch das unbedingte Vertrauen, durch den
unbedingten "Glauben" Heilungen mittels des magnetischen Astralfluids
(des Prana) bewirkt werden.
Jede missbräuchlicher Anwendung desselben, sei es mittels der Hypnose
oder der Mumie, ist schwarze Magie. Nur Gotteswirker, nur
Theurgen, die stark im Glauben sind an ihren Gott, von dem alle
Lebenskraft fliesst, mögen sich der Gotteskraft des nie versiegenden
Lebens zum besten ihrer Mitmenschen bedienen.
[Aus 'Der Grosse Theodor Reuss Reader'.]
Transkripte:
Deutsch: Pranatherapie.
English: Prana Therapy.
Français: Prana thérapie.
Foto von Faksimile:
Theodor Reuss: Pranatherapie.
Theodor Reuss'
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